Bürgergeld-Empfänger bei der weitaus lohnenderen "Arbeit" (Foto: Grusho Anna/Shutterstock)

Bürgergeld statt Arbeit: Grundfalsch gesetzte Anreize

Eine ausgerechnet von Sozialminister Hubertus Heil im Auftrag gegebene Regierungsstudie über das Bürgergeld legt offen, wie wenig es sich lohnt, parallel zum Bürgergeld zu arbeiten. Denn von jedem selbst hinzuverdienten Euro bleibt Bürgergeld-Empfängern, die sich aus unerfindlichen Gründen auf diese (angesichts der faktisch gegebenen bedingungslosen Vollversogung überflüssige) Selbstkasteiung einlassen, “erschreckend wenig”, wie “Bild” schreibt. Die 200 Seiten umfangreiche Studie, die von Experten unter anderem auch des Münchner ifo-Instituts erstellt wurde, lasse “kaum ein gutes Haar am neuen Bürgergeld-System, das ‘eine hohe Komplexität und eine geringe Transparenz’ aufweise, so die Zeitung. Das “Stütze-Geflecht” sei “viel zu kompliziert”, Arbeit lohne sich “viel zu wenig” und werde “in manchen Fällen … sogar bestraft”.

Wohlgemerkt geht es hier nicht um reguläre Arbeit anstatt Bürgergeld, die für viele Niedriglohngruppen, aber auch für inzwischen schon Bezieher durchschnittliche Einkommen ab einer bestimmten Kinderzahl schon unlukrativ genug gemacht wird – sondern um zusätzliche Verdienste, die sich Bürgergeldempfänger noch dazu besorgen.

Arbeiten für ein paar Cent Mehrverdienst?

Die wissenschaftlichen Studienautoren ziehen ein bitteres Fazit: „Kaum ein Haushalt dürfte in der Lage sein, die Vorrangprüfung zwischen Bürgergeld und Wohngeld eigenständig durchzuführen oder exakt zu berechnen, wie sich zusätzliches Erwerbseinkommen auf die Transferansprüche und damit auch auf das verfügbare Einkommen auswirkt.“”Bild” bringt es auf den Punkt und schreibt, kein normaler Mensch könne sich noch selbst ausrechnen, wie viel ihm vom Bürgergeld abgezogen werde, wenn er “zur Staatsknete dazuverdienen” wolle. Denn: Oftmals bleiben ihm “nur 20 Cent oder weniger von jedem Extra-Euro übrig!”

Die Lösung der Experten laut Studie: Massive Reformen (obwohl das Hartz-IV ablösende Bürgergeld selbst ja schon angeblich das Resultat einer “Reform” war, Anhebung der Freibeträge für Zusatzeinkommen zum Bürgergeld (deutlich über die bisher anrechnungsfreien  100 Euro hinaus) und Absenkung der Abzüge für Einkommen bis 2.000 Euro, so dass mindestens 30 Prozent von Zuverdienst bleiben. Allerdings ist auch das schon ein Witz in Tüten: Es stellt sich hier für jeden, der trotz Staatsstütze seine finanzielle Situation aufbessern will, dieselbe Frage für jeden nicht-bürgergeldbeziehenden Arbeitnehmer: Warum sollte ich noch arbeiten für einen viel zu geringen Differenzbetrag zum Lohn fürs Nichtstun… (TPL)

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