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Vom Irrgarten der digitalisierten Bildungslandschaft

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Seit der 1965 vom Theologieprofessor Georg Picht ausgerufenen Bildungskatastrophe hat es deren mehrere in der Bundesrepublik Deutschland gegeben. Trotz unzähliger Reformbemühungen und Veränderungsansätze hat sich nicht viel getan. Heute stehen wir vor einem Labyrinth fehlleitender Lösungsansätze und einem besorgniserregenden Zustand aller Schulen hierzulande.

Von Hans-Peter Hörner

In dieser Häufung stand das bundesdeutsche Bildungssystem noch nie vor derart vielen Herausforderungen. Sie sind uns meistens sattsam bekannt: marode Schulinfrastruktur mit einem bald 50 Milliarden Euro umfassenden Sanierungsstau, Lehrkräftemangel, „woke“ Einflussnahme in die Lehrpläne über klimareligiöse Eiferer und Gender-Spinner, zunehmende Gewalt auf den Pausenhöfen einhergehend mit islamistischen Auswüchsen und Zwangskonversionen, Respektlosigkeit gegenüber den Lehrkräften, zur Schau getragene Bildungsferne und das Ausleben von Verhaltensweisen, die man generell als nicht zu unserer Kultur  gehörend empfindet, als Folgen der Masseneinwanderung. Manche nennen in diesem Zusammenhang auch noch die mangelhafte Digitalisierung an deutschen Schulen. Dem kann ich allerdings nicht folgen, denn wenn Digitalisierung, dann nur mit Verstand und Augenmaß. Weshalb? Weil die Folgen eines komplett digitalisierten Unterrichts noch nicht erforscht sind. Negative Auswirkungen für das Kindeswohl sind zumindest allein deshalb nicht auszuschließen, zumal etliche Länder wie Dänemark und Schweden wieder auf analoge Lehrmittel zurück greifen, also wieder deutlich mehr Buch statt Laptop oder Tablet.

Die vermeintliche Ökonomisierung des Bildungsprozesses und eine Monopolisierung der Lehrmedien und deren Inhalte lehne ich deshalb ab. Hinter dem Popanz einer digitalisierten Lehrtätigkeit verbergen sich schnöde materielle Interessen von Lobby-Gruppen und die der einflussreichen IT-Konzerne. Die Monopolisierung von Lehrinhalten führt zu Indoktrinationsmöglichkeiten wie sie links-tendenziöse Portale wie Wikipedia oder das KI-Programm ChatGTP bereits vorführen. Schon heute ist ein Viertel aller Erstklässler regelmäßig online. 92 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind – wenn auch nur ‚gelegentlich‘ – im Internet.

Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst weist bei News4teachers daraufhin, „dass 16 Prozent der Kinder und Jugendlichen ab zehn Jahren, die das Internet nutzen, bereits online beleidigt oder gemobbt wurden. Über zwölf Prozent seien online Lügen verbreitet worden. Acht Prozent sagten in der Bitkom-Umfrage, dass ihnen im Internet gedroht wurde, jeweils sieben Prozent sind demnach online schon einmal von Gleichaltrigen oder Erwachsenen sexuell angemacht worden.“ Das ist allerdings nicht alles, denn der Pädagoge und Publizist Michael Felten hat festgestellt, „dass Sprachentwicklungs- und Konzentrationsstörungen, körperliche Hyperaktivität und innere Unruhe bis hin zu aggressivem Verhalten in dem Maße zunehmen, wie digitale Medien im (Klein)Kind(es)alter genutzt werden.“ Das ergab schon die „BLIKK-Medien-Studie 2017: Kinder und Jugendliche im Umgang mit elektronischen Medien“, die als empirische Querschnittstudie 5.573 Kinder und Jugendliche aus 79 Kinder- und Jugendarztpraxen befragte. Felten sieht in diesem Zusammenhang den Rückgang der Leseleistungen von Viertklässlern kausal mit dem Siegeszug von Smartphone & Co. verbunden.

Felten, der mehr als 30 Jahre an einem Gymnasium unterrichtete und jetzt als freier Schulentwicklungsberater tätig ist: „Eigentlich ist es ja offensichtlich: Das Daddeln der Erwachsenen bindet zunehmend die Aufmerksamkeit familiärer Bezugspersonen – was wiederum das elterliche Bindungsverhalten und damit das Lernverhalten der Kinder beeinflusst.“ Und: „Wir brauchen mehr professionell gestaltete Bücher und müssen davon wegkommen, dass die Schüler selbst im Internet nach Informationen suchen.“ Den Unterricht generell zu digitalisieren und dabei die Erarbeitung von Wissen aus dem analogen Lernprozess herauszulösen, kann nicht die Lösung sein. Solange uns – egal, wie wichtig man sie nehmen mag – PISA-Studien, BLIKK und VERA sowie Bildungsberichte und Studien aller Art den Spiegel vor Augen halten und den katastrophalen Kompetenzzustand unserer Jugend schonungslos dokumentieren können, solange muss endlich eine freiheitlich-leistungsbezogene und dabei konservative Bildungskonzeption durchgesetzt werden.

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