Benjamin Netanyahu vor einem Porträt von Menachem Begin - Foto: Imago

Israel: Das faschistische Lügenregime schafft sich selbst ab

Die israelische Regierung ist vor lauter Verzweiflung dabei, den eigenen Staat abzuschaffen. Der Völkermord und die Kriegsverbrechen im Gazastreifen bringen das Chauvinistenfaß gar zum Überlaufen. Es formiert sich eine Kriegskoalition gegen Israel, gegen die kein Kraut mehr gewachsen ist. Netanyahu und seine Regierungs-Clique haben den Punkt längst verpasst, an dem sie noch hätten zurückrudern können. Und nicht nur sie.

von Max Erdinger

Das Beste an der traurigen Medienberichterstattung zum Völkermord und den Kriegsverbrechen der Israelis an Palästinensern, Christen, Journalisten, Ärzten, Alten, Kranken, Frauen und Kindern ist noch, daß man sich auf die Berichte von Juden berufen kann. Weil man als nächstes jedem Deutschen, der einem mit seinem superflachen Antidingsbumsismus-Vorwurf kommt, denselben stante pede in sein verleumderisches Schandmaul zurückstopfen könnte.

Max Blumenthal ist investigativer US-Journalist und Verfechter einer ungeschminkten Medienberichterstattung. Bei den Anhörungen zur geheimdienstlichen Unterwanderung und Instrumemntalisierung der sozialen Medien vor dem US-Kongreß war er zusammen mit Matt Taibi geladen, dem Mann, der nach Elon Musks Übernahme von “X” die “Twitter-Files” veröffentlichte. Seither steht fest: Die sogenannten Faktenchecker gibt es erst, seit die Wahrheit immer deutlicher ans Licht kommt. Da rollt inzwischen eine Enthüllungs-Lawine, deren jüngster Skandal in der Veröffentlichung einer Liste von 170 Prominenten aus Politik und Showbusiness ist, die mit Jeffrey Epsteins “Lolita-Express” unterwegs nach Epstein’s “Love Island” gewesen sind. US-Schlagzeile von gestern: “Bill Clinton likes them young” (Bill Clinton mag sie jung). Epstein war wegen Pädophilie bereits 2008 verurteilt worden, was keinen der Prominenten daran hinderte, sich auch weiterhin seine “Dienste” zu sichern. Dadurch hatte sie Epstein “in der Hand”. Unter seinen Kunden befanden sich u.a. Bill Clinton, Barack Obama und Joe Biden. Im August 2019 war der Pädo-Kriminelle erhängt in seiner Gefängniszelle in New York aufgefunden worden, wo er während der Untersuchungshaft erneut einsitzen musste. Seither macht der “verschwörungstheoretische” Slogan “Epstein didn’t kill himself” in den USA die Runde. Was die Veröffentlchung der 170 Klarnamen von Epsteins “Kunden” angeht, die auf richterliche Anordnung hin erfolgte, werden die höchsten Wellen in den kommenden Tagen erwartet. Es wäre schade, wenn darüber etwas anderes in den Hintergrund gedrängt werden würde, nämlich die Entlarvung der israelischen Kriegs- und Gräuelpropaganda. Die war Thema in Judge Andrew Napolitanos Stream “Judging Freedom” – und Max Blumenthal konnte dort mit bemerkenswerten Enthüllungen aufwarten.

Erstens: Am 3. Januar löschte die “Washington Post” einen lange zuvor erschienenen Artikel, in dem behauptet worden war, Hamas-Führer hätten bestimmte Hamas-Kämpfer instruiert, massenhaft IDF-Soldatinnen zu vergewaltigen. Interessant ist, auf wessen Bitte hin der Artikel aus der Mediathek entfernt wurde: Das war der israelische Verteidigungsminister Gallant. Der Artikel basierte ursprünglich auf Behauptungen Gallants als einziger Quelle. Woher kennt man das? Westliche Medienberichte zum Ukrainekrieg stützten sich oft genug auf ukrainische Behauptungen als einziger Quelle. Die wiederum hatten sich oft genug als reine Propaganda entpuppt, so, wie vor längerer Zeit schon die israelische Propagandameldung, am 7. Oktober seien 40 Babies geköpft worden.

Sullivan Gallant
US-“Sicherheitsberater” Jake Sullivan (li.) und der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant – Screenshot YouTube

Blumenthal selbst hatte die “New York Times” bereits kurz nach dem 7. Oktober der Kriegsgräuel-Propaganda überführt, als er feststellte, es gebe nirgendwo in Israel eine forensische Dokumentation für die zuvor behaupteten Massenvergewaltigungen. Daraufhin waren er und sein Kollege Aaron Maté bei “THe Grayzone” von Hillary Clintons medialem Sprachrohr “The Nation” angegangen worden, ohne daß man sich dort darum bemüht hätte, auf Blumenthals und Matés Widerlegung des zuvor von Israel gepushten Narrativs überhaupt einzugehen. Auch “The Nation” konnte keine forensischen Beweise liefern, was bei der Menge an behaupteten Vergewaltigungen eigentlich kein Problem hätte sein sollen. Blumenthal: Ganz klar sollte hier ein möglichst grauenhaftes Bild gezeichnet werden (es war auch so grauenhaft genug), um sich öffentliche Zustimmung für das brutale Vorgehen im Gazastreifen zu sichern.

Unterdessen kursiert in den sozialen Netzwerken das Selfie-Video eines IDF-Soldaten, der sich im Gespräch mit seiner Familie lachend damit brüstet, ein zwölfjähriges Palästinensermädchen umgebracht zu haben. Er suche nach Babies, aber es seien wohl keine mehr übrig.

Israelischer Babykiller
“Palliwood”? – Screenshot TikTok

Zweitens: Sowohl der jordanische König Abdullah II. als auch der ägyptische Präsident as-Sisi halten derzeit noch den Deckel auf einem Dampfkessel, der bald explodieren wird. Inzwischen waren sowohl saudische als auch yemenitische Raketen nach Tel Aviv unterwegs, die Hezbollah deckt Nordisrael mit Raketen ein, türkische und russische Truppen befinden sich in Nähe der Golanhöhen auf syrischem Boden in Wartestellung. Allein die Hezbollah ist militärisch etwa zehnmal stärker als die Hamas. Es sieht danach aus, als wolle Israel dennoch eskalieren, um die USA in diesen Krieg hineinzuziehen, da sich Netanyahu wohl allein dadurch noch Chancen ausrechnet, dem von ihm angerichteten Schlamassel “ungeschoren” zu entkommen.

Israelis bombardierten eine Trauerzug zum vierten Todestag des iranischen Kommandeurs der Quds-Einheit, Al Sulejmani. Und zwar auf iranischem Gebiet. Dabei gab es Dutzende von Toten. Offensichtlich soll Iran zu einem direkten Kriegseintritt provoziert werden, was für die US-Neocons natürlich die Erfüllung eines Traums wäre. Außerdem sprengten Israelis in Beirut einen der oberen Hamas-Führer, Al Aruri, in die Luft, obwohl das der Mann gewesen ist, mit dem sie am Tag vorher noch Verhandlungen über die Freilassung von Geiseln geführt hatten. Mit Al Aruri zusammen starben etliche andere Hamas-Offizielle. Erneut bombardierten sie außerdem ein Flüchtlingslager im Gazastreifen, was etwa 70 Opfer zur Folge hatte. Sehr zum Ärger der altbekannten US-Falken gibt sich die US-Regierung aber zögerlich. Offenbar will sie auf keinen Fall in einen Nahost-Konflikt verwickelt werden, da das den Einstieg in eine direkte Konfrontation mit Russland bedeuten würde und eventuell auch das Aus für die türkische Nato-Mitgliedschaft. Es findet ein rhetorischer Eiertanz statt, der seinesgleichen sucht. Einer der US-Flugzeugträger im östlichen Mittelmeer wurde zurückbeordert. Die USA sind derzeit nicht mehr in der Lage, logistisch und waffentechnisch mit den Russen Schritt zu halten – und das scheint man entgegen anderslautender Großmäuligkeit insgeheim auch verstanden zu haben.

Sollten sich die USA nicht in einen Nahost-Konflikt mit hineinziehen lassen, dann hätte Netanyahu heute bereits zu hoch gepokert und seines sowie das Schicksal Israels besiegelt. Sein Privathaus ist inzwischen permanent von tausenden israelischer Demonstranten umzingelt, die seinen Rücktritt fordern. Eindeutig bereits verloren hat Israel seinen vorgeblichen “Krieg gegen die Hamas” als Medienkrieg. Der überwiegende Teil der Weltpresse schreibt Israel in Grund und Boden. Die Regierung Netanyahu hat sich die Sympathien der internationalen Staatengemeinschaft gründlich verscherzt – und Südafrika hat vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag Klage wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegen Israel eingereicht. Der international angesehene Ex-US-Diplomat, Prof. Jeffrey Sachs von der Columbia University, Jude wie Blumenthal, vertritt die These, daß Gaza gerettet werden müsse, um letztlich Israel zu retten. Dort regieren “Maniacs”, denen jede langfristige Erfolgsstrategie fehlt. Es gibt keinen Krieg gegen die Hamas, der langfristig zu gewinnen ist. Angeblich soll Netanyahu sogar schon Gespräche mit Vertretern des Kongo geführt haben. Der Kongo soll die Palästinenser aufnehmen, die Netanyahu aus dem Gazastreifen vertreiben will. Ägypten hatte sich strikt geweigert. Die einzigen Palästinenser, die letztlich niemand mehr aufzunehmen bräuchte, wären die, welche von den IDF umgebracht werden. Das wären im Augenblick noch immer über zwei Millionen. Schwer vorstellbar, daß es für Netanyahu auch nur noch einen Blumentopf zu gewinnen geben könnte.

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