Volle Unterstützung der Frankfurter Uni-Linken und Klimafreaks: Hamas-Terroristen im Gazastreifen (Foto:Imago/ZUMAWire)

Über den Antisemitismus im muslimischen Kontext

Die Grundlage des Antisemitismus im muslimischen Kontext ist der islamische Antijudaismus. Es handelt sich dabei um einen originären – d.h. vom christlichen Antijudaismus losgelösten und unabhängig entstandenen – Antijudaismus, der in allen möglichen Quellen der Scharia vorzufinden ist. Der islamische Antijudaismus ist im Koran, der Primärquelle der Scharia zu finden, aber auch in den Hadithen, die in ausserkoranischen Hadith-Sammlungen über Taten, Verhaltensweisen, Befehle, Empfehlungen des Propheten berichten, die teilweise kanonisch sind sowie in der Sira, der frommen kanonischen Prophetenbiographie.

Von Emrah Erken (gefunden auf X)

Islamischer Antijudaismus findet sich aber auch in den relevanten Kommentaren zu diesen Schriften, in Fatwas (Rechtsgutachten) und in vielen Publikationen religiösen Inhalts. Für einen Europäer, der sich nur über die Printmedien und übers Internet mit dem #Islam befasst hat, ist das Ausmass des Judenhasses im Islam und zwar bereits in dessen Grundlagen kaum vorstellbar. Bereits in der Eröffnungssure des Koran, der al-Fatiha, werden die Juden negativ umschrieben. Die erste Sure im Koran hat im Islam eine zentrale Bedeutung, weil sie das islamische Hauptgebet ist. Der gläubige Muslim, der die obligaten fünf Gebete des Tages verrichtet, wiederholt sie mehrmals und bezeichnet dabei die #Juden, ohne sie ausdrücklich zu nennen als jene, die dem Zorn Gottes verfallen seien. In den Ayat 6 und 7 der Sure heißt es: „Führe uns den geraden Weg, den Weg derer, denen Du Gnade erwiesen hast, nicht (den Weg) derer, die D(ein)em Zorn verfallen sind und irregehen!“

Der Grund, weshalb die Juden gemäss der ersten Sure des Koran dem Zorn Gottes verfallen seien und gläubige Muslime in ihrem Hauptgebet, welches dem christlichen Vaterunser entspricht, mehrmals am Tag Gott darum bitten, dass sie bloß nicht so werden wie Juden, ist im Koran selbst zu finden. Einerseits wird ihnen vorgeworfen, dass sie Gottes Zeichen verleugnet hätten, dessen Gebote missachteten und Propheten ungerechterweise ermordeten (Sure 3, Vers 112) und andererseits werden die Juden beschuldigt, nach ihrem Gutdünken die Thora verfälscht zu haben (Sure 2, Vers 75). Unter „Ermordung von Propheten“ (Sure 3, Vers 112) ist nicht etwa die Kreuzigung Jesu zu verstehen, wie ein westlicher Leser erwarten würde, weil die Muslime nicht daran glauben, dass Jesus am Kreuz gestorben ist, dies obwohl die Kreuzigung Jesu und seine Taufe die wohl sichersten Informationen aus dem Leben des historischen Jesus darstellen.

Es sind andere Propheten gemeint, die von den Juden ermordet worden seien. In den Hadithen wird das Motiv des Prophetenmordes durch die Juden sogar auf den Tod von Mohammed selbst übertragen. Gemäss Hadith-Quellen, die nach islamischer Vorstellung als sahih und damit als besonders vertrauenswürdig und heilig gelten, sei Mohammed an den Spätfolgen eines Giftmordanschlags durch die Juden verstorben, die ihm nach der Eroberung Khaibars vergiftetes Hammelfleisch zum Essen angeboten hätten (etwa in den Hadith-Sammlungen Sahih Bukhari und Abu Dawud). In anderen Überlieferungen ist es eine Jüdin, die Mohammed versucht zu vergiften, wobei seine Begleiter auf der Stelle umkommen, die vom gleichen Fleisch gegessen hätten. Der Giftanschlag sei im Übrigen ein Test gewesen, um festzustellen, ob Mohammed tatsächlich ein Prophet sei. Nachdem Mohammed gemäss Überlieferung zunächst überlebt, wird nach islamischer Vorstellung seine Propheteneigenschaft bewiesen.

