So ein Existenzrecht ist schon was Feines - Foto: Inna Reznik/Shutterstock

Israel, du bist kein Monster!

Ein Kommentar von Jürgen Stark

Auf Geisterbahnfahrt durch dunkle deutsche Buchten. Verwirrte Meinungsfindung quer durch Freundschaften und Familien hindurch. Aus ehemaligen Feinden werden Brüder, vereint im Hass auf die bösen Juden. Soviel ist schon mal sicher: Der deutsche Diskurs entgleitet und wird obszön. Wir rasten aus. Dabei ist der akut provokante Sachverhalt relativ simpel, wenn man ihn denn wirklich verstehen möchte. Die einzige Demokratie im Nahen Osten, mit freien Wahlen, freier Presse, Demonstrationsrechten und beeindruckend realisierter Gleichberechtigung der Frauen mit den Männern, wird von einem benachbarten, primitiven Todfeind angegriffen, der für das gesamte Gegenteil an gesellschaftlicher Freizügigkeit steht. Die klerikalfaschistische Hamas ist ein echtes Monstrum, genährt aus der satanischen Monsterhölle einer ganz realen Diktatur im Iran – die Hassbrigaden der Hamas sind ein aus dem Ausland protegiertes Terrorregime, welches die palästinensische Bevölkerung in Gaza lediglich als Mittel zum Zweck der Errichtung eines barbarischen Weltkalifats benutzt und ihrer Freiheitsrechte beraubt.

Damit wäre fast alles gesagt. Fast. Wäre da – nicht nur in Deutschland, aber dort ganz besonders – ein völlig desolates Politikverständnis, welches ungewollt massiv zur Selbstgefährdung und geistigen Selbstauflösung führt. Die Frage müsste doch auch bei kritischsten Geistern derzeit eigentlich lauten: Was hat denn der Hauptsponsor der islamistischen Hamas – der theokratische Iran – ausgerechnet im fernen Israel und seinem Umland zu suchen?! Der deutsch-jüdische Schriftsteller Ralph Giordano, ein Überlebender des Holocaust, unterstellte dem Islam selbst bei uns Landnahme durch unter anderem die Errichtung einer monströsen Erdogan-Ditib-Moschee im Kölner Stadtteil Ehrenfeld. Er gab zu Protokoll, es sich angetan zu haben, den Koran einmal komplett durchzulesen – gefunden habe er nur unsäglich viel Gewalt gegen Andersdenkende, und: “…immer wieder Hass, Hass, Hass auf die Juden, aber auch auf die Christen.” Es geht also in Wirklichkeit bei den Surensöhnen der pervers-sadistischen Hamas-Terroristen um ein Hass-Problem mit Religionshintergrund.

Mit schwerem Dachschaden auf der Überholspur

Wer dann jetzt aber das demokratische Israel plötzlich völlig absurd zum “Monster” künstlich aufbläst, seinen Überlebenskampf in einen “Genozid‘ politisch delirierend umlügt, den gesamten weltweiten islamischen Terror seit 1979, seit Khomeinis Machtergreifung im Iran relativiert, um dann gleich noch die Hitlersche „Endlösung der Judenfrage“ durch Auslöschung eines jüdischen Staates Israel zurück ins Machbare holt, der ist ein erbärmlicher Lump. Das Existenzrecht Israels wird plötzlich nicht mehr einhellig anerkannt – weil es das in den Köpfen der Heuchler hierzulande offenbar niemals war. Israel kämpft um sein Überleben, um die Rettung von 240 gekidnappten Hamas-Geiseln und um mehr Sicherheit an seinen Grenzen und ist doch auch umzingelt von falschen „Menschheitsfamilien“-Säuselern überall, bis in die UN hinein. Doch Menschen mit schwerem Dachschaden sind nicht nur hierzulande derzeit auf der Überholspur, die Besessenheit kennt keine Grenzen mehr. Ich hasse, also bin ich.

