"Vielfalt” auf dem Schulhof (Symbolfoto:Von SpeedKingz/shutterstock)

Journalistisches Rückgrat in Zeiten der Verklärung: Wenn Täter eine Herkunft haben, sollten wir sie dringend sagen!

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Eigentlich ist der Mensch auf Lernbereitschaft ausgerichtet. Denn durch unsere Evolution haben wir eine gewisse Absicht, unsere Persönlichkeit stets zu erweitern. Dass in der momentanen Epoche aber nicht jene in ihren alten Mustern stecken bleiben, die stets als konservativ und rückwärtsgewandt degradiert werden, lässt sich am Beispiel unserer Leitmedien bestens dokumentieren. Denn es sind die dortigen Haltungskollegen, die entweder nicht dazu fähig erscheinen – oder viel eher kaum willig daherkommen, auch in Sachen Ehrlichkeit einen bisweilen noch zu langsam wirkenden Fortschritt an den Tag zu legen.

Von Dennis Riehle

Obwohl es mittlerweile die Spatzen von den Dächern pfeifen, verstricken sich viele Journalisten in der willkürlichen Auslegung der Publizistischen Grundsätze. Diese waren einst streng mit Blick darauf, bei der Berichterstattung über begangene Delikte, Gewalt und Bestialitäten nur dann Details hinsichtlich des Täters zu erwähnen, wenn diese für das Begreifen der Zusammenhänge notwendig sind – oder nicht dazu geeignet scheinen, in der Allgemeinheit entsprechende Vorurteile zu schüren. Doch es war der zunehmende Druck einer kritischen Debatte, die im Zuge eines immer deutlicher werdenden Konnex zwischen einem bestimmten Modus Operandi und der ethnischen Herkunft des Verursachers aufgekommen war, welche auch den Presserat zu einem Umdenken bewegte. Mittlerweile ist die entsprechende Ziffer in dem als Richtschnur geltenden Regelwerk deutlich gelockert und präzisiert worden. So gilt die Erwähnung einer kulturellen Zugehörigkeit nur noch dann als unzulässig, wenn sich daraus gravierende Nachteile – beispielsweise in juristischer Hinsicht – für den Verdächtigen ergeben. Oder aber das Persönlichkeitsrecht in einer eklatanten Weise das öffentliche Interesse überwiegt.

Gerade bei Kapitalverbrechen ist hiervon regelhaft nicht auszugehen. Und doch hält die Systempresse auch weiterhin nicht selten ihre schützende Hand über diejenigen, welche man zumeist schon an der benutzten Waffe einem bestimmten Heimatgefilde zuordnen kann. So überrascht es auch nicht, dass die einst integre Zeitschrift “Focus” in ähnlicher Weise verfährt – und eine Schlagzeile über die neusten Zahlen hinsichtlich der sogenannten “Straßen-Überfälle” auf die Darstellung beschränkt, dass die Verantwortlichen fast immer männlich und jung seien. Erst im Laufe des Artikels wird der Leser darüber unterrichtet, welches weitere Prädikat in der Statistik vorkommt. So handelt es sich zunehmend um Nicht-Deutsche, welche sich solcher Attacken schuldig machen. Dass man dies in einem Nebensatz zu verstecken versucht, entspringt häufig dem noch immer in vielen Redaktionen vorherrschenden Auftrag an die Mitarbeiter, das Trugbild einer harmonischen, vielfältigen und toleranten Welt nicht zu zerstören. Man beruft sich dabei auf die einseitig ausgelegte Disziplin unserer Zunft, zu Verständigung und und Versöhnung in der Gesellschaft beizutragen. Diesem Prinzip steht aber der weitaus gewichtigere Anspruch gegenüber, die Realitäten in unserem Land sorgfältig, wahrhaftig und authentisch abzubilden. Und hierzu gehört explizit auch die Vollständigkeit. Wenn es also bekannte Informationen gibt, die für das Publikum schon allein deshalb wichtig zu erfahren sind, weil sie auch einen Teil der Basis für die Meinungsbildung hinsichtlich der politischen Arbeit der Herrschenden darstellen können, ist ihr Zurückhalten nicht nur verwerflich, sondern auch ein Verstoß gegen das moralische und berufsethische Credo.

Selbstredend besteht durch eine Benennung von solchen Hintergründen stets auch die Gefahr, Ressentiments gegenüber einer speziellen Gruppe zu forcieren. Doch es ist genau dieser notwendige Abwägungsprozess – welcher jedem Kommentator und Kolumnisten zugemutet werden kann, die Folgen eines Verschweigens von bedeutsamen und entscheidenden Feinheiten zu gewichten -, welcher auch im Licht der jeweiligen Gegenwart erfolgen muss. Und weil sich gerade in der Aktualität eine unmissverständliche Tendenz wachsender Kriminalität durch Personen mit einem recht eindeutig zu definierenden Ursprung abzeichnet, gehört es zur Gewissenhaftigkeit dazu, auch als eingeebneter und kanalisierter Muckraker den Mut und die Courage zu beweisen, sich nicht von einer Ideologie der Friedseligkeit beeindrucken zu lassen. Beschönigung und Euphemismus sind ausdrücklich keine entsprechenden Werkzeuge in unserer täglichen Arbeit. Denn wir sind in unserem Job eben nicht das Abwehrschild von Anwürfen gegenüber der Regierung – oder ein Verklärer von unmissverständlichen Offensichtlichkeiten. Denn an den momentanen Entwicklungen auf unseren Straßen ist maßgeblich die derzeit in Repräsentanz stehende Ampel mit ihrer konsequenten Verteidigerin von Antifaschismus und Pluralismus mitschuldig. Ich werde mich sicherlich nicht als Sprachrohr für Nancy Faeser einspannen lassen – und in einer investigativen Manier frühmorgens die Kamera zücken, wenn eine Innenministerin ihre Kompetenzen überschreitet und ein vermeintlich rechtsextremes Magazin verbietet. Stattdessen sehe ich es als meine Verpflichtung, gerade sie mit all den Grausamkeiten von Mannheim, Bad Oeyhausen oder Frankfurt zu konfrontieren – und dabei eben auch nicht zu unterdrücken, welcher Sozialisation die jeweiligen Frevler abstammen. Immerhin kann ich es nicht mit meiner inneren Stimme in Einklang bringen, fortwährend über Einzelheiten hinwegzugehen, auf die zu kennen jeder von uns ein Anrecht hat.

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