Er stirbt aber dennoch an den Folgen, womit das Prophetenmordmotiv im Kontext des islamischen Antisemitismus sogar beim Propheten des Islam erfüllt wird. Wie schwerwiegend der Vorwurf ist, dass Mohammed an den Folgen eines Giftmordanschlags durch die Juden umgekommen sei, muss hier wohl kaum näher erörtert werden. Unter dem Vorwurf der Thoraverfälschung gegenüber den Juden (Sure 2, Vers 75) ist zunächst die fehlende Erwähnung Mohammeds in der Thora zu verstehen, weil dessen Ankunft nach islamischem Verständnis bereits dort angekündigt worden sei. Weil Mohammed in der Thora fehlt, was durchaus zutrifft, können nach islamischem Verständnis nur die Juden dahinter stecken, die in ihrer angeblichen Böswilligkeit Mohammed aus der Thora entfernt und damit ihre eigene Heilige Schrift verfälscht hätten. Aber auch Stellen der Thora, die mit dem Koran nicht übereinstimmen, werden als spätere jüdische Fälschungen betrachtet.

Entsprechende Vorwürfe gibt es übrigens auch gegenüber Christen. Obwohl diese angeblichen Schriftfälschungen durch die Juden deren eigene Schrift betreffen, wird dies auch aus islamischer Perspektive als eine schwere Sünde angesehen, weil damit die Juden das Wort des gemeinsamen abrahamitischen Gottes gefälscht haben sollen. Es geht also nicht nur darum, dass Mohammed in der Thora fehlt. Vielmehr geht es auch darum, dass überhaupt eine heilige Schrift des Gottes von Abraham verfälscht worden sei, und zwar durch die Juden. Im Koran finden sich weitere sehr schwerwiegende antijüdische Verschwörungstheorien gegen Juden, von denen ich einige wiedergeben möchte, die keiner weiteren Interpretation bedürfen. Sie stammen alle aus der gemäss islamischer Tradition zeitlich letzten Sure, namentlich Sure 5. Sure 5, Verse 12-14 “Allah hatte ja mit den Kinder Isrāʾīls ein Abkommen getroffen. (…) Dafür, daß sie ihr Abkommen brachen, haben Wir sie verflucht und ihre Herzen hart gemacht.

Sie verdrehen den Sinn der Worte, und sie haben einen Teil von dem vergessen, womit sie ermahnt worden waren. Und du wirst immer wieder Verrat von ihnen erfahren – bis auf wenige von ihnen. (…) Und (auch) mit denen, die sagen: „Wir sind Christen“, haben Wir ihr Abkommen getroffen. Aber dann vergaßen sie einen Teil von dem, womit sie ermahnt worden waren. So erregten Wir unter ihnen Feindschaft und Haß bis zum Tag der Auferstehung. (…)” Sure 5, Vers 41 O du Gesandter, lasse dich nicht durch jene traurig machen, die im Unglauben dahineilen, unter denen, die mit ihren Mündern sagen: „Wir glauben“, während ihre Herzen nicht glauben. Und unter denjenigen, die dem Judentum angehören, unter ihnen gibt es manche, die auf Lügen horchen, die auf andere Leute horchen, die nicht zu dir gekommen sind. Sie verdrehen den Sinn der Worte, nach(dem sie an) ihrer (richtigen) Stelle (waren), und sagen: „Wenn euch dies gegeben wird, dann nehmt es an. Wenn euch dies aber nicht gegeben wird, dann seht euch vor.“ Wen Allah der Versuchung aussetzen will, für den wirst du gegen Allah nichts (auszurichten) vermögen. Das sind diejenigen, deren Herzen Allah nicht rein machen wollte. Schande gibt es für sie im Diesseits, und im Jenseits gibt es für sie gewaltige Strafe; Sure 5, Vers 51 „Ihr Gläubigen! Nehmt euch nicht die Juden und die Christen zu Freunden! Sie sind untereinander Freunde (aber nicht mit euch). Wenn einer von euch sich ihnen anschließt, gehört er zu ihnen (und nicht mehr zu der Gemeinschaft der Gläubigen). Gott leitet das Volk der Frevler nicht recht.“ Sure 5, Vers 64 “Und die Juden sagen: „Allahs Hand ist gefesselt.“

