Die erfolgreiche medizinische Behandlung nimmt Rücksicht auf das Geschlecht

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Viel zu lange galt in der Medizin der Mann als Maß aller Dinge. Heute weiß die Wissenschaft, dass es in der Behandlung von Krankheiten deutliche Unterschiede in den Bedürfnissen zwischen Mann und Frau gibt. Heilung kann nur dann erfolgreich sein, wenn sie in der Wahl ihrer Mittel auf das Geschlecht des Patienten eingeht.

Die individuelle Behandlung beginnt bereits in der Forschung zur Häufigkeit von Krankheiten. Jahrzehntelang ging die Forschung davon aus, dass beispielsweise Herzinfarkte bei Männern deutlich häufiger auftreten als bei Frauen. Doch dies erweist sich bei genauerer Betrachtung als Irrtum. Hier unterscheiden sich lediglich die Symptome, daher wurden die Infarkte nicht als solche erkannt. Die Experten sprechen in diesem Fall von dem sogenannten „Gender Health Gap“. Dieser zeigt sich in unterschiedlichen Aspekten:

  • Die Bedürfnisse von Männern dominieren
  • Unterschiedliche Symptome erschweren die Diagnose
  • Diverse Forschung ist nötig
  • Zahlreiche Lücken in der Betrachtung

Das männliche Krankheitsbild dominiert

Heute ist Gender-Medizin gefragter denn je, denn nur so kann auf die jeweiligen Bedürfnisse der Patienten eingegangen werden. Im Mittelpunkt der Forschung stehen dabei jedoch nicht medizinische Gebiete wie die Geburtsheilkunde oder die Gynäkologie, sondern vor allem jene Bereiche, die beide Geschlechter gleichermaßen betreffen.

So hat die weibliche Bevölkerung in Gebieten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Darmkrebs oder Lebererkrankungen immer noch nicht die gleiche medizinische Qualität zur Verfügung wie Männer. Das liegt daran, dass hier das männliche Krankheitsbild weiterhin dominiert.

Die erfolgreiche medizinische Behandlung nimmt Rücksicht auf das Geschlecht

Medikamente wirken bei Frauen und Männern nicht gleich. Quelle: Pixabay.com

Daher konzentriert sich die Forschung und Entwicklung von Medikamenten wie Nahrungsergänzungsmitteln immer noch zu sehr auf die Bedürfnisse der männlichen Bevölkerung. Das zeigt sich auch bei der Entwicklung von Medikamenten für die sexuelle Gesundheit. Hier findet sich eine breite Palette, die von Vitamine für Männer Potenz bis zu Medikamenten gegen Erektionsstörungen reicht. Diese verbessern die Immunität und senken das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Frauen müssen noch immer in die zweite Reihe treten, wenn es um ihre individuellen gesundheitlichen Bedürfnisse geht, die sich in vielen Bereichen deutlich von jenen der Männer unterscheidet.

Die Symptome unterscheiden sich

So verspüren Frauen bei einem Herzinfarkt keine Brustschmerzen, das erhöht die Gefahr einer Fehldiagnose. Ihre Symptome sind Kurzatmigkeit, Bauchschmerzen, Müdigkeit und Übelkeit. Sind Ärzte darauf vorbereitet, können sie eine treffsichere Diagnose erstellen. Daher dauert die richtige Einordnung immer noch zu lange. Dementsprechend verzögert sich die richtige Therapie. Dies gilt sinngemäß auch für Schlaganfälle.

Die erfolgreiche medizinische Behandlung nimmt Rücksicht auf das Geschlecht

Männer verspüren andere Symptome. Quelle: Pixabay.com

Vieles liegt jedoch weiterhin im Dunkeln. Das betrifft beispielsweise die Erkrankung Diabetes bei Frauen. Zwar weiß man, dass die Krankheit das Risiko für Frauen, an Herzinfarkten, Nierenerkrankungen oder Schlaganfällen zu erkranken, erhöht, doch warum das so ist, bleibt vorerst im Dunkeln. Angesichts dieser deutlichen Unterschiede in der Betrachtung zwischen Mann und Frau wird die Gender-Medizin zukünftig noch wichtiger.

Diverse Forschung ist nötig

Die oftmals verzögerte oder fehlerhafte Behandlung von Frauen ist auch der langen Zeit männlich dominierten Forschung geschuldet. So werden bei medizinischen Studien lediglich Frauen berücksichtigt, die nicht schwanger werden können oder sich in der Menopause befinden. Der Grund liegt in der Beeinflussung der Wirksamkeit von Medikamenten durch Hormone. Doch um die Wirksamkeit zu testen, müssten Studien vermehrt auf die Zyklushälfte der Teilnehmerinnen, die Wechseljahre, die Einnahme der Pille oder auf eine mögliche Hormonersatztherapie Rücksicht nehmen.

Diese Liste an Wahrscheinlichkeiten erschwert die Forschung, doch sie ist dringend nötig, um den medizinischen Gender-Gap schließen zu können. Angesichts einer lückenhaften Versorgung mit Medikamenten könnte sich so die Situation weiter verschlechtern. Noch immer ist der Anteil männlicher Probanden in medizinischen Studien deutlich höher. Er liebt bei bis zu 75 Prozent und verzerrt damit das Bild.

Viele Lücken müssen geschlossen werden

Menschen sind komplex und können auch medizinisch nicht über einen Kamm geschoren werden. Das hat die Forschung längst nachgewiesen. In der Anwendung und Wirksamkeit von Medikamenten müssen zahllose Faktoren berücksichtigt werden.

Nur so wird es zukünftig möglich sein, das Ungleichgewicht in der medizinischen Behandlung von Männern und Frauen zu beseitigen. Zu den nennenswerten Faktoren zählen nicht nur das Alter, die Herkunft oder das Gewicht, sondern auch die Belastung in der Familie oder die Kultur.

Die erfolgreiche medizinische Behandlung nimmt Rücksicht auf das Geschlecht

Die Medizin muss individueller werden. Quelle: Pixabay.com

Das zeigt sich beispielsweise in der Lebensdauer von Frauen. Diese liegt einige Jahre über jener von Männern und ist nicht nur durch Gene, sondern vor allem durch die gesündere Lebensweise erklärbar. Doch die Lücken betreffen nicht nur ausschließlich Frauen. So hinkt die Forschung der Osteoporose bei Männern jener bei Frauen weiterhin hinterher. Das gilt auch für eine spezielle Form von Hirntumoren oder den Depressionen. Bestimmte Krankheiten wurden historisch einem Geschlecht zugeordnet, dementsprechend konzentrierte sich die Forschung eben nur darauf, ohne das Gesamtbild im Auge zu behalten.

Doch das erweist sich immer mehr als Fehler. So werden psychische Probleme zwar öfter bei Frauen diagnostiziert, doch der Anteil an Suiziden ist bei Männern dreimal so hoch. Daran zeigt sich bereits die vollkommen falsche Herangehensweise. Die Wissenschaft rät angesichts des immer noch vorherrschenden medizinischen Gender-Gaps regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen zu gehen. Je früher Krankheiten erkannt werden, desto eher kann eine erfolgreiche Therapie beginnen.

Tietelbild … Die Geschlechter benötigen unterschiedliche Versorgung. Quelle: Pixabay.com