Weißer Eisbär Ursus maritimus - Foto: Imago imageBROKER/alimdix/xArterra ibltsm08799988.jpg

Erdingers Klimaexperte: Wenn der Klimawandel verkehrt herum zuschlägt

Eiszeit oder Heißzeit? Wofür entscheidet sich der Klimawandel, dieser mediale Evergreen, der vermaldeite? Vor einem halben Jahrhundert hieß es ziemlich einhellig: Eiszeit, nicht Heißzeit.

von Max Erdinger

Der “Focus” mit folgender Schlagzeile: “Extreme Temperaturen: Mini-Eiszeit ab 2030? Forscher prognostizieren eiskalte Winter wie im Mittelalter“. “Wetter.de” vor knapp einem Jahr: “Versiegender Golfstrom bringt uns kalte Winter.

Nun ist meinereiner weit davon entfernt, ein Klimaleugner zu sein. Ganz im Gegenteil: Ich bin sehr davon überzeugt, daß es ein Klima gibt. Und daß es neben dem Klimawandel auch den Wetterwandel gibt und den Hallenwandler in der Wandelhalle sowieso. Der Wendler wird auch schon einmal auf einer Wendeltreppe gewandelt sein. Was also, wenn es eine Wandelwende gäbe? Was, wenn “die Wissenschaft” auf einmal behaupten würde, es drohe eine Eiszeit und keine Heißzeit? – Keine Sorge! Die aktuell gültige “die Wissenschaft” für die “die Menschen” würde solches niemals behaupten. Das könnte sie sich gar nicht mehr leisten. Welche Folgen das nämlich haben müsste für die Grünen und die “die Wissenschaft”, wurde mir klar, als ich unfreiwilliger Zeuge eines Gesprächs wurde, welches ein älteres Ehepaar auf der Parkbank neben mir beim Entenfüttern führte.

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Das Ehepaar auf der Parkbank – Foto: Imago
  • “Hast du das von diesem Klimaexperten gelesen, der behauptet, die nächste Eiszeit stehe vor der Tür und daß es arschkalt werden wird, Elfriede?”

  • “Das habe ich vor fünfzig Jahren schon gelesen, Friedhelm-Fürchtegott.”

  • “Nein, ich meine heute. Das stand heute erst in der Zeitung. Der Klimaexperte sagt, daß alle daneben liegen und daß es nicht heißer werden wird, sondern kälter. Sehr viel kälter.”

  • “Ich habe die Zeitung heute noch nicht gelesen, mein Brummelbär.”

  • “Der Klimaexperte sagt, daß die Leute alles verkehrt machen mit dieser ganzen Emissionsvermeidung und der Häuserisolierung, den Öl- und Gasheizungsverboten und dem ganzen Kokolores. Hoffentlich hat er recht und es wird kälter.”

  • “Du wieder. Nur, damit deine grünen Lieblingsfeinde nicht recht gehabt haben sollen, willst du, daß es kälter werden soll? Ich hätte es lieber wärmer.”

  • “Ich glaube, du denkst ein bißchen zu kurz, Elfriede. Du magst doch unsere Nachbarn, die Müller-Steißbeins, genau so wenig wie ich, oder? Diese verdrucksten Grattler mit ihren verzogenen Kindern und ihren regenbogenfarbigen Wollmützen. Wie die ihr Haus isoliert haben! Das schaut doch fürchterlich aus? Das ganze Fachwerk unter Styropor begraben. Fenster wie Schießscharten. Und ihre albernen Lastenräder.”

  • “Ja, das stimmt schon, aber worauf willst du denn jetzt raus, Friedhelm-Fürchtegott?”

  • “Ist doch klar, Elfriede: Wenn es jetzt arschkalt statt saumäßig heiß wird, dann sind die fällig!”

  • “Wie jetzt, fällig?”