Ihre (eigenen) Hände seien gefesselt und sie seien verflucht für das, was sie sagen. Nein! Vielmehr sind Seine Hände (weit) ausgestreckt; Er gibt aus, wie Er will. Was zu dir (als Offenbarung) von deinem Herrn herabgesandt worden ist, wird sicherlich bei vielen von ihnen die Auflehnung und den Unglauben noch mehren. Und Wir haben unter ihnen Feindschaft und Haß erregt bis zum Tag der Auferstehung. Jedesmal, wenn sie ein Feuer zum Krieg anzünden, löscht Allah es aus. Und sie bemühen sich, auf der Erde Unheil zu stiften. Aber Allah liebt nicht die Unheilstifter.” Ein weiterer wichtiger Aspekt des islamischen Antijudaismus auf der Grundlage der Scharia ist insbesondere die Dhimma, die unfreiwillige „Schutzbefohlenheit“ von Juden und Christen unter muslimischer Herrschaft, die eine immerwährende Diskriminierung für diese Menschen bedeutete, die in muslimischen Mehrheitsgesellschaften lebten, in denen die Scharia galt.

Der zynisch anmutende Begriff „Schutz“ ist übrigens durchaus ernstgemeint, weil andere Religionsangehörige – insbesondere Polytheisten – überhaupt keine Daseinsberechtigung hatten. Die Dhimmi durften in einer Scharia-Gesellschaft deshalb überleben und überhaupt existieren, weil sie den gleichen abrahamitischen Gott anbeteten wie die Muslime und aus islamischer Perspektive „Leute der Schrift“ waren. Die aus islamischer Sicht „privilegierten“ Dhimmi mussten sich allerdings erkennbar als Juden respektive Christen kleiden (teilweise mit besonderen Farben), sie durften kein Pferd reiten, damit verhindert werden konnte, dass sie über den Muslimen standen (einerseits faktisch und andererseits auch sozial), sie durften ihre Häuser nicht höher bauen als diejenigen von Muslimen, sie konnten nur unter schwierigsten Bedingungen und nur höchst ausnahmsweise neue Gotteshäuser bauen und durften verfallende nicht renovieren. Sie wurden in Zivil- und Strafprozessen rechtsungleich und willkürlich behandelt, wenn die Gegenpartei ein Muslim war. Dhimmi mussten unter anderem aber auch eine Sondersteuer – die sogenannte Dschizya – als Gegenleistung für ihren „Schutz“ entrichten, welche die nachfolgende folgende koranische Grundlage hat: Sure 9, Vers 29 „Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Gott und den jüngsten Tag glauben und nicht verbieten (oder: für verboten erklären), was Gott und sein Gesandter verboten haben, und nicht der wahren Religion angehören – von denen, die die Schrift erhalten haben – (kämpft gegen sie), bis sie kleinlaut aus der Hand Tribut entrichten!“

In der Praxis bedeutete dies, dass sich ein Jude oder ein Christ persönlich zum Steuereintreiber begeben musste und sich nicht vertreten lassen durfte, weil die Steuer „kleinlaut“ und „aus der Hand“ zu zahlen war, wie dies der Koran vorschreibt. Beim Zahlvorgang mussten sie ihr Haupt senken und sie bekamen unmittelbar nach der Zahlung einen Klaps auf den Hinterkopf, um sie daran zu erinnern, dass sie der falschen Religion angehörten. Eine Hadith-Überlieferung ist allerdings derart schwerwiegend wie nichts anderes in der Scharia, wenn es um den islamischen antijudaismus geht. Sie ist mehrfach – sowohl in Sahih Muslim als auch in Sahih Bukhari – sprich in den heiligsten Hadithquellen des sunnitischen Islam übermittelt. Hier die Version aus Sahih Muslim: „Der Prophet sagte, daß die Stunde nicht kommen wird, bis die Muslime die Juden bekämpfen und umbringen; bis der Jude sich hinter dem Stein und Baum versteckt und der Stein und der Baum sagen wird: Oh, du Muslim, oh, du Diener Allahs, dies ist ein Jude, der sich hinter mir versteckt, komm und bring ihn um! Bis auf Gargat dieser ist von den Bäumen der Juden.“

Im Islam ist die Stunde des Jüngsten Tages die Heilserwartung schlechthin und zwar durch Zerstörung jeglichen Lebens, Auferstehung und Gericht. Mit anderen Worten bedeutet dies, dass die Vernichtung aller Juden Voraussetzung für die islamische Eschatologie ist und deshalb soll jeder Muslim Juden töten, bis sich die letzten hinter Steinen und Bäumen verstecken, wobei sich diese ganz am Schluss mit den Muslimen solidarisieren würden, um diese Aufgabe zu erfüllen, die der Prophet dem Gläubigen befohlen hat. Zusammengefasst bedeutet dies, dass bereits in den Quellen der Scharia ein solides Grundgerüst für alle möglichen Formen des modernen Antisemitismus im muslimischen Kontext vorhanden ist. Die antijüdischen Inhalte sind dabei wesentliche Bestandteile des Glaubens selbst, wenn man bedenkt, dass solche sogar im islamischen Hauptgebet und im Zusammenhang mit der islamischen Heilserwartung vorhanden sind.

