Kämpfer des Politischen Islam; Bild: Shutterstock
Kämpfer des Politischen Islam; Bild: Shutterstock

Manfred Kleine-Hartlage: Das Dschihad-System (Teil IV bis VI)

Teil IV

Nachdem wir in den ersten Teilen das Terrain abgesteckt und das Thema kontextualisiert haben, geht es nun an die Analyse des Korans und somit endlich ans Eingemachte. Wir beginnen mit den älteren, von 610 bis 622 in Mekka entstandenen Suren, in denen die theologischen Grundlagen des Islam definiert werden. Wir werden sehen, wie brisant bereits diese Lehren sind, obwohl sie auf den ersten Blick bei weitem nicht so militant zu sein scheinen wie die späteren medinensischen Suren.

Teil V

Im Jahr 622 verlässt Mohammed mit seinen Anhängern seine Heimatstadt Mekka, in der er zunehmend angefeindet wird. Die Gruppe übersiedelt in die Yathrib, das spätere Medina, und übernimmt dort sehr schnell die politische Kontrolle.

Diese Hidschra (Auswanderung), mit der sich die noch junge Sekte als politischer Machtfaktor konstituiert und etabliert, ist die eigentliche Stunde Null des Islam, und mit ihr setzt folglich auch der islamische Kalender ein. Von 622 an führt Mohammed 27 Feldzüge, sodass bei seinem Tod 632 die gesamte arabische Halbinsel unterworfen ist.

Die in Medina entstandenen Suren unterscheiden sich von den mekkanischen demgemäß vor allem durch ihre explizit politisch-militärische Schwerpunktsetzung. Der Kampf gegen die Ungläubigen und deren Verdrängung und Unterwerfung avanciert nun zu einem der Hauptthemen des Korans. Da im Zweifel die jüngeren Suren Vorrang vor den älteren haben (die sog. Abrogationsregel), prägen gerade diese militanten Suren den Gesamtcharakter des Islam in besonderer Weise.

Wie sehr dieser Leitgedanke des Dschihad im Sinne des politisch-militärischen Kampfes bis in die Details des Soziallebens hinein den Charakter der islamischen Religion bestimmt, darum geht es in diesem fünften Teil der Vortragsreihe.

Teil VI

Im heutigen sechsten Teil der Vortragsreihe „Das Dschihadsystem. Wie der Islam funktioniert“ geht es um den Dschihad in der Geschichte.

Manfred Kleine-Hartlage zeigt anhand der beiden klassischen großen Dschihadwellen – der arabischen und der osmanischen –, wie die islamischen Lehren in politische Praxis umgesetzt wurden: Der Islam breitet sich klassischerweise dadurch aus, dass zuerst die politische und militärische Herrschaft über ein nichtislamisches Volk erobert und gesichert wird.

Von dieser Machtposition aus setzen Muslime die sozialen Spielregeln so, dass andere Religionen über kurz oder lang verschwinden. In gewisser Weise stimmt es also, dass der Islam „keinen Zwang im Glauben“ (Koran 2/256) kenne.

Das bedeutet aber nur, dass die Bekehrung nicht buchstäblich mit vorgehaltenem Krummsäbel erzwungen werden darf. Die strukturelle Nötigung ist damit nicht verboten und wurde zur klassischen Methode des Dschihad nach der Eroberung.

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