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Die Parabel von den Schafen und den Wölfen

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Es war einmal ein Landwirt, der war durch das Halten von Schafen zu Wohlstand gelangt. Seine wohlgenährten, gut versorgten Schafe, mit üppigem, leuchtendem Fell, grasten tagsüber auf saftigen Wiesen und waren des Nachts in einem geräumigen Stall untergebracht.

Von Quo usque tandem

Eines Nachts wurde der Landwirt durch Klagelaute geweckt und, als er nachschaute, fand er eine Schar von Wölfen vor seinem Schafstall. Der Leitwolf sagte mit kläglicher Stimme: „Uns ist sehr kalt, können wir nicht in deinem Stall übernachten?“ und der Landwirt, der ein weiches Herz hatte, öffnete den Wölfen die Tür zum Stall..

Als er am nächsten Morgen wieder dorthin kam, fand er alles voller Blut, die Hälfte seiner Schafe lag mit herausgerissenen Kehlen und angefressen auf dem Boden und der Rest drängte sich mit vor Panik aufgerissenen Augen in einer Ecke, von den Wölfen mit entblößten Gebissen und lautem Knurren bedroht. Statt nun seine Flinte zu holen, um Ordnung zu schaffen (oder zumindest seine Hund zu rufen, um die Wölfe aus dem Stall zu jagen), begnügte sich der Landwirt damit seine Augen zum Himmel zu erheben und zu sagen „Nun sind sie halt da“ (übrigens ein historischer Ausspruch einer berühmten, inzwischen emeritierten Politikerin).

Der Rest der Herde fristet inzwischen ein klägliches, ständig von den Wölfen bedrohtes Dasein in der Wildnis, abgemagert und mit zotteligem Fell. Der Stall ist verödet, es regnet durchs Dach und  der Wind pfeift durch die Risse und Spalten in den Wänden. Der Landwirt, verarmt und heruntergekommen, sitzt an einer Straßenecke und fristet ein karges Dasein von den Münzen, die mitleidige Passanten in seinen Hut werfen.

Die vorstehende Geschichte ist frei erfunden, aber ich möchte es dem Leser überlassen zu entscheiden, ob er nicht doch Parallelen zu derzeitigen realen Gegebenheiten „in diesem unserem Lande, in dem wir gut und gerne leben“ (ebenfalls Originalton oben erwähnter Politikerin) findet.

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