Tino Chrupalla (Foto: Imago)

Lanz am Tiefpunkt: Deckt das ZDF etwa die Chrupalla-Angreifer?

Gestern war der AfD-Co-Vorsitzende Tino Chrupalla bei Markus Lanz zu Gast – und die Sendung geriet natürlich (wie schon „Hart aber fair“ am Montag, wo Leif-Erik Holm für die AfD auf den medialen Feuerstuhl gesetzt wurde) einmal zum Tribunal gegen einen AfD-Politiker, an dem sich alle übrigens Gäste samt Moderator und Publikumsclaquere abarbeiten durften eifrig mitwirkten. Bei Lanz waren neben Chrupalla die Journalistin Franziska Klemenz, der Schriftsteller Lukas Rietzschel und der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) zu Gast – alle stramm linientreu, Marke politisch unbedenklich und “haltungsstark”.

Doch dann wurde es interessant: Als die Sendung, die mehr einem Verhör Chrupallas ähnelte, nach etwa einer halben Stunde auf den gegen Chrupalla in Ingolstadt, im bayrischen Landtagswahlkampf, Anfang Oktober verübten Anschlag mit einer Nadel kam, nutzte Lanz das Thema jedoch allen Ernstes zu der Frage, ob die Attacke Chrupalla, als Vertreter einer Partei, die auch dafür verantwortlich sei, dass die Stimmung im Land sich so aufheize, zum Umdenken gebracht habe. Der Anschlag, der von den meisten Medien ohnehin von Anfang an mit menschenverachtendem Zynismus in Zweifel gezogen oder zur Bagatelle verharmlost wurde (siehe auch hier), wurde damit also quasi als legitime oder zumindest nachvollziehbare Rache an der AfD dargestellt, die Chrupalla und die ganze Partei zum Anlass für eine Verhaltensänderung nehmen sollten!

Kein ernsthaftes Aufklärungsinteresse

Chrupalla konterte, dass dies noch lange keine Rechtfertigung für einen solchen Angriff sei und schilderte, dass er seit zehn Jahren Opfer von Angriffen sei. So habe man sein Haus dreimal attackiert und sein Auto angezündet, er selbst stehe unter Polizeischutz. Chrupalla äußerte auch sein Befremden darüber, dass die Staatsanwaltschaft die Untersuchung des Vorfalls bereits nach zwei Monaten eingestellt habe. Zudem warf er dem ZDF, das das Ganze umfassend gefilmt hatte, vor, nicht das komplette Material ungeschnitten zur Verfügung zu stellen. Offenbar hatten weder die Staatsanwaltschaft noch das ZDF ein ernsthaftes Aufklärungsinteresse, weil man um jeden Preis vermeiden will, die AfD als Opfer darzustellen.

Lanz und seine Gäste ignorierten dieses Thema völlig und verweigerten jede Stellungnahme; dass der Anschlag tatsächlich stattfand, hinderte sie nicht, der AfD die “Verächtlichmachung” oder “Delegitimierung” des Rechtsstaats durch Infragestellung der Integrität der Strafverfolgungsorgane und Behörden vorzuwerfen – obwohl die Staatsanwaltschaft Ingolstadt ja objektiv diese Objektivität missachtet und Tatsachen anfangs falsch dargestellt hast! Dies nicht zur Debatte zu stellen und zu vertuschen, lässt sich eigentlich nur damit erklären, dass Lanz den Anschlag keinesfalls weiter thematisieren wollte – was bei manch einem Zuschauer den Verdacht erweckte, dass die bis heute unbekannten Täter gedeckt werden sollten.

Aus dem Zusammenhang gerissen

Dass in diesem Land Verhältnisse herrschen, in denen Gewalt gegen Politiker, vor allem der AfD, längst wieder zum Alltag gehört, war für Lanz und die anderen Anwesenden jedoch kein Grund zur Besorgnis. Rietzschel inszenierte sich als vermeintlich verständnisvoller Diskutant, der bereit war, ernsthaft auf Chrupallas Argumente einzugehen, warf ihm dann aber vor allem vor, er würde mit seiner Kritik an der mangelnden Aufklärungsbereitschaft der Justiz bewusst den Staat und seine Institutionen diskreditieren, um bei seinen Anhängern zu punkten. Auf den Anschlag selbst wurde im Grunde gar nicht eingegangen.

Wie in Deutschland üblich, wurden lediglich irgendwelche aus dem Zusammenhang gerissenen Einzelaussagen der AfD diskutiert und zerredet, anstatt die wahren Probleme zu erörtern. Indem er nun doch hin und wieder AfD-Politiker in die Talkshows einlädt, täuscht der taumelnde politisch-mediale Komplex Diskursbereitschaft vor, stellt aber sicher, dass Argumente der AfD nicht durchkommen. Dies sind DDR-Methoden, die ihm am Ende jedoch ebenso wenig nutzen werden wie dem DDR-Regime. (TPL)

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