Mario Voigt (Bild: Landtag)

Mario Voigt, das plagiierende Mettbrötchen der CDU

49f4b7e6458c4fe6b08c2e518d344c44

Im Skandal um die Doktorarbeit des Thüringer CDU-Spitzenkandidat Mario Voigt hat der bekannte „Plagiatsjäger“ Stefan Weber nun ein Gutachten vorgelegt, in dem dokumentiert ist, dass sich nicht weniger als 140 (!) Plagiatsfragmente in der Dissertation und weitere 60 in fünf Publikationen finden, die Voigt zwischen 2004 und 2018 veröffentlicht hat. Der Titel der Dissertation lautet: „Der amerikanische Präsidentschaftswahlkampf. George W. Bush gegen John F. Kerry“. Dabei beginnen die Plagiate sogar schon in der Danksagung Voigt, wofür er, so Weber, eine „Textschablone“ benötige. Dass sich selbst im Schlussteil, noch vier Plagiatsfragmente befänden, sei „besonders bitter“, denn: „Wo, wenn nicht dort, hätte man sich eigene Gedanken Mario Voigts erwartet?“, konstatiert Weber. Zwar würde Voigt die Werke, aus denen die Plagiate stammten, zumindest im Literaturverzeichnis anführen, jedoch nicht, „wie erforderlich, direkt an allen jeweiligen Stellen der Übernahmen im Fließtext“ angeführt.

Webers Auflistung zeigt, dass Voigt immer und immer wieder Stelen aus Büchern und Aufsätzen ohne Quellenangabe übernommen und/oder teils auf plumpe Weise paraphrasiert hat, sodass sich mühelos der Ursprung der vermeintlichen Eigenleistung erkennen lässt. Zudem soll Voigt „absatzweise auf neun Seiten der Buchfassung seiner Dissertation das Online-Lexikon Wikipedia plagiiert (haben), „ohne jede Nennung im Literaturverzeichnis oder im Fließtext“. Zunächst hatte Weber in einer ersten Prüfung 46 Plagiate dokumentiert. Der Umfang hat sich nun innerhalb von zwei Wochen mehr als verdreifacht. Hinzu kommen die 60 Plagiate die er in weiteren Publikationen Voigts aufgespürt hat. In dem Aufsatz „Die Volkspartei der Mitte” über die CDU, sei dieser nicht einmal davor zurückgeschreckt, ausgerechnet aus dem Buch „Die verlogene Gesellschaft“ eines Parteikollegen zu plagiieren.
Die Thüringen-CDU hatte die Vorwürfe brüsk als „Verleumdung“ zurückgewiesen.

Folgenloser Betrug

„Es erstaunt uns keineswegs, dass wenige Tage vor der wichtigsten Wahl in der Geschichte des Freistaats Thüringen derartige bereits in der Vergangenheit entkräftete Vorwürfe gegen Mario Voigt lanciert werden“, hatte Generalsekretär Christian Herrgott getönt. Die TU Chemnitz prüft die Vorwürfe gegen Voigt. Ob sie Folgen haben werden, darf man bezweifeln. 2011 musste der damalige CSU-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, einer der beliebtesten Politiker des Landes, noch wegen massenhafter Plagiate in seiner Dissertation zurücktreten. Das Ganze wurde damals wie eine Staatsaffäre behandelt. 13 Jahre und zahllose ähnliche Fälle später, sind die moralischen Maßstäbe in Deutschland so gründlich verlorengegangen, dass eine von der Verlogenheit ihrer politischen Kaste abgestumpfte Öffentlichkeit sie kaum noch zur Kenntnis nimmt, weil sie ohnehin davon ausgeht, dass diese Leute bei jeder Gelegenheit lügen und betrügen.

Auch Voigt dürfte ungeschoren davonkommen, zumal der Frust in Thüringen und anderswo sich an existenzielleren Problemen entzündet, als an einer Doktorarbeit, die ohnehin nicht aus wissenschaftlichem Erkenntnisinteresse geschrieben wurde, sondern nur, um sich zu profilieren. Dennoch wirft auch dieser Fall ein bezeichnendes Schlaglicht auf die Verkommenheit derer, die sich, vor allem gegenüber der AfD, so gerne als Hüter von Demokratie, Moral und Anstand aufspielen. (TPL)

[hyvor-talk-comments]