Ein Journalist bei der Arbeit (unten) (Foto: Marko Aliaksandr/Shutterstock)

Die grünsozialistische Haltungsjournaille wird immer dreister: Warum müssen wir für Indoktrination Gebühren zahlen?

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Julia Ruhs ist zweifelsohne eine couragierte Kollegin, die sich auch nicht zu schade dafür ist, Klartext zu reden. Sie erhielt besondere Aufmerksamkeit durch einen scharfsinnigen Kommentar in den “Tagesthemen”. Seither bringt sie ihre meinungsstarken Überzeugungen durch Kolumnen im “Focus” an die Leser.

Von Dennis Riehle

Auch wenn sie bisweilen eine gewisse Wankelmütigkeit bezüglich ihrer unmissverständlichen Botschaften und Rügen an der Verfassung der Medienwelt zeigt – und gerade mit Blick auf den ÖRR manches Mal recht milde in ihrem Befund bleibt, so merkt man ihr eine Leidenschaft für den Berufsethos an, welche sie auch in ihrem jüngsten Beitrag unterstrich. Sie rechnet dort mit der Tendenziösität unserer Branche ab, die sich immer weiter nach links bewegt – und dabei mehr und mehr eine ökosozialistische Weltsicht als das zu vermittelnde Ideal begreift. Mittlerweile ist es kein Geheimnis mehr, dass sich ARD oder ZDF als ein Sammelbecken für viele frustrierte, enttäuschte und leistungsarme Individuen etabliert haben, die möglicherweise früher einmal einen zumindest für sich selbst als Credo ausgegebenen Anspruch in sich hegten, in der Verantwortung vor der Wahrhaftigkeit und Originalität zu einer objektiven, echten und sorgfältigen Berichterstattung verpflichtet zu sein. Doch wie es bei unseren Politikern mittlerweile ebenfalls zum Alltag gehört, sich relativ schnell nicht mehr an den geleisteten Eid erinnern zu können, dürfte auch bei diesen Akteuren der Systempresse der ihnen eigentlich obliegende Auftrag rasch abhandengekommen sein. Immerhin können wir mittlerweile bei fast jedem der Garanten, die sich einst als Leuchttürme für eine qualitativ hochwertige Arbeit rühmen durften, eine nur so vor Anbiederung und Voreingenommenheit triefende Fürsprache im Sinne der herrschenden Klasse erleben – zu der man doch stets in Distanz und Skepsis stehen sollte, wenn man sich zu einem Job entschließt, in dem man eben nicht zum Lobbyisten für den Berliner Elfenbeinturm mutiert. Wer in der PR für eine Institution oder Person tätig sein möchte, sollte sich ehrlich machen – und sich bei den für dieses Unterfangenen vorgesehenen Stelle bewerben.

