Großbritannien (Bild: shutterstock.com/Tomas Marek)

Mord & Nawalny: “Die Briten sind es gewesen”

Wer hat Alexei Nawalny auf dem Gewissen? Allmählich wird es interessant.

von Max Erdinger

Für die deutschen Transatlantik-Büttel der Sorte Merz und Kiesewetter ist der Fall klar, auch ohne, daß ihnen andere als die russischen Ermittlungsergebnisse bekannt wären: Nawalny wurde zum Opfer der bitterbösen Finsterrussen. Warum? Weil es ihnen gefällt. Einen anderen Grund gibt es nicht dafür. Oder besser: es hat ihnen gefälligst zu gefallen, wenn sie sich die Gunst ihrer neokonservativen Herren in Washington erhalten wollen. Es sind die neokonservativen Kriegstreiber in Washington und ihre deutschen “Freunde”, die seit jeher die Mär von Nawalny als Putins gefährlichstem innenpolitischen Rivalen perpetuiert hatten, obwohl das fernab der Realität war. Die kommunistische Partei Russlands war zu jeder Zeit der weitaus populärere Gegner Putins und dadurch auch der gefährlichere. Außerhalb von Moskau und St. Petersburg kannte Nawalny in Russland kaum jemand. Im “Wertewesten” hingegen war er medial so gehypt worden, daß er hierzulande in St. Fernsehtupfing am Wald bekannter gewesen ist als etwa in Wladiwostok, Jekaterinburg oder Rostow am Don.

Die Geheimdienstkrämer von der Intriganteninsel

Inzwischen hat meinereiner eine neue Theorie zur Kenntnis genommen, derzufolge es “die Briten” sein sollen, die Nawalny auf dem Gewissen haben. Unstrittig ist, daß Alexei Nawalny finanzielle Unterstützung aus Großbritannien erhalten hatte, um in Russland “gewisse Aktionen” gegen Wladimir Putin zu finanzieren. Die entsprechenden Verhandlungen seines Stellvertreters mit einem Mitarbeiter des britischen MI6 sind auf einem Überwachungsvideo dokumentiert. Der EX-CIA-Grande Ray McGovern, in der Ära Reagan und z.T. auch der Ära Bush Senior noch verantwortlich für die täglichen Lageberichte der CIA an das Weiße Haus, behauptet obendrein, daß Nawalny nicht nur vom britischen Geheimdienst MI6, sondern auch durch die CIA “gebrieft” und finanziert worden sei.

In einem Interview mit dem Belgier Gilbert Doctorow, dem Verfasser zahlreicher Bücher zur Geschichte der amerikanisch-russischen Beziehungen, hieß es nun vor einigen Tagen bei “Redacted”, die Briten hätten Nawalny vergiften lassen.

Natali Morris Redacted Nawalny
Doctorow-Interview bei “Redacted” – Screenshot YouTube/Redacted

Gelaufen sei das folgendermaßen: Nawalny habe zwei Tage vor seinem Tod, am 14. Februar 2024, Besuch von seinem Anwalt erhalten, der ihm u.a. auch dringend benötigte Medikamente mitbrachte. Die wiederum seien ihm zuvor von einem Mitarbeiter des ukrainischen SBU übergeben worden, ohne daß das Nawalnys Anwalt hätte auffallen können. Der habe den SBU-Mann für einen “oppositionellen” Russen gehalten, was in Russland leicht passieren könne, da die Ukrainer meistens weder optisch noch sprachlich von den Russen zu unterscheiden seien. Der ukrainische SBU-Mann wiederum habe im Auftrag des britischen MI6 gehandelt, da dort befürchtet worden sei, daß Nawalny im Gegenzug für eine Verkürzung seiner 19-jährigen Haftstrafe überlegt haben könnte, die Details seiner jahrelangen Zusammenarbeit mit CIA und MI6 preiszugeben. Die Medikamente jedoch seien vom britischen Geheimdienst “modifiziert” worden.

Als ich diese Geschichte zur Kenntnis genommen hatte, sagte ich mir: Kann sein oder auch nicht. So richtig beweisbar ist das alles offenbar nicht. Die russische Version war schließlich die vom tödlichen Blutklumpen – und nach allem, was dazu bekannt geworden war, ist Nawalny vierfach “gegen” Corona geimpft gewesen. Und zwar mit der hochverdächtigen Plörre, die, im “wertewestlichen” Mainstream schamhaft verschwiegen, für die ungeheuerliche Zahl an verstorbenen Sportlern verantwortlich sein soll, von denen allein von 2020 bis 2022 so viele verstorben sind wie im ganzen halben Jahrhundert zuvor. Myokarditis und Blutgerinsel wurden da oft als Ursache genannt.