Als am 7. Oktober ein bestialisches Massaker an mehr als 1.400 israelischen Zivilisten (!) verübt wurde, sammelten sich esoterische, grünologische, altlinkische, progressiv-sich-vermutende “Gutmenschen” aller Couleur für den finalen Showdown. Die Empörung über eintausendzweihundertfachen Mord und Folter sowie 240 Geiseln zulasten des Staates Israel war überwiegend extrem verdruckst. Ein anschwellendes “Ja, aber…” lag wie fetter Smog in der Luft. Und dann knallten plötzlich alle Gullideckel hoch, und aus linken, rechten und islamischen Kellern quoll der stinkende Schleim des Judenhasses ins ganze Land. Die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) erschrak: „Die Hamas mordet und schändet wahllos Kinder und Frauen – und das linke Milieu applaudiert. Was läuft hier gerade falsch? Der Gazakrieg hat eine Orgie des Antisemitismus entfesselt, der die besten Traditionen der Sozialdemokratie verrät: Aufklärung, Liberalität und universelle Werte.

Abfällig und arrogant

In der Tat sind Sozialdemokraten nicht gerade in den hinteren Reihen zu finden, wenn es um eine naive Migrationspolitik geht, welche gerade selbst das dröhnende Bekenntnis zu Israel, die deutsche Unterstützer-Staatsräson, des „Nie wieder“, immer lauthals bekundete und gleichzeitig unterlief. Importiert wurde der Judenhass, der stets bei den migrantischen Gruppen verharmlost wurde; der „Kampf gegen Rechts“ wurde als vielfacher Phantomkrieg zur regelrechten Obsession – aber hinter den Kulissen wurde gar nicht deutlich, was und wie denn das “Verhältnis zu den Juden” eigentlich sein soll. Irgendwo im Gegen-Nazis-sein war dieses untergebracht, also in etwa so lebendig wie altägyptische Exponate im Pergamon-Museum.

Als die letzten zwei Tage der Kalif von Istanbul, der türkische Islamo-Staatspräsident Erdogan, Berlin besuchte, hielt er seinen Judenhass allenfalls protokollarisch etwas in Grenzen; gleich nach der Abfahrt aber trat er den deutschen „Kreuzrittern“ – namentlich BuPräsi Steinmeier – und „dem anderen“ (abfällig gemeint war: Kanzler Scholz) kräftig arrogant-verbal in den Hintern. Fürwahr: Unseren „Schutz der Juden” nimmt keiner mehr ernst, denn hierzulande spricht die Regierung schon lange nicht mehr für die türkische Community, die gerade erst im Berliner Olympiastadion ein Heer türkischer Staatsfahnen schwenkte, ihre deutsche Wirts- und Gastgeberbevölkerung mit einem gellenden Pfeifkonzert demütigte und damit zeigte, zu wem sie auch hier, 60 Jahre seit den ersten Gastarbeiterverträgen, weiterhin zugehörig fühlt: Zum Neuosmanischen Reich.

Die Straße frei, Hamas marschiert

Beim Hass gegen Israel auf den Strassen marschieren deutsche Linke munter mit, in den Foren aller Richtungen hysterisiert sich alles vereint gegen Israel, das nun wahlweise entweder einen „Völkermord“ begeht, ein “Apartheitssystem” über Palästina errichtet habe oder schlicht ein Volk von „Mördern“ oder „Monstern“ sei. Die wokistischen Neolinken sind nicht mehr die Avantgarde der Aufklärung, sie sind Ordner für Gruppen in Diversität oder sie errichteten – wie Josef Joffe in dem erwähnten NZZ-Artikel meint – im Geist bereits „einen neuen Ständestaat“ – in gruseligem Einklang mit der äußeren Rechten. Hufeisen, ick hör dir trapsen! Es ist ein allgemeiner Rückfall ins Archaische.

Der stets befürchtete Tag X scheint heraufzudämmern, an dem die Deutschen den Juden nun endlich klarmachen, dass sie ihnen den Holocaust niemals verziehen haben – denn die Juden waren und sind an allem schuld. Für das, was 1933 – 1945 passierte, erst recht. Logisch! Linkskonvertiten aller Länder, vereinigt euch mit dem Islam! Dort habt Ihr  dann, wie 1979 unter Khomeini, euren Platz im Gefängnis oder am Galgen nach dem Tag der Machtübernahme eurer neuen Freunde gewiss. Die Achse des Bitterbösen steht: Linke, Rechte und fundamental Religiöse gegen die Juden. Es ist schon wieder 1933. Nie wieder Israel! Kampf dem Weltjudentum! Die Straßse frei, Hamas marschiert! Deutschland hat sich selbst verloren. Offenbar für immer.

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