Immer unpopulärer: Sleepy Joe Biden (Foto:Imago)

Ukraine: Der Wertewesten sucht den Notausgang

Die Geschichten, die der wertewestliche Informationsjunkie in den Mainstream-Medien über den Kriegsverlauf in der Ukraine und über die weiteren Aussichten auf die Pupillen geschmiert bekommt, muten inzwischen an, als seien sie vom Lügenbaron Münchhausen verfasst worden.

von Max Erdinger

Hier noch ein paar “Tierpanzah” für jenen glorreichen ukrainischen Sieg, den es nicht geben wird, dort noch einmal 20.000 Schuß Munition, die innerhalb weniger Tage verbraucht sein werden, noch einmal zwei nutzlose Patriot-Flugabwehrsysteme, die genauso in Schrott verwandelt werden wie alle anderen zuvor, das Ganze garniert mit ein paar frischen Milliönchen – und es wird alles nichts nützen. Die Ukraine wird nicht gewinnen, die NATO hat nichts mehr in der Tasche. Die ukrainischen Soldaten werden für nichts und wieder nichts verheizt.

Selenskyj zieht seinen Botschafter aus London ab, weil der es gewagt hatte, Selenskyjs sarkastische Kommentare über den britischen Verteidigungsminister als “unangemessen” zu kritisieren. Dabei ist Selenskyjs Sarkasmus seit dem jüngsten NATO-Gipfel in Vilnius zu verstehen. Nicht, daß man deswegen Sympathie für jenen ukrainischen “Diener des Volkes” haben müsste, der sein Volk für die geopolitischen Interessen der Amerikaner verkauft hat – für gutes Geld übrigens – , aber es war schon so, daß Ende März 2022 bereits, als der unerklärte Krieg in der Ukraine erst einen Monat alt gewesen war, ein fix und fertig ausgearbeiteter, vom ukrainischen Delegationsleiter unterschriebener Friedensvertrag zwischen Russland und der Ukraine auf dem Tisch gelegen hatte, in dem u.a. die Neutralität der Ukraine vereinbart worden war.

Es war dann der Vorgänger des heutigen britischen Premierministers Rishi Sunak, der strohblonde Boris Johnson, der Selenskyj – vermutlich im Auftrag des Weißen Hauses in Washington – die Friedensbereitschaft am 9. April 22 in Kiew wieder ausredete mit dem Versprechen, die Ukraine würde doch alles geliefert bekommen, was sie bis zum “Endsieg” über die unfähigen Russen brauche – und daß der gesamte Wertewesten hinter der Ukraine stehe, so lange es eben dauere, bis der fiese Iwan besiegt ist. Lange könne das ohnehin nicht mehr dauern, hieß es damals, weil die Russen keine Munition mehr haben und bereits mit Schaufeln kämpfen – und überhaupt, weil sie lausige und unmotivierte Soldaten seien, die der haushoch überlegenen Militärtechnik aus dem Wertewesten nichts gleichwertiges entgegenzusetzen haben. Außerdem “Ghost of Kiew” und die “Märtyrer von der Schlangeninsel”, Tapferkeit und ukrainische Überlegenheit auf allen Gebieten so weit das Auge reicht. Pustekuchen.

Es ist trotz aller Antipathie gegen den korrupten ukrainischen Despoten verständlich, daß er sich in Vilnius vor zwei Wochen “im falschen Film” wähnte, als er vom britischen Verteidigungsminister Ben Wallace recht rüde ermahnt wurde, er solle den Wertewesten nicht als “Amazon” begreifen, wo man sich nur zu bestellen braucht, was man gern hätte – und es dann auch garantiert geliefert bekommt. Mehr Dankbarkeit sei hingegen angesagt, mußte sich der schockierte Selenskyj anhören, für alles, was die Briten bisher für die Ukraine an Unterstützung geleistet hätten. Na sowas? – Wollten die Briten denn auf einmal nicht mehr die “Bestimmer” sein? Es war schließlich Boris Johnson gewesen, der Selenskyj den Floh ins Ohr gesetzt hatte, der Wertewesten sei sehr wohl so etwas wie ein “militärisches Amazon”, das ihn nie und nimmer im Stich lassen würde.  Seit dem NATO-Gipfel in Vilnius dürfte Selenskyj dämmern, daß Putin vollkommen richtig liegt mit seiner Einschätzung der charakterlichen Qualitäten westlicher Großmäuler.  Dumm nur für Selenskyj, daß er selbst der allerletzte ist, der sich über die charakterlichen Defizite anderer Leute zu beschweren hätte. Ein wenig Sarkasmus geht aber immer.

Wo geht es zum Ausgang?

Der sogenannte Ukrainekrieg, ein seltsamer Krieg in aller Munde insofern, als daß er nie – bis heute nicht – von irgendjemandem einem Anderen erklärt worden ist, was auch bedeutet, daß der US-Kongress nie darüber abgestimmt hat, folgt keinen militärischen und keinen strategischen Zielen mehr, sondern ausschließlich noch politischen. Deswegen wird einfach weitergekämpft. Und politische Gründe sind es allenfalls insofern, als daß die wertewestlichen Politiker keine Ahnung haben, wie sie sich angesichts der Propaganda der vergangenen anderthalb Jahre von ihren Positionen zurückziehen könnten, ohne endgültig und unwiderlegbar als falsche Fünfziger dazustehen. Zu gewinnen gibt es politisch nichts mehr. Es geht nur noch um politische Schadensbegrenzung für die handelnden Personen in der Verantwortung für das neuerliche Desaster. Ungefähr 150 Milliarden Dollar amerikanischen Steuergeldes wurden sprichwörtlich verballert für nichts und wieder nichts, aus der EU kamen schätzungsweise 80 Milliarden – und wofür? Dafür, daß die Ukraine zwanzig Prozent ihrer Fläche verloren hat und Hunderttausende Ukrainer ihr Leben verloren haben. Dafür, daß ein Gebiet von der Größe Floridas mit den Blindgängern aus der jüngst gelieferten Streumunition übersät ist, eine Gefahr, die sich noch in Jahrzehnten explosiv bemerkbar machen wird. Noch in Jahrzehnten werden Ukrainer wegen dieser heute noch nicht explodierten – aber bereits verstreuten “Bomblets” ihre Gliedmaßen verlieren. Als landwirtschaftlich nutzbare Flächen kommen die mit Blindgängern verseuchten Gebiete selbst für diejenigen amerikanischen Großinvestoren nicht mehr in Frage, die in den vergangenen Jahren Millionen Hektar gekauft hatten. Illegalerweise. Über korrupte Strohmänner. Das ganze Ukraineabenteuer ist ein einziges Desaster für alle Seiten. Wie also sich verabschieden aus diesem Desaster, ohne dabei oberpeinlich “rüberzukommen”?

Mit amerikanischen Augen

Hach, was wären jetzt Friedensgespräche mit den Russen angenehm. Die würden ja auch welche führen, aber nur noch zu ihren Bedingungen. Die haben nämlich keine Friedensgespräche mehr nötig. Die stoßen einfach immer weiter nach Westen vor, bis an den großen Fluß. Und wenn dann noch nicht Schluß ist mit spärlicher und zusammengekratzter Waffenlieferung sowie ungeduldig auf den Füßen tippelnden Polen an der Grenze zur Westukraine, dann machen sie eben auf der anderen Seite des Dnjepr weiter mit dem Vormarsch. Wir haben die Uhr, die Russen haben die Zeit. Und Friedensbedingungen wären das inzwischen, die von den Russen genannt werden würden, herrjemine! Da könnte man sich als westlicher Politiker zur Unterschriftsleistung auch gleich eine Clownsnase aufsetzen. Oder sich ein Schild um den Hals hängen, auf dem zu lesen steht: “Ich bin ein dummer und arroganter Russenunterschätzer”. – Himmel hilf! Was sollen wir nur tun? Wir hatten doch von allem Anfang an keinen Plan B! Wer hätte sich denn vorstellen können, daß es anders läuft, als wir uns das gedacht hatten? Diese Russen sind aber auch fies und gemein. Wir haben keine Munition mehr, die Ukraine hat keine mehr – und von “Truppenstärke” wollen wir gar nicht mehr reden.

Ob wir Amis es wohl einmal mit einem kleinen, harmlosen und begrenzten Nuklearschlägchen versuchen sollten? Vielleicht würden es uns unsere europäischen NATO-“Verbündeten” genauso nachsehen wie die Nordstream-Sprengung und die Abwerbung ihrer Industrie infolgedessen – und aus ihren Ruinen heraus recht verstrahlt behaupten, sie stünden weiter fest an unserer Seite? – Na ja, wahrscheinlich nicht. Was also? – Hmm. Die zwangsrekrutierten Ukrainer sollen einfach erst einmal so lange weiter verrecken, bis uns etwas für uns Erträgliches eingefallen ist. So ist sie eben, die Politk. Wertewesten bleiben wir ja trotzdem. “God’s Own Country” sind wir sowieso. Wenn die Ukraine auch noch den Zugang zum Schwarzen Meer verliert, dann wären trotzdem wir diejenigen gewesen, die den Ukrainern eingeredet hätten, es sei eine gute Idee, gegen den Willen der Russen NATO-Mitglied und dann doch kein NATO-Mitglied zu werden und stattdessen lieber ein bedeutungsloses Binnenland zu werden, in dem erfreulicherweise noch Ackerbau und Viehzucht möglich sind. Oh Gott … – wir werden dem Selenskyj auftragen müssen, daß er für Ackerbau und Viehzucht werben soll anstatt für NATO und EU. Wir könnte ihm anbieten, das nächste Erntedankfest in der Ukraine zu sponsern. Kann nicht so teuer werden. Viel Ukraine wird ja nicht mehr übrigbleiben.

Der Schlußpunkt

Nach der Covid-Sauerei ist mit dem Ukrainekrieg der endgültige Erkenntnispunkt erreicht. Der “Wertewesten” ist als System gescheitert und muß Geschichte werden. Seine “Werte” sind nur noch eine Illusion. Die amerikanische Verfassung ist wieder das, was sie ganz zuerst gewesen ist: Ein Stück Papier, mehr nicht mehr. Europa wird ein eigenständiger Pol in einer multipolaren Welt werden müssen – und von den Amerikanern ist erst einmal Abstand zu halten, bis auch dort endlich wieder “Werte” gelebt werden. Ein europäischer Wiederaufbau der zerstörten Beziehungen zu Russland ist unerläßlich. Wir brauchen Russland. Die USA brauchen wir nicht mehr. Wer die zum “Freund” hat, der hat auch seinen Feind