BRD wird zur DDR 2.0 - Foto: Imago

Tacheles: Die Reaktionen auf die Wahl von AfD-Landrat Sesselmann in Sonneberg

Der AfD-Landratskandidat Sesselmann gewinnt im Kreis Sonneberg die Wahl zum Landrat mit haushohem Vorsprung vor dem Kandidaten der CDU, obwohl der von allen anderen Parteien unterstützt worden war. In den Altparteien und ihrem angeschlossenen, medialen Propaganda-Apparat setzt daraufhin ein unglaubliches Wutgeheul ein, die Antidemokraten outen sich hemmungslos und begreifen sich dabei als die Lordsiegelbewahrer der Demokratie. Besser noch: Sie scheinen zu glauben, daß ein solcher Widerspruch niemandem auffallen kann. Das führt zu weiteren Schlüssen.

von Max Erdinger

Karl Lauterbach retweetete vor einigen Tagen das untenstehende Gezwitscher. Anlaß war eine in allen Punkten zutreffende und deshalb auch vernichtende Generalabrechnung von Alice Weidel mit der Bundesregierung im Deutschen Bundestag.

Lauterbach AfD Sonneberg
Lauterbach-Tweet – Screenshot Facebook

Daß Lauterbach einen derartig schwachsinnigen Tweet wie den von “ULTRAKAERL” retweetet, um seinen eigenen Senf dazu abzugeben, sagt viel aus über das Demokratieverständis des Bundesgesundheitsministers von der SPD. Und bald noch mehr beantwortet Lauterbachs Tweet die Frage, ob der Mann intelligent ist oder nicht. Vorausgesetzt natürlich, daß er seinen eigenen Senf tatsächlich für zutreffend hält, was ja nicht unbedingt der Fall sein muß, da sich “moderne Politiker” bekanntlich nicht überlegen, was wahr ist, bevor sie reden, sondern was ihnen gerade nützlich wäre.  Nützlich im Sinne der “guten Volksverhetzung” – im Gegensatz zur “schlechten” – wäre es für einen SPD-Politiker, wenn der Wähler die Gleichsetzung AfD=NSDAP machen würde. Das ist ja das, worum es in diesem Tweet geht: Weil die NSDAP an der Macht vor 90 Jahren die SPD verboten hat, muß die AfD heute verboten werden, um einem erneuten SPD-Verbot zuvorzukommen. Die implizite Behauptung also: AfD=NSDAP. Das ist nichts weiter als Verleumdung. Wenn die AfD schon mit einer anderen Partei in eins gesetzt werden soll, dann käme wohl am ehesten noch die CDU aus Zeiten der Bonner Republik in Frage, keinesfalls aber die NSDAP. Das heißt: Lauterbach selbst liebäugelt mit einer Idee, die ihrem Prinzip nach von der NSDAP umgesetzt worden ist, nicht die AfD liebäugelt damit. Eine klassische Projektion also. Lauterbachs eigene “Hasspolitik” definiert er einfach um in eine “Hassrede” des politischen Gegners. Implizite Behauptung außerdem: “Ich bin es, der kluge Professor Lauterbach, euer Bruder Karl, der euch alle lieb hat, nicht die böse Frau Weidel.” –  Wer ihm das abnimmt, hat seine eigene Demokratieunfähigkeit bereits bewiesen.

Wenn einer wie Lauterbach in der heutigen SPD salonfähig geworden ist – und nicht nur dort sind “die solchen” salonfähig geworden – und wenn man weiterhin unterstellt, daß das NSDAP-Verbot berechtigt ist, dann müsste man sich fragen, welcher Trottel eigentlich dafür verantwortlich gewesen ist, das SPD-Verbot von vor 90 Jahren wieder aufzuheben. Es ist nicht die AfD, die der NSDAP gleicht, sondern es sind Leute wie dieser “KAERL”, den der SPD-Politiker Lauterbach offenbar so berücksichtigenswert findet, daß er dessen übelriechenden Seich retweetet, um den dann auch noch mit seinem eigenen Senf anzureichern.

Die Verführten & Fehlgeleiteten

Der Ministerpräsident von Thüringen, dem Bundesland, in dem Sonneberg liegt, ist Chef einer Minderheitsregierung seit 2019. Der Linke Bodo Ramelow ist  überhaupt nur deswegen noch Ministerpräsident, weil es die Alt-Kanzlerin Merkel – ewige Schmach für die Demokratie! – geschafft hatte, eine gültige Ministerpräsidentenwahl im Februar 2020 annullieren zu lassen. Auch Bodo Ramelow fühlte sich bemüßigt, seinen Senf zum Ausgang der Landratswahl in Sonneberg beizusteuern. Ramelows “zielführender” Schnack: Eigentlich hätten die Sonneberger ja gar nicht gewählt, sondern protestiert. Und zwar dagegen, daß sie als Ostdeutsche in der Bundespolitik nicht angemessen vertreten seien und daß man auf sie herabschaue. Mit dem Landrat Sesselmann von der AfD und dessen politischen Überzeugungen & Plänen habe das primär gar nichts zu tun.

Wer ist aufgrund eines skandalösen Verfallszustandes der Demokratie noch immer Ministerpräsident in Thüringen? – Bodo Ramelow. Unterstellt, daß Ramelow seinen eigenen Senf für wahr hält: Wer hätte dann als linker Ministerpräsident von CDU-Merkels Gnaden lange genug Zeit und die Verantwortung gehabt, die Bundespolitik so zu beeinflussen, daß die Sonneberger eben nicht “protestieren” statt “wählen”? – Doch wohl er selbst.

