Juden sind in Deutschland wieder gefährdet! (Foto: Pixabay)

Woher dieser Hass gegen Israel

Diesen Beitrag haben wir auf Facebook gefunden. Er dient als Ausgleich für irgendwelche Verschwörungstheorien, die in den unterschiedlichsten Blasen gerade wieder die Runde machen. Blasen, in denen leichtgläubige Menschen irgendwelche globale Strippenzieher zu Göttern erhöht werden, die die Geschicke der Welt lenken. (Jüngstes Beispiel: Mohammed ist eine Erfindung von Soros und Schwab hat den Koran geschrieben, aber Putin wird uns von diesen islamistischen Teufeln erlösen) Manchmal aber ist es auch ganz einfach:

Die erste Frage, die man sich stellen muss, ist, warum eine religiöse Ideologie mit dem Namen #Islam überhaupt existiert. Nach islamischer Vorstellung war der abrahamitische Gott bereits Moses (Musa) und Jesus (Isa) erschienen und über sie jeweils die Thora (Tawrat) und die Bibel (Indschil) offenbart.

Es stellt sich damit die Frage, warum der abrahamitische Gott nach islamischer Vorstellung ein letztes Mal ein heiliges Buch (Koran) offenbaren musste. Ich nehme die Antwort für das Verständnis vorweg: Der Grund dafür liegt darin, dass gemäss islamische Vorstellung die Anhänger der Vorgängerreligionen ihre eigene Schrift verfälscht, wenn nicht gar böswillig gefälscht hätten. Darauf werde ich noch eingehen. Der abrahamitische Gott musste also deshalb ein letztes heiliges Buch offenbaren, welches nach islamischer Vorstellung unverfälscht war.

Damit war die Offenbarung auch abgeschlossen. Im Islam nennt man das «Siegel des Propheten». Nach Mohammed gibt es nach islamischer Vorstellung keinen Propheten mehr. Ein solcher wäre ein «falscher Prophet». Damit ist der Koran nach islamischer Vorstellung das perfekte und unverfälschte Wort Gottes, während die Schriften der abrahamitischen Vorgängerreligionen zwar achtenswert sind, weil sie Worte vom abrahamitischen Gott enthalten, aber dennoch unvollkommen, weil sie verfälscht wurden, und zwar durch die jeweiligen Glaubensangehörigen. Hervorzuheben ist zudem, dass sich der Islam klar gegen die abrahamitischen Vorgängerreligionen richtet, vor allem aber gegen das Christentum und etwas weniger gegen das Judentum.

Der Islam ist damit vor allem antitrinitarisch, d.h. er richtet sich gegen die von der Byzantinischen Kirche vertretene Trinitätslehre. Der Antitrinitarismus ist derart zentral, dass er im islamischen Glaubensbekenntnis vorkommt. Das «Es gibt keinen Gott ausser Gott (…)» ist nichts anderes als ein antitrinitarischer Slogan gegen «Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes». Wie zentral der Antitrinitarismus im Islam ist, kann auch aus dem islamischen Hauptgebet al-Fatiha (Sure 1 des Koran, Verse 6 und 7) entnommen werden. «Führe uns den geraden Weg, den Weg derer, denen Du Gnade erwiesen hast, nicht (den Weg) derer, die D(ein)em Zorn verfallen sind und irregehen!» Unter den Irregehenden sind die Christen zu verstehen, weil sie nach islamischer Vorstellung die wahre Natur Jesu nicht erkannt haben. Jesus ist im Islam ein Prophet, ja sogar Messias und wird auch nach islamischer Vorstellung am Jüngsten Tag Gericht halten, weshalb er auch im Islam verehrt wird; aber er ist niemals Gottes Sohn und schon gar nicht Gott selbst! Unter denjenigen, die gemäss dem islamischen Hauptgebet dem Zorn Gottes verfallen seien, sind gemäss einhelliger und unumstrittener Auslegung die Juden zu verstehen.

Der Grund, weshalb die Juden dem Zorn Gottes verfallen seien und gläubige Muslime in ihrem Hauptgebet, welches dem christlichen Vaterunser entspricht, mehrmals am Tag Gott darum bitten, dass sie bloß nicht so werden wie sie, ist im Koran selbst zu finden. Einerseits wird ihnen vorgeworfen, dass sie Gottes Zeichen verleugnet hätten, dessen Gebote missachteten und Propheten ungerechterweise ermordeten (Sure 3, Vers 112) und andererseits werden die Juden beschuldigt, nach ihrem Gutdünken die Thora verfälscht zu haben (Sure 2, Vers 75). Unter dem Vorwurf der Thorafälschung ist in erster Linie aber nicht ausschliesslich die fehlende Erwähnung Mohammeds in der Thora zu verstehen, weil dessen Ankunft gemäss islamischer Vorstellung ursprünglich bereits in der Thora angekündigt gewesen sei. Weil Mohammed in der Thora fehlt, was unstrittig zutrifft, können nach islamischem Verständnis nur die Juden dahinterstecken, die böswillig Mohammed aus der Thora entfernt und damit ihre eigene Heilige Schrift gefälscht hätten.

Und dies ist aus islamischer Sicht deshalb so schlimm und eine Todsünde, weil die Offenbarung der Schrift, welche die Juden empfangen und anschliessend nach ihrem Gutdünken gefälscht hätten, durch den gleichen Gott erfolgte, wie derjenige, der von den Muslimen angebetet wird. Versetzen wir uns nun in die Lage eines gläubigen Muslims… Er hat die perfekte abrahamitische Religion empfangen, die den beiden anderen abrahamitischen Religionen überlegen ist. Wenn er, der gläubige Muslim, den wahren Glauben lebt, müsste doch der gerechte Gott die Muslime belohnen und dafür sorgen, dass es den Muslimen auf der Welt gutgeht. Vor allem müsste es den Muslimen doch besser gehen als den Christen und den Juden. Damit ist er zunächst mit dem Erfolg konfrontiert, die es in westlichen, christlich geprägten Ländern gibt. Und dann Israel: Diejenigen, die dem Zorn Gottes verfallen sind (was gibt es Schlimmeres?), sind erfolgreich, haben die Wüste zum Blühen gebracht, verfügen über eine starke technisch hochgerüstete Armee, über moderne Start-Ups, High-Tech usw. Anders ausgedrückt: Israel ist eine Erfolgsgeschichte! Was kann in einem solchen Fall einem gläubigen Muslim durch den Kopf gehen?

«Wie kann das sein? Wie kann ein gerechter Gott ausgerechnet die Juden, die eigentlich im Elend leben müssten, so favorisieren?» Und vor allem: «Wer hat uns das angetan?» «Wir wurden überrumpelt und betrogen!» «Man hat uns bestohlen!» Allah, der Islam, Mohammed, die eigene politische Führung, die eigene Persönlichkeit können natürlich keine Rolle spielen. Irgendjemand muss ja der Schuldige sein.

In der “Perfektion” ist der Schuldige nicht zu suchen. Mit anderen Worten geht es bei diesem Hass aus meiner Sicht vor allem auch mit diesem Widerspruch, mit dem sich Muslime tagtäglich konfrontiert sehen. Die politischen Zustände, die Gewalt, Kriege, wirtschaftliche Misere, soziale Ungerechtigkeit, Stellung der Frau, fehlende Demokratie, fehlende Rechtsstaatlichkeit, Flucht… Es ist dann sehr einfach hier einen Sündenbock auszumachen und wer eignet sich besser dafür als die Juden, erst recht weil sie “ungerechterweise” so stark und erfolgreich sind?

 

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