Foto: luchschenF/Shutterstock

Öko-Sozialist Timmermans im Echternacher „Pilgerschritt“ – zwei Schritte vor, einer zurück

Wie die meisten durchideologisierten Berufspolitiker ist auch der niederländische EU-Kommissar mit wenig Kompetenz gesegnet. Seine Auslassungen zur sogenannten „Mobilitätswende“ offerieren der europäischen Öffentlichkeit lediglich Verbote, Einschränkungen und Richtlinien. Wenn er Technologieoffenheit ankündigt, wird diese im gleichen Atemzug durch die normative Kraft der EU-Vorschriften relativiert. Aber vielleicht probt er nur die Flucht nach vorn.

Von Dirk Spaniel

Manch einer erinnert sich an das seltsame, Ende Juni 23 viral gegangene Video mit Drohnenaufnahmen aus China, mit dem der südafrikanische Youtuber Winston Sterzel (SerpentZA) neue Elektroautos, die zu tausenden herumstehen und vor sich hinrotten, dokumentierte. Offensichtlich waren es zugelassene Fahrzeuge des Autogiganten BYD aus dem Modelljahr 2021, die zum Umweltproblem geworden waren. Die Spekulationen reichten von angeblichen „Fake-Käufen“ des chinesischen Autoherstellers, um mit geschönten Absatzzahlen an staatliche Subventionen zu kommen, bis hin zu bösartigen Verschwörungstheorien, die den prosperierenden Elektromobilitätsmarkt klein reden wollten. Aber eigentlich scheint das mittlerweile egal, denn der Elektro-Boom scheint auch hierzulande ins Stocken geraten. Denn es ist gar nicht lange her, da warnte VW-Markenchef Thomas Schäfer vor dem Irrweg der Elektromobilität, der bei Volkswagen und anderen Herstellern gerade Milliardenschäden verursacht: „Das VW-Dach brennt lichterloh, es geht um das Überleben der Marke VW.“ Auto Motor und Sport meldete, dass sich die Nachfrage nach dem E-Porsche Taycan halbiert habe und dass bei Seat „jede Menge Cupra Born zur sofortigen Verfügung“ herumstünden. In der Presse war auch zu lesen, dass VW in seinem Emdener Werk die Produktion seiner Elektroautos zurückfährt. Wegen geringer Nachfrage werden im Werk die Spätschichten gestrichen und die Werksferien im Elektrosegment um eine Woche verlängert. Von den 1.500 Leiharbeitern in der Produktion müssen ab August 300 gehen. Der VW-Betriebsratschef Manfred Wulff spricht vornehm von „Kundenzurückhaltung“, die man in der Elektrowelt ganz vehement spüre.

Als Ursache für den Missstand sehen die Hersteller die Liefersituation. Corona-Krise und natürlich der Ukraine-Krieg hätten einen Teilemangel im Bereich der Halbleiter und Kabelbäume herbeigeführt. Dazu kommen die Kürzungen oder auch Streichungen staatlicher Subventionen beim E-Autokauf. Festzuhalten ist, dass es aktuell offenbar mehr gebaute E-Autos als kaufwillige Kunden gibt. Auch „holprige Markteinführungen“ bei bestimmten Modellen und Qualitätsprobleme in der Technik tun der Verkaufsstatistik nicht gut. Doch die eingangs erwähnten fabrikneuen Elektroautos von BYD auf Halde zeigen, dass die Kausalitäten woanders liegen müssen, denn Ukraine-Krieg, Markteinführungen und unterbrochene Lieferketten spielen in Fernost keine Rolle. Die sichtbar gewordene Öko-Bankrotterklärung bezüglich der e-Mobilität hat nun den EU-Sozialisten und EU-Vizekommissionspräsidenten Frans Timmermans auf den Plan gerufen.

