Zerstörte Leopard II-und Bradley-Panzer in der Ukraine

“Militärexperten” als Kaffeesatzleser: Geschwafel vom Endsieg der Ukraine

fcf8847a84074db4b2c73ceee7ccd2e5

Mit dem „Militärökonomen“ Marcus Keupp, nach eigenen Angaben einer von insgesamt nur fünf seiner Art in ganz Westeuropa, hat sich wieder mal ein fragwürdige Stimme zu Wort gemeldet, die Durchhalteparolen für den Ukraine-Krieg liefert und der Ukraine Siegeschancen attestiert. Seiner Einschätzung nach kann Russland den Krieg nicht mehr lange fortführen, weil es viel zu wenig Nachschub mobilisieren könne. Zwischen Ende 2025 und Mitte 2027 prognostiziert Keupp das Ende der russischen Kriegsfähigkeit. Russland lebe von seinen Reserven, müsse inzwischen sogar auf altes Material aus Sowjetbeständen zurückgreifen. Weder das russische Atomwaffenarsenal noch die russischen Bodenschätze beeindrucken Keupp. „Putin hat das gleiche Problem wie Hitler. Seine Ressourcen schmelzen ab, er steht im Gelände und kommt nicht weiter“, behauptet er. Die Angst vor einer atomaren Eskalation hält er für unbegründet. Schließlich hätten die Beispiele der USA in Vietnam und der Sowjetunion in Afghanistan gezeigt, dass auch Atommächte in einem konventionellen Krieg besiegt werden könnten.

Dass die Ukraine ohne westliche Hilfe nicht kampffähig ist, räumt er immerhin ein. Deshalb plädiert er natürlich auch für eine Fortsetzung der Ukraine-Unterstützung. „Gegen Ende 2024, Anfang 2025, müssten wir langsam merken, dass sich das Kräftegleichgewicht verschiebt, wenn die Abnutzungsrate bei den Russen so hoch bleibt und die Ukraine weiter kontinuierliche Unterstützung erhält. Ab dann bekommt Russland Probleme“, schwadronierte er.

Westen schuld, dass Prophezeiungen nicht eintraten

Was von Keupps “Expertise” zu halten ist, die vor allem auf der Auswertung von Fotos, Videos und militärischen Blogs basiert, zeigte seine Behauptung vom September 2022, Russland werde in spätestens 280 Tagen keine Panzer mehr haben. Er musste zwar eingestehen, dass er damit falsch lag, allerdings habe er sich damit auf die 3.000 Panzer bezogen, mit denen Russland in den Kampf gegangen sei, versuchte er sich aus der Affäre zu ziehen. Da diese angeblich inzwischen weg seien, habe seine damalige Prognose doch irgendwie gestimmt. Die russischen Reservelager seien jedoch umfangreicher als er ursprünglich gedacht habe. Außerdem sei der Westen schuld, dass seine Prophezeiungen nicht eingetroffen seien, weil er der Ukraine 2022 und 2023 nicht entschlossen geholfen habe. Er sei jedenfalls nach wie vor überzeugt, dass Russland diesen Krieg verlieren werde.

Diese Mischung aus Kaffeesatzleserei, Spekulationen und Wunschdenken sind also die Grundlagen von Keupps Analysen. Auf die Idee, dass er die russischen Nachschubmöglichkeiten auch ein zweites Mal unterschätzen könnte, kommt der Hobby-Stratege nicht. Zudem waren weder Vietnam für die USA noch Afghanistan für die Sowjetunion absolut zentrale Einflussgebiete, für die sie bis zum Äußersten gegangen wären. Für die Ukraine trifft dies aber zu, so wie etwa auch für Kuba für die USA. Diese und alle anderen Faktoren, die nicht in sein Wunschbild passen, blendet Keupp jedoch einfach aus. Der Militärexperte Ralph Thiele erklärte dann auch: „Die Schätzungen von Herrn Keupp bedienen westliches Wunschdenken und finden damit trotz seiner vorherigen Vorhersage-Irrläufer (…) das Ohr einer geneigten medialen Öffentlichkeit.“ Mehr ist dazu dann auch nicht zu sagen. Es hat wohl seine guten Gründe, dass es nur fünf „Militärökonomen“ in Westeuropa gibt. (TPL)

[hyvor-talk-comments]