Deutscher Rentner in Armut (Symbolfoto: Vadiar/Shutterstock)

Viele Rentner können Heizkosten nicht mehr bezahlen und wärmen sich in Wärmestuben auf

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Die Caritas-Wärmestube am Bundesplatz in Berlin-Wilmersdorf ist nicht mehr nur eine Zufluchtsstätte für Obdachlose. Täglich kommen auch immer mehr Rentner hierher, um sich aufzuwärmen, da das Heizen zu Hause zu teuer geworden ist und sie Angst vor hohen Heizkosten haben (bild: 12.01.23).

Ein Beitrag von Blackout-News

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„Wir bemerken, dass immer mehr Menschen kommen, weil sie einsam sind und eine geringe Rente haben“, sagt Angelika Kaljic, die Leiterin der Einrichtung. Einige bringen sogar ihre Heizkostenabrechnungen mit. Sie sagt: „Natürlich berührt mich das, aber ich weiß, dass ich in einigen Fällen helfen kann.“ Rudi, ein 75-Jähriger aus Buckow, kommt seit 15 Jahren hierher. Er genießt eine Tasse Kaffee und Gespräche, während er zu Hause Heizkosten spart. Er erzählt: „Meine Rente reicht einfach nicht aus.“

Täglich kommen etwa 80 Besucher zwischen 15 und 18 Uhr, wobei einige bereits ab 14 Uhr bei Minusgraden vor dem Eingang warten. Angelika Kaljic öffnet ihnen dann früher die Tür, um sie vor der Kälte zu schützen.

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Rudi, 75 Jahre alt, aus Buckow, besucht die Einrichtung seit 15 Jahren: „Zu Hause heize ich nicht. Meine Rente von 360 Euro reicht nicht aus. Ich habe mich daran gewöhnt und schlafe in einem Schlafsack. Mit dem ständigen Frost ist es jetzt schwieriger als sonst“, sagt der ehemalige Elektromechaniker. Ein paar Tische weiter genießen Rentner wie Jürgen Schaaf (79) und andere Besucher Linseneintopf. Schaaf fährt regelmäßig eine Stunde von Wartenberg nach Wilmersdorf. Auch für ihn ist das Aufdrehen der Heizung bei Minusgraden keine Option. Er erklärt: „Ich heize viel weniger. Bei einer Miete von über 300 Euro und einer Rente von knapp über 800 Euro bleibt nicht viel übrig.“ Sigrid Johannes, 84 Jahre alt, ist ebenfalls Stammgast. Sie leidet an Parkinson und kann nicht mehr selbst kochen. Sie muss außerdem sparen: „Ich habe die Heizung im Wohnzimmer auf Stufe 2 gestellt und schlafe auch dort. In den anderen Räumen bleibt sie aus. Ich bin den ganzen Tag unterwegs, mittags in der Suppenküche, nachmittags in der Wärmestube. Abends kuschele ich mich in eine dicke Decke und spare so Geld. Man weiß ja nie, was die Zukunft bringt.“

Der Bedarf an solchen Wärmeplätzen in der Hauptstadt steigt. Im November 2022 wurde auf Initiative der Senatsverwaltung für Soziales das „Netzwerk der Wärme“ gegründet. Die Caritas-Wärmestube ist Teil dieses Netzwerks. In Berlin bieten fast 358 Einrichtungen Wärme für Menschen an, die mit hohen Energiekosten zu kämpfen haben. In Antwort auf die Anfrage von BILD bestätigte ein Sprecher des Senats eine erhöhte finanzielle Unterstützung für soziale Dienste in den Vierteln im neuen Haushalt: „Die allgemeine und unabhängige Sozialberatung wird in der Regel finanziell gestärkt und mit zusätzlich 794.000 Euro pro Jahr weiter ausgebaut.“

Das ist auch eine gute Nachricht für die Wärmestube! Aufgrund finanzieller Engpässe mussten sie kürzlich eine Sozialarbeiterin entlassen.

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