Langer Rede kurzer Sinn: Auf die Erklärungen von Gilbert Doctorow bei “Redacted” gab ich nicht viel, weil mir die Geschichte mit dem Blutklumpen, der Nawalnys Tod verursacht haben soll, mindestens so plausibel erschien wie die vom britischen MI6, dem ukrainischen SBU und dem Besuch von Nawalnys Anwalt zwei Tage vor dessen Tod. Deshalb hatte ich das Doctorow-Interview bislang auch nirgends erwähnt, sondern einfach nur zur eventuellen späteren Verwendung im Hinterkopf behalten. Aber es gibt eine Wende.

Geheimdienstchef Budanow

Sehr zu meiner anfänglichen Verblüffung ist es am heutigen Tage nämlich ausgerechnet der ukrainische Geheimdienstchef Kyrylo Budanow, der mit der Behauptung an die Öffentlichkeit trat, die russische Version vom Blutklumpen, der Nawalny das Leben gekostet habe, sei zutreffend.

Budanow
Kyrylo Budanow – Screenshot Facebook

Da fragt man sich natürlich, was ausgerechnet den Ukrofaschisten, der in einem Interview für das ukrainische Fernsehen vor kaum einem Jahr noch davon phantasierte, die “durch Russenpropaganda für die Ukraine auf immer verlorenen, ethnischen Russen auf der Krim” einer “reedukativen” Quasi-“Endlösung” zuzuführen, dazu bewogen haben könnte, die russische Version von Nawalnys Tod zu stützen – und dadurch dem transatlantischen Minderoppositionsführer Merz aus Deutschland ans Bein zu pinkeln, der vor wenigen Tagen den deutschen Realoppositionschef Tino Chrupalla von der AfD noch einen “nützlichen Idioten” des russischen “Regimes” nannte, weil der wiederum dazu ermahnt hatte, keine vorschnellen Behauptungen in Bezug auf Nawalnys Tod in Umlauf zu bringen. Merz hatte Chrupallas weise Ermahnung zudem als “schäbig” und “menschenverachtend” bezeichnet.

Neues Bild

Schon zeichnet sich ein neues “Stimmungsbild” ab. Nach Angaben von Insidern aus westlichen Geheimdienst- und Militärkreisen sollen sowohl der zweite ukrainische Angriff auf die Brücke von Kertsch als auch die U-Boot -bzw. Unterwasserdrohnenangriffe auf die russische Schwarzmeerflotte in Sewastopol mindestens unter der Anleitung britischer Spezialisten erfolgt sein, wenn sie nicht sogar von britischen Spezialisten selbst durchgeführt worden sind. Allgemeinwissen ist am heutigen Tag, daß es der britische Ex-Premier Boris Johnson gewesen ist, der bereits am 9. April 2022, anderthalb Monate nach Beginn der russischen SMO in der Ukraine, anläßlich eines Blitzbesuchs in Kiew dem dortigen Präsidenten Selenskyj jenen Friedensvertrag mit Russland ausgeredet hat, welcher zuvor in Istanbul unterschriftsreif ausgehandelt worden war.

Auf einmal bekommen Gilbert Doctorows Ausführungen in seinem “Redacted”-Interview ausgerechnet durch den ukrainischen Geheimdienstchef Budanow mehr Gewicht. Der kann normalerweise kein Interesse daran haben, die angeblich “russischen Mörder” Nawalnys zu entlasten und die damit einhergehende Vergiftungstheorie zu entkräften. Allerdings könnte er ein Interesse daran haben, im Auftrag des britischen MI6 den Verdacht von den Briten abzulenken, nachdem sie als “Nawalnykiller” allmählich in den medialen Fokus geraten waren. Daß Budanow im Auftrag der Briten die Blutklumpenversion bestätigte, ist das einzig denkbare Motiv hinter seiner diesbezüglichen Einlassung für die Öffentlchkeit. Fest steht nämlich, daß Nawalny keine Gelegenheit mehr hat, dem russischen Geheimdienst im Gegenzug für eine Haftverkürzung brühwarm und detailreich zu erzählen, was die Briten mit ihm selbst als dem Ausführenden in Russland geplant oder bereits durchgeführt hatten. Als Häftling im sibirischen Jamal war Nawalny sowohl für die CIA als auch für den britischen MI6 nicht nur nutzlos, sondern sogar zu einer potentiellen Gefahr geworden. Sie hatten deutlich plausiblere Motive für die “Außergefechtsetzung” Nawalnys als Wladimir Putin, für den Alexei Nawalny eine weit geringere Gefahr gewesen ist, als das in den “wertewestlichen Qualitätsmedien” kolportiert wurde.

Gilbert Doctorows Einschätzung erscheint gerade nach der Einlassung Budanows besonders plausibel. Wenn sie zutrifft, dann sind es wohl “die Briten”, die Nawalny auf dem Gewissen haben. Und zwar für den Fall, daß die Impfstoff-Blutgerinsel-Theorie – und unabhängig von der wiederum die russische Version zum Tode Nawalnys – ausscheiden. Dafür, daß es ein russischer Gehemdienst gewesen sein soll, der Nawalny “beseitigte”, gibt es hingegen keine plausible Erklärung.

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