Es wäre allerdings falsch, wenn man den heutigen „modernen“ islamischen Antisemitismus im muslimischen Kontext allein auf die Inhalte der Scharia reduzieren würde, welche zugegebenermaßen auch typische antisemitische Verschwörungsmythen beinhalten, wie etwa dass Juden lügen und die Bedeutung der Worte verdrehen würden und sogar so weit gegangen seien, dass sie ihre eigene Schrift verfälscht hätten. Sehr wichtig ist in diesem Zusammenhang aber auch die Feststellung, dass dieser Antijudaismus individuell zu durchbrechen war und heute noch ist. Sobald nämlich ein Jude oder ein Christ – sprich eine Person, die zuvor den Dhimmi zugerechnet wurde – den „wahren Glauben“, namentlich den Islam, annahm, spielte es keine Rolle mehr, ob er selbst respektive seine Familie in der Vergangenheit einmal jüdisch waren. So betrachtet war die Dhimma, welche Juden und Christen diskriminierte, immer auch ein gutgemeintes Druckmittel, damit diese Menschen mehr oder weniger „freiwillig“ den Islam annahmen, was faktisch auch geschah. Die Konversion „heilte“ sozusagen den ursprünglichen Juden, weiterhin Opfer von Antijudaismus zu sein, was mit dem Antisemitismus der Nationalsozialisten ganz offensichtlich nicht gleichgestellt werden kann.

Ähnliches gilt natürlich auch im christlichen Kontext. Sobald ein Jude sich taufen liess, gehörte er zur christlichen Glaubensgemeinschaft und war nicht mehr ein Objekt eines christlich motivierten antijüdischen Hasses respektive Diskriminierung. Der islamische Antijudaismus sowie die islamische Christenfeindlichkeit fand – so wie ich vorhin dargelegt habe – in der Dhimma ihren Ausdruck. Diese Diskriminierung war in allen muslimisch geprägten Gesellschaften, in welchen die Scharia massgeblich war, schon immer vorhanden, was auch heute noch zutrifft. Insbesondere ab dem späteren 19. Jahrhundert wurde dieser islamische Antijudaismus durch äussere Inputs angereichert. Zunächst ist dabei etwa auf den arabischen sowie auf den türkischen Nationalismus hinzuweisen. Der ideale Bürger in diesen säkular geprägten Gesellschaften war schon immer der sunnitische Muslim. Juden und Christen konnten nie Teil dieser nationalen Identität werden.

Daran hat sich nicht einmal in der Türkei und zwar während der gesamten Dauer der Türkischen Republik etwas geändert, auch wenn sich der Staat heute noch als laizistisch definiert. Die Folge dieses Nationalismus, der eine religiöse Komponente enthält, die klar auf die vorhin aufgeführten Inhalte der Scharia zurückgehen, hatte in der Türkei vor allem gegenüber christlichen Minderheiten gravierende Konsequenzen. Diesbezüglich ist vor allem auf den Völkermord an den christlichen Minderheiten vor der Gründung der Republik hinzuweisen, deren Nutzniesserin die neugegründete Republik war, mit dem Konzept des türkischen Staatsangehörigen, der ohne dass es ausdrücklich ausgesprochen wurde, ein sunnitischer Muslim zu sein hatte und kein Alevite, kein Christ aber auch kein Jude. Es kam der neugegründeten Republik gelegen, dass wesentlich weniger Christen das Staatsgebiet bewohnten, als dies ursprünglich der Fall war, was die Schöpfung des Idealbürgers begünstigte.