  • “Na ja, dann könnte ich über den Gartenzaun rüberbrüllen ‘Na, Müller-Steißbein, Sie asoziale Sau? Schön im Warmen sitzen im gräßlichen Styroporhäuschen, während sich die Allgemeinheit den Arsch abfriert, was? Jeder sozial denkende Mensch spendiert der lieben Umwelt ein bißchen Wärme aus seinem Haus, nur Sie nicht! Sie haben wohl überhaupt kein Verantwortungsgefühl, Sie Schmarotzer an der notleidenden Gemeinschaft, hä? Wollen Sie Ihre Bude nicht allmählich einmal anzünden, um Ihren solidarischen Wärmebeitrag zu leisten, oder was?”

  • “Das habe ich mir noch nie überlegt, Friedhelm-Fürchtegott. Aber du hast recht. Dann könnten wir die endlich mal so richtig zur Sau machen. Das wollte ich schon lange. Dieser Brut gehört ordentlich die Meinung gegeigt.”

  • “Ganz genau, Elfriede. Du kannst dir nicht vorstellen, wie mir diese Müller-Steißbeins auf den Sack gehen. Hast du ihn beim Schneeschippen gesehen neulich? Was für ein Ichmensch! Der nimmt sich nicht und nicht und nicht ein Beispiel an einem sozial denkenden Menschen wie mir. Ich schippe schließlich keinen Schnee, sondern brenne ihn mit dem Flammenwerfer weg, damit die Erdatmosphäre auch etwas davon hat. Aber der? Einfach asozial, der grüne Drecksack.”

  • “Ja, das stimmt, Friedhelm-Fürchtegott. Richtige Ichmenschen sind das, diese Müller-Steißbeins. Und was für welche! Hast du gesehen, wie egoistisch das aussieht, wenn die Kinder von denen aus dem Haus gehen? Die laufen zu Fuß in die Schule, anstatt sich fahren zu lassen. Dicke Anoraks, Handschuhe, ihre regenbogenfarbigen Wollmützen auf, Moonboots – und nur, damit ihnen auch nicht ein halbes Grad ihrer Körpertemperatur für die Allgemeinheit entkommt. Mit solchen wie denen wird aus ‘Brot für die Welt’ niemals ‘Wurstbrot für die Welt’. Total asozial, die ganze Brut.”

  • “Wobei es ja nicht viel nützen würde, wenn sich sich in die Schule fahren lassen würden, bei dem lächerlichen Kleinwagen, den diese automobilfeindlichen Grattler haben, diese armseligen. Der stößt ja kaum den so dringend benötigten Schadstoff aus in der Eiszeit. Obwohl wir jedes Gramm brauchen, damit es zu einer Klimaerwärmung kommt. Wenn ich den schon einsteigen und wegfahren sehe mit seiner überdachten Zündkerze. Der hat garantiert einen Ziegelstein unters Gaspedal gelegt, damit sein Motörchen und das Auspüffchen nicht richtig warm werden für die Allgemeinheit. Den Müller-Steinbeiß …”

  • “… Steißbein!”

  • ” … ja-haaa, Elfriede, den Müller-Steißbein frage ich mal, ob ich seine verzogenen Rotznasen mit unserem Cayenne zur Schule bringen soll, solange sie im Auto nicht an ihren Mohrrüben herumknabbern und alles mit Rübe vollbröseln. Wird er wahrscheinlich ablehnen, der asoziale Sack. Obwohl unser Cayenne nach dem Kaltstart besonders viel erderwärmenden Schadstoff ausstößt. Porsche, acht Zylinder und 450 PS. Von nichts kommt eben nichts. Der Müller-Steinbeiß hat wahrscheinlich keine Ahnung, wo überhaupt etwas herkommt. Steuern will er ja auch keine zahlen an der Tankstelle. Was wird er denn tanken mit seiner überdachten Zünderkerze? 30 Liter in der Woche? Ein verantwortungsvoller und sozial denkender Bürger wie ich verballert 30 Liter auf hundert Kilometer, damit es die Allgemeinheit schön warm hat. Weil ich ein Herz habe! Der Müller-Steißbein hat keines. Der ist insgeheim wahrscheinlich für dieses total asoziale Tempolimit. Ein Palmenfeind ist er auf jeden Fall, der Temperaturignorant. “

  • “Wenn man sich das so überlegt, mein Brummelbärchen, dann muß man ja fast schon dafür beten, daß der Klimaexperte in der Zeitung heute recht hat. Für uns wäre eine Eiszeit wirklich schöner als eine Heißzeit. Wir können schließlich jederzeit in die Karibik fliegen. Die nicht. Was denkst du, wie lange die Müller-Steißbeins den Kredit für ihr Styroporhäuschen noch abzahlen müssen? Und nur, weil sie ihre gräßlich asoziale Schaumstoffbude abzahlen müssen, können sie auf Jahre hinaus ihren Flugbeitrag in die Karibik nicht leisten. Das ist doch ein gesellschaftlicher Übelstand!?”

  • “Schon, Elfriede. Aber ganz so schlimm ist es dann doch nicht. Wir sind schließlich eine Demokratie, wo jeder eine gleichberechtigte Meinung haben darf, also wir auch. Ich möchte fast wetten, daß es mehr Leute gibt, die es lieber ein bißchen wärmer als kälter hätten, weswegen sie es dann zunächst einmal lieber ein wenig kälter hätten, um tun zu können, was ihnen gefällt, damit es wärmer wird. Wegen der Eiszeit, die der Klimawandel mit sich bringt.”

  • “Ja, das ist gut möglich, Friedhelm-Fürchtegott, mein Brummelbärchen. Worauf willst du hinaus?”

  • “Ja hallo, Elfriede, Demokratie? Da muß eben einmal darüber abgestimmt werden, welche ‘die Wissenschaft’ die Leute gern hätten. Eine Eiszeit-Wissenschaft oder eine Heißzeit-Wissenschaft. Wenn die Mehrheit lieber einen Lebensstil pflegen würde, von dem das Klima wärmer wird, können sie für eine Eiszeit-Wissenschaft stimmen.”

  • “Oh mein Brummelbärchen, wie ich dich liebe für deinen Geistesreichtum! Du hast recht! Ob uns diese grüne Pestilenz wie die Müller-Steißbeins eine sind, noch länger auf die Nerven gehen dürfen oder nicht, ist tatsächlich eine Demokratiefrage. Meine Güte, überleg’ mal, was die sich anhören könnten, wenn herauskommt, daß keine Heißzeit droht sondern eine Eiszeit! Die könnten von Glück reden, wenn sie nicht für vogelfrei erklärt werden!”

  • “Allerdings. Nur ist es halt in unserer Demokratie leider so, daß es ausgerechnet die Grünen sind, die darüber bestimmen dürfen, welche ‘die Wissenschaft’ gerade die gültige sein darf, fällt mir gerade ein. So lange die Grünen hierzulande etwas zu melden haben, wird es schwierig werden für eine Eiszeit-Wissenschaft. Eine solche könnten sich die Grünen überhaupt nicht mehr leisten. Demokratie ist ja inzwischen, was denen gefällt. Wenn es ihnen nicht gefällt, dann ist es undemokratisch. Wo es Grüne gibt, klappt es ja auch mit den Wahlen nicht richtig. Hast du ja in Berlin gesehen. “

  • “Hmmmm. Und was machen wir da, Friedhelm-Fürchtegott?”

  • “Psssst! – Das kann ich dir hier nicht sagen. Ich glaube, dieser Erdinger belauscht uns. Dreh dich mal unauffällig zur Seite. Siehst du ihn, wie er seine Ohren spitzt? Der schreibt bestimmt wieder etwas und plaudert dann aus, worüber wir uns unterhalten. Ich sage dir später, was wir da machen sollten. Wenn wir wieder zuhause sind.”

  • “Ah, der Herr Erdinger! Wir haben noch Brot übrig zum Enten füttern, Herr Erdinger. Hier, bitteschön. Verfüttern Sie es einfach gar an die Enten. Sie bleiben doch bestimmt noch länger hier sitzen, oder? Wir gehen jetzt nachhause …”

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