Nun ist es aber so, daß in der Demokratie alle Macht vom Volke auszugehen hätte, nicht aller Protest. Hätte-hätte-Fahrradkette. Am Sonntag war Landratswahl. Die Leute sind mit einer Wahlbeteiligung von fast 60 Prozent wählen gegangen, nicht protestieren! Gewählt wurde der AfD-Kandidat Sesselmann – und Bodo Ramelow hätte es gut zu Gesicht gestanden, dem frischgebackenen Landrat recht herzlich zu seinem demokratischen Sieg zu gratulieren und dabei freundliche Grimassen zu schneiden. Und zwar vor lauter Freude darüber, daß sich der demokratische Bürger so souverän entschieden hat. Sesselmann hatte nicht knapp gewonnen, sondern haushoch. Das “System Demokratie” hat sich volldemokratisch gegen den antidemokratischen Altparteienblock undf dessen Blockadestrategie durchgesetzt. – Hurra, Herr Ramelow! Freuen Sie sich einfach mit!

Ramelow jedoch implizit: “Ich weiß besser als die Wähler von Sesselmann, weshalb sie Sesselmann gewählt haben. Sie wollten keine bessere Politik in der Zukunft, sondern sie wollten gegen die einzig wahre Politik, meine nämlich, protestieren”. Damit stellte Ramelow sich selbst in den Mittelpunkt der Betrachtung – und zwar auf Kosten des Wahlsiegers, ganz nach dem Motto: “Danke für die Maulschellen, jetzt aber mal hergehört, ich habe euch etwas zu erklären. Ich denke nämlich gar nicht daran, jemals damit aufzuhören, euch etwas zu erklären. Weil ihr die Verführten & Fehlgeleiteten seid und nicht ich. Ich bin die Norm.”  – Schlußfolgerung: Mit Ramelow ist so wenig eine Demokratie zu machen wie mit Lauterbach. Nicht, daß man das nicht schon länger hätte wissen können, aber Ramelow hat es dankenswerterweise noch einmal bestätigt.

Blick in die sozialen Medien

In der Art geht das weiter. Landauf, landab kommen die antidemokratischen Schlaumeier aus ihren Löchern gekrochen und “beglücken” die “die Menschen” in den sozialen Medien mit ihrer Weisheit und ihrer eigenen, eingebildeten Hochanständigkeit. Der notorische Restle weiß etwas Furchtbares, für das der Herr Sesselmann in Sonneberg ein beunruhigendes Fanal sein soll. Ein Modellbahnfreund weiß, daß im Landkreis Sonneberg ein Hersteller produziert, von dem man seit gestern nichts mehr für die eigene Modelleisenbahn kaufen darf – und allerorten wird so getan, als sei der AfD-Landrat Sesselmann im Landkreis Sonneberg so etwas wie der Rammstein-Lindemann der Kommunalpolitik, dem man ohne jeden Beweis einer Verfehlung nach Belieben ans Bein pinkeln darf nur dafür, daß er ist, was er eben ist: Mitglied der einzigen Oppositionspartei in Deutschland. So geht es zu in der wahrhaft deutschen und demokratischen Republik. An der Zahl ihrer Ukrainefähnchen sollt ihr den Grad der intellektuellen Verwahrlosung deutscher Demokraten ablesen. – Wie? Es wären immer weniger ukrainische Fähnchen zu sehen? Das wird doch nicht als der uneingestandene Beweis für die Einsicht in die eigene, passive Verhetzungsfähigkeit verstanden werden dürfen? Sollte da wider Erwarten jemandem ein Lichtlein aufgegangen sein? In Sonneberg das größte davon, vielleicht?

Würde man in einer solchen Republik mit verständigen Diskutanten rechnen dürfen, könnte man vielleicht einmal darüber reden, inwieweit die Parteiendemokratie selbst dafür anfällig ist, von stocktotalitären Antidemokraten gekapert zu werden, wie die feine Republik dann zwangsläufig dahergestunken kommen muß – und wie dem ein Riegel vorgeschoben werden könnte. So viel ist klar: In dieser Parteiendemokratie steht einzig und allein die AfD noch für Hoffnung auf Besserung. Alle anderen könnten eigentlich nach Hause gehen. Sie haben nämlich schon bewiesen, daß sie zu nichts taugen, außer dazu, den Souverän, von dem alle Macht auszugehen hätte, in Wut, Trostlosigkeit und Verzweiflung zu stürzen, um selbst dabei noch großspurig Reden zu schwingen, als hätten sie die Aufrichtigkeit erfunden und nebenher noch die Weisheit mit Baggerschaufeln gefressen.  Weswegen man im Angesichte ihrer Armseligkeit jede Hoffnung fahren lassen muß. Die Sonneberger haben deswegen Hoffnung gewählt, weil ihnen die Alternativen dazu bereits bestens bekannt sind. Sie haben gewählt! Protestiert hatten ihre Vorfahren am 17. Juni 1953 und sie selbst zuletzt im Herbst 1989. Das ist auch schon wieder bald 34 Jahre her. Eine gewisse Regelmäßigkeit unterstellt, wäre also der nächste Massenaufstand gegen das neuerliche  “Deutsche Republikdemokratenregime” der ewigen Blockparteien bald fällig.

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