Meines Erachtens ist dies eines der wichtigsten Motive für die Leugnung des Völkermordes an den Armeniern. Die Bejahung dieses Völkermordes wird von Nationalisten als eine Art Verneinung des Nationalstaates angesehen sowie eine Verneinung des türkischen Idealbürgers, der natürlich ein sunnitischer Muslim sein musste. Ein hervorragendes Beispiel für die Diskriminierung der christlichen und der jüdischen Minderheiten in der laizistischen Türkischen Republik ist die von der Regierung Şükrü Saracoğlu in den Jahren 1941 und 1942 erhobene Varlık Vergisi (Vermögenssteuer). Die Steuer diente der Türkisierung der Wirtschaft und verfolgte das Ziel, die Vormachtstellung der religiösen Minderheiten in diesem Bereich zu beenden. Sie sollte damit vor allem die wohlhabenden Mitglieder der jüdischen, griechischen und armenischen Minderheiten treffen. Der damalige Präsident Ismet Inönü, der Nachfolger von Atatürk und eines seiner besten Freunde, soll über das Gesetz gesagt haben, dass man den Markt den Türken übergebe, wenn man die auf dem türkischen Markt dominanten Ausländer beseitige.

Wenn die Steuerpflichtigen der Zahlung nicht nachkommen konnten, wurden sie in ein Arbeitslager geschickt. Die erhobene Vermögenssteuer sah wie folgt aus: Armenier: 232% Juden: 179% Griechen: 156% Muslime: 4,94% Das Beispiel zeigt, dass die vorhin dargelegte Dschizya-Mentalität aus der Scharia selbst zu den Zeiten des türkischen Laizismus, als dieser aufgrund der Einparteienherrschaft der Republikanischen Volkspartei (CHP) wesentlich erheblicher war als zu späteren Zeiten, einen Nachhall hatte. Das bedeutet, dass religiöse Motive sogar Eingang in ein streng säkulares System gefunden hatten. Der Idealbürger war ein sunnitischer Muslim und Juden und Christen, die zwar die türkische Staatsangehörigkeit bekommen hatten, waren Bürger zweiter Klasse und wurden bewusst diskriminiert. Wenn man der Ansicht sein sollte, dass diese Diskriminierung nicht unmittelbar wegen der diskriminierenden Inhalte der Scharia erfolgten, müsste man meines Erachtens zumindest eingestehen, dass diese religiösen Inhalte mindestens mittelbar eine Wirkung hatten. Auch später in der Republikanischen Zeit hatte dieser vom Islam mindestens mittelbar beeinflusste Türkische Nationalismus Auswirkungen auf die jüdische und die christlichen Minderheiten. Am 6. Und 7. September 1955 fand das Pogrom von Istanbul statt, nachdem das unwahre Gerücht verbreitet wurde, dass das Geburtshaus von Atatürk in Thessaloniki in die Luft gesprengt worden sei. Die Übergriffe fanden nicht nur – wie man annehmen könnte – gegenüber der griechischen Minderheit statt.

Vielmehr griffen die Pogrom-Beteiligten auch Armenier und Juden an. Später, im Jahr 1961, wurde der damalige Premier Adnan Menderes aufgrund dieser Ereignisse schuldig gesprochen und gehängt. Allerdings hatten diese Ereignisse zur Folge, dass christliche Minderheiten in sehr grossen Zahlen die Türkei verließen, aber auch sehr viele Juden, die spätestens jetzt in den neugegründeten jüdischen Staat einwandern sollten. Als Beispiel des arabischen Nationalismus, der mit ähnlichen Motiven gegen die jüdischen und christlichen Minderheiten hetzte, möchte ich insbesondere das Beispiel des Farhud nennen, das Pogrom von Bagdad vom 1. und 2. Juni 1941, welches der Anfang vom Ende der 2600 Jahre andauernden jüdischen Präsenz im Zweistromland war. Ein arabischer Mob verletzte über 1.000 Menschen, jüdische Frauen wurden von Gruppen vergewaltigt und verstümmelt. Die genaue Zahl der Getöteten ist nicht bekannt, es wird von mindestens 180 ermordeten Juden ausgegangen, manche Quellen geben auch bis zu 600 an. Eine Synagoge wurde eingenommen und Thora-Rollen verbrannt. Wie an diesem Beispiel bestens zu erkennen ist, existierten solche antisemitischen Übergriffe im Zusammenhang mit dem arabischen Nationalismus auch vor der Gründung des Staates Israel. Als der Staat Israel gegründet wurde, ist die antisemitische Komponente des arabischen Nationalismus nur stärker geworden. Ab diesem Zeitpunkt wurden überall in der arabischen Welt Juden zu Sündenböcken gemacht, was zur Folge hatte, dass vor allem die Arabisch sprechende muslimische Welt heute weitestgehend „judenfrei“ ist.

Es handelt sich um eine ethnische Säuberung gewaltigen Ausmaßes, von der heute kaum jemand spricht. Die Nachfahren dieser Menschen, die Mizrahi Juden, leben heute praktisch alle in Israel. Hier eine Übersicht (Quelle: Wikipedia) Zu erwähnen bleibt, dass der moderne nationalistisch motivierte Antisemitismus im muslimischen Kontext auch Inputs aus den Antisemitismen aus Europa bekam. So war beispielsweise der Grossmufti von Jerusalem, der als Organisator des vorerwähnten Farhud gilt, ein Mitglied der SS war. Auch die sogenannten Protokolle der Weisen von Zion, eine Fälschung über eine angebliche jüdische Weltverschwörung, die vermutlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Russland entstand, erfreuen sich bei solchen Antisemiten schon seit vielen Jahren äusserster Beliebtheit. In der arabischen Welt finden sich heute noch Nationalisten, die Adolf Hitler verehren, insbesondere wegen seiner Vernichtungspolitik gegenüber Juden.

Ich komme auf den islamistisch motivierten Antisemitismus. Um diesen Antisemitismus zu verstehen, ist es wichtig zu erfassen, was der Islamismus überhaupt ist und was er anstrebt. Beim Islamismus geht es sehr wesentlich darum, die Entwicklungen in der muslimischen Welt, die zu säkular geprägten Nationalstaaten geführt haben, wieder rückgängig zu machen. Dieser Wunsch ist besonders schön aus den nachfolgenden Worten des Gründers der Muslimbruderschaft, Hassan al-Banna, zu erkennen: „Wir glauben fest daran, dass die Vorschriften des Islam umfassend sind und die Angelegenheiten der Menschen im Diesseits und im Jenseits regeln. Des weiteren glauben wir, dass diejenigen sich irren, die annehmen, diese Lehren behandelten lediglich die Aspekte des Glaubens und der Spiritualität. Denn der Islam ist Gottesdienst und Glaubensgrundsatz, Heimatland und Staatsangehörigkeit, Religion und Staat, Idee und Wert sowie Koran und Schwert.“ Es geht damit im Ergebnis um die Errichtung eines totalitären Gottesstaates auf der Grundlage der Scharia. Dass Juden und Christen in einem solchen Gottesstaat so behandelt werden, wie die Scharia es vorschreibt, sollte sich nach meinen Ausführungen über die Dhimma von sich von selbst verstehen. Wie unmittelbar die Scharia auf die antisemitische Ideologie von Islamisten wirkt, ist etwa in Artikel 7 der Charta der Hamas erkennbar, die sich in Artikel 2 als Teil der globalen Muslimbruderschaftsbewegung zu erkennen gibt.

Ganz am Schluss von Artikel 7 der Hamas Charta ist der oben zitierte Hadith wiedergegeben, gemäß dem Muslime sämtliche Juden auf der Welt (also nicht „nur“ die Israeli) ermorden müssten, damit sich die islamische Eschatalogie erfülle. Zusammengefasst bedeuten diese Informationen, dass der Antisemitismus im muslimischen Kontext sowohl in den Quellen der Scharia als auch bei den wichtigsten politischen Bewegungen in der islamischen Welt, die sich gegenseitig konkurrenzieren – namentlich bei den säkularen Nationalisten und bei den ihnen entgegenstehenden Islamisten – in einem erheblichen Masse vorhanden ist. Angefeuert werden diese Antisemitismen insbesondere durch den Nahostkonflikt aber auch durch ausländische Einflüsse. Die Folge davon ist, dass die überwiegende Mehrheit der muslimisch geprägten Gesellschaften stark antisemitisch ist und sofern eine Migration aus den jeweiligen Ländern nach Europa stattfindet, die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass die entsprechenden Migranten antisemitische Ansichten und Gefühle nach Europa importieren. Wo diese Migration besonders stark ist, kann man die Folge bereits heute sehr gut erkennen.

Vor allem aus Grossbritannien und aus Frankreich findet eine ernstzunehmende Auswanderung nach Israel statt. Meines Erachtens ist es nur eine Frage der Zeit, dass das Gleiche leider auch in anderen Ländern geschehen wird, die eine hohe Migration von muslimischen Migranten zu verzeichnen haben, insbesondere wenn es sich dabei um Islamisten oder um arabische respektive türkische Nationalisten handelt.

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