Wenn ich an meinen Abwägungsprozess zurückdenke, welcher Passion ich mich am ehesten verbunden fühle, so fußte mein Entschluss doch maßgeblich auf der Erwartungshaltung gegenüber mir selbst, mich stets im Schulterschluss mit der kritischen Opposition zu sehen – und mich im Zweifel auf die Seite derjenigen zu schlagen, die der Staat und die Gesellschaft ausgrenzen, separieren und mundtot machen. Es ist für mich bis heute eine abstruse Idee, als ein Multiplikator für die Philosophie und Mentalität der Regierung herzuhalten. Für diesen Zweck haben die Minister und Abgeordneten ihr eigenes Personal – welches allerdings nicht selten zwischen den verschiedenen Rollen hin und her wechselt. So denke man beispielsweise an Steffen Seibert, der lange Zeit als ein prägendes Gesicht des “Zweiten” galt – und sich kurzerhand zum Chamäleon machte, als er damit begann, die Politik des Kabinetts Merkel gegenüber seiner inhärenten Zunft zu verteidigen. Natürlich ist Öffentlichkeitsarbeit stets äußeren Versuchen der Indoktrination ausgesetzt. Niemand wird bestreiten können, dass sich gerade jene gegen Manipulation und Einflussnahme wehren müssen, die sich als unabhängige Kommentatoren im Dienst der Demokratie, der Meinungsfreiheit und der Souveränität des Bürgers nicht etwa darum bemühen müssen, den Zuschauer auf eine bestimmte Linie einzuebnen. Denn die Bewusstseinsbildung findet beim Konsumenten alleine statt. In einer Volksherrschaft braucht es kein betreutes Denken – sondern die Bereitstellung von möglichst vielen Informationen aus unterschiedlichen Quellen und von belastbarer Seriösität, mit der sich der Einzelne autonom positionieren kann. Es ist völlig selbstverständlich, in bestimmten Formaten und hierfür ausdrücklich gekennzeichneten Rubriken auch eine eigene Sichtweisen einzubringen – und diese dem Publikum ohne das Ansinnen zur Verfügung zu stellen kann, dass es sich am Ende mit dieser Auffassung gemeinmacht. Sich dem krampfhaften Druck auszusetzen, die Allgemeinheit mit der persönlichen Blickwarte erziehen, unterrichten und infiltrieren zu wollen, hat nichts mit dem Aufgabenbereich zu tun, den man damals publizistisch Tätiger nur dann verlassen sollte, wenn dies der Kritik an den bestehenden Verhältnissen dient.

Dass es seit einiger Zeit bereits en vogue ist, sich als Redaktion interne Statuten zu geben – welche im Zweifel sogar absichtlich darauf ausgerichtet sind, den hehren Kodex an Normen, Sitten und Prinzipen für eine integre journalistische Anstrengung auszuhebeln -, ist kein wirkliches Geheimnis mehr. Die universell geltenden Regeln für das mediale Wirken haben offenbar ihre Verbindlichkeit verloren, weil der Reiz der verschiedenen Instrumente zur Verzerrung, Übertreibung, Relativierung, Beschönigung und Falschbehauptung so groß geworden scheint. Da braucht es nicht einmal die eklatanten Beispiele wie das Aussparen von wichtigen Details bei der Vermeldung von neuen Messerangriffen auf unseren Straßen, bei denen manch einen Muckraker auch dann noch davon absieht, die kulturelle Herkunft eines Täters zu benennen, wenn diese von der Polizei bestätigt wurde. Der Werkzeugkasten an Optionen, die Formulierung und Darstellung der Wirklichkeit größtmöglich in eine ausgewählte Richtung zu lenken, ist enorm und einfallsreich. Ob es nun die Bild-Ton-Schere, die arglistige Kürzung von Überschriften, Symbolfotos, gestellte Interviews, die einseitige Auswahl von Gesprächsgästen und “Experten”, die Selektion von Inhalten, die Platzierung der Breiträge, Euphemismen, Widersprüche, Auslassungen, das Aneinanderreihen von Zitaten, ergebnisgeschlossene O-Töne, intervenierende Eingaben aus dem Off, rhetorische Eskalationen oder Suggestivfragen sind, welche mit zunehmender Häufung zur absichtlichen Täuschung, Verwirrung und Lenkung der Betrachter geeignet sind: Letztlich nutzen viele Schreiberlinge ihre mächtige Stellung aus, um sich an einer völlig inakzeptablen Verführung, Verhetzung und Überredung der über Strecken hilflos wirkenden Gebührenzahler zu beteiligen. Wenn sich die Journaille also dazu aufschwingt, Realitäten nicht mehr authentisch abzubilden, weil sie sich im Zweifel Applaus aus dem Kanzleramt erhofft – oder durch einen Anruf der Grünen wieder auf Kurs gebracht wurde, dann bildet sich ein gefährlicher Zusammenschluss zwischen den verschiedenen Gewalten, die wir als untrügliche Vorboten von totalitären Zuständen kennen.

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