Zu welch einer peinlichen Karikatur der deutsche Rechtsstaat geworden ist, zeigte sich vergangene Woche beim Prozess gegen Clan-Boss Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder um angebliche Straftaten zum Nachteil von Rapper Bushido in Berlin. Nach über drei Jahren scheint zwar ein Ende in Sicht, am 107 (!) Verhandlungstag geriet jedoch der ganze Prozess in Gefahr, weil die Berliner Justiz nicht die erforderlichen sieben Wachtmeister aufbieten konnte, um die Sicherheit des Saales zu gewährleisten. Zunächst waren nur zwei verfügbar.
Es dauerte zwei Stunden, bis Personal von anderen Aufgaben abgezogen werden und der Prozess endlich starten konnte – allerdings nur für ganze 19 Minuten. Dann musste alles bis 20 November vertagt werden, weil die Mitarbeiter sich wieder ihren eigentlichen Aufgaben widmen mussten. Der Vorsitzende Richter bedankte sich dennoch bei den Teamleitern, die dies möglich gemacht hätten. Personalmangel, die Ferienzeit und Krankheiten waren für den Wachtmeisterengpass verantwortlich.
Nicht einmal genau Personal für den Saalschutz
Abou-Chaker soll die von Bushido gewünschte Trennung nicht akzeptiert und ein Millionenvermögen verlangt haben. Anfang 2018 soll der Rapper in einem Büro eingesperrt, beleidigt, mit einer Plastikflasche und einem Stuhl angegriffen worden sein. Der deutsche Staat bzw. seine Hauptstaat schaffen es um ein Haar, den Prozess gegen einen Schwerverbrecher, der zu den Clans gehören, die die kriminelle Szene Berlins nach Belieben beherrschen, zum Platzen zu bringen, weil nicht genügend Personal für den Saalschutz aufgetrieben werden kann.
Dies fügt sich nahtlos in das Bild ein, das, nicht nur Berlin, sondern weite Teile des Landes mittlerweile abgeben. Die Untaten von Clanmitgliedern können kaum geahndet werden, Beleidigungen gegen Politiker aber schon. Bei den Angeklagten dürfte diese Farce die Verachtung für den deutschen Staat noch einmal verstärkt haben, falls diese überhaupt noch steigerungsfähig ist. (TPL)