Der Niederländer ist als Kommissar für Klimaschutz in der Europäischen Kommission von der Leyens angesiedelt und profiliert sich dort als einer der borniertesten Klimaschutzeinpeitscher, der den „GreenDeal“ der Kommission mit aller Macht durchsetzen will. Nun gibt sich der Öko-Chefideologe besonders smart und technologieoffen. Er macht sich für E-Fuels stark, aber nur, wenn sie kein CO2 ausstoßen. Im Interview mit der Rheinischen Post kommt der O-Ton des Planwirtschaftlers: „Es ist eine ganz, ganz kleine Ausnahme, und ich bin davon überzeugt, dass die übergroße Mehrheit der Automobilindustrie schon weiß, dass es viel günstiger ist, auf Elektromobilität umzuschalten oder mit Wasserstoff zu arbeiten. Aber man hat uns aufgefordert, technologisch offen zu sein, und das sind wir. Wenn man sagt, mit E-Fuels können wir Autos ohne CO2-Ausstoß bauen, dann muss man das versuchen.“ Mitnichten ist dies also eine Zusage für das Überleben des Verbrenners, denn die E-Fuels-Einführung hat noch Tücken.

Eine sind die Strafzahlungen, die Autohersteller an die EU zahlen müssen, wenn Sie die Flottenverbrauchsziele der EU -das sind ca. 2,5 l/100 km in 2030- überschreiten. Bei einem Verbrauch von 6,5 l/100 km Benzin sind das 9000 € Strafzahlung für jedes in Europa verkaufte Neufahrzeug. Mit E-Fuels sollte diese Strafzahlung entfallen. Allerdings hat das die EU noch nicht klargestellt. Hier könnte ich mir vorstellen, dass Timmermans „durch die kalte Küche“ das Verbrennungsmotorverbot auch für E-Fuels doch noch durchsetzt.

Die zweite Tücke besteht in der schieren Menge der benötigten E-Fuels. Die entsprechenden Produktionskapazitäten stehen kurzfristig nicht zur Verfügung, obwohl jetzt schon die Fördermittelabgreifer und Technologiescharlatane auf der Matte stehen und zukünftige E-Fuel-Literpreise von maximal einen Euro prophezeien. Dabei brauchen E-Fuels sehr viel Strom -der bekanntlich in Deutschland sehr teuer ist. Damit scheidet eine heimische Produktion weitgehend aus. Ganz nebenbei bedeutet das, dass es damit immer noch keinen Verwendungszweck für den überschüssigen Wind- und Solarstrom in Deutschland gibt.

Abgesehen davon fragt man sich, was passiert eigentlich mit dem Güterverkehrssektor? Immerhin 99 Prozent der schweren Nutzfahrzeuge in der EU-Flotte fahren aktuell mit Verbrennungsmotoren und fossilen Kraftstoffen. Die durch die eingesetzten E-Fuels entstehenden Mehrkosten wird der Verbraucher tragen, der ohnehin pausenlos vom ökosozialistischen Wirtschaftsplan der EU-Kommission geschröpft wird. Schon jetzt wird der deutsche Steuerzahler hierzulande mit 1,54 Milliarden Euro für das Förderprogramm für erneuerbare Kraftstoffe zur Kasse gebeten. Die aktuell propagierte Alternative – die Umstellung des Fern-Güterverkehrs auf E-Mobilität scheint da noch weiter von der Realität entfernt. Um das Gelingen sicherzustellen bräuchte es eine Netz mit Megawatt-Ladestationen entlang der Bundesfernstraßen. Dieses Netz soll natürlich vom Steuerzahler finanziert werden. Kosten und Fertigstellung sind weitgehend unklar.

Es wäre der richtige Weg, wenn nicht Ideologen und öko-religiöse Planwirtschaftler, sondern Ingenieure und ausgewiesene Technikfachleute die Verkehrspolitik Deutschlands und Europas zumindest wesentlich mitgestalten. Frans Timmermans ist jedenfalls in seiner ideologischen Verbohrtheit und Inkompetenz nicht zu trauen.

Dirk Spaniel: Der 48 Jahre alte Politiker ist seit 2017 Bundestagsabgeordneter für die “Alternative für Deutschland”. Er fungiert als verkehrspolitischer Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion und ist Obmann im Verkehrsausschuss. Geboren wurde Spaniel in Marburg a.d.Lahn, nach dem Abitur studierte er in Clausthal-Zellerfeld Chemieingenieurwesen und an der RWTH Aachen Maschinenbau. Promotion 2003. Spaniel lebt mit der Familie in Stuttgart und in Berlin. Davor Auslandsaufenthalte in Detroit (USA) und Sao Paulo (Brasilien). Zuletzt arbeitet Dirk Spaniel in der Entwicklung eines großen Automobilherstellers.

f7af0ab39ff842c69466870927a47aba

Themen