Holpriger Start: E-Rezept in deutschen Apotheken (Foto:Imago)

Probleme mit dem neuen E-Rezept: Digitalisierungswüste Deutschland

Es ist das typisch deutsche Digitalisierungs-Manko: Das, was in anderen Ländern längst Standard und teils schon seit 10 Jahren absolute Selbstverständlichkeit ist, verursacht in Deutschland strukturelle, technische und bürokratische Probleme von vorne bis hinten. So ist es auch bei der Einführung des papierlosen E-Rezepts, mit dem Hausärzte fortan über die Krankenkassenkarte (“Gesundheitskarte”) digital die verschriebenen Präparate hinterlegen können, die dann in der Apotheke abgeholt werden können. Doch nicht nur seitens vieler Hausärzte tun sich Probleme bei der Umstellung auf das neue Verfahren auf; auch in etlichen Apotheken verläuft der Start, so der “Spiegel“, eher “holprig”: Tatsächlich macht jedes fünfte E-Rezept Probleme.

Nach einer Übergangsphase, wo beide Verfahren – das klassische papierne und das elektronische – parallel ermöglicht wurden, sind die Arztpraxen seit 1. Januar nun verpflichtet, E-Rezepte auszustellen. Bei den Apotheken jedoch, so der “Spiegel”, sei das neue System nach Angaben des Apothekerverbandes Nordrhein “mit großen Startschwierigkeiten verbunden”. Es komme dadurch zu “erheblichen Probleme bei der zügigen Versorgung der Patienten”. Typische Fehlerquellen seien Fehler bei der Ausstellung der E-Rezepte in den Arztpraxen, von denen in Deutschland viele, vor allem die von älteren Ärzten betriebenen Land- und Hausarztpraxen, die Digitalisierung weitgehend verschlafen haben.

“ISDN von der Bundespost überprüfen”

Jouwatch erfuhr von Hausärzten, die versuchten, die “Bundespost” anzurufen, um “ihr ISDN überprüfen zu lassen”, damit sie der Probleme Herr würden (offenbar hatten sie sich die letzten 35 Jahre im Koma befunden?!?). Doch auch Probleme außerhalb des Verschuldens der Mediziner, die eher mit der maladen deutschen Infrastruktur zusammenhängen, wirken sich negativ aus – etwa Serverprobleme mit den Krankenkassen, Übertragungsprobleme oder Softwarefehler, die zu Verarbeitungsschwierigkeiten führten,

Immerhin seien nach knapp zwei Wochen “bereits die Hälfte aller Rezepte E-Rezepte”; der Verband Nordrhein frohlockt daher: “Das E-Rezept ist in den Apotheken angekommen”. Auch wenn es allmählich besser funktioniert: So richtig zufrieden sind die Apotheker jedoch nicht mit dem neuen System. Sie bewerten es mit der Schulnote drei minus. Die Deutschen haben es im Zweifel eben doch lieber analog und das dummerweise ausgerechnet dort, wo Digitalisierung ausnahmsweise einmal echte Vorteile bringt. Da, wo sie eher bedrohlich und gegen Freiheit und Selbstbestimmung zum Einsatz kommt – digitale Impfnachweise, App-Datenerfassung bei Corona oder digitale Patientenakte lassen grüßen! – stören sie sich weniger daran… (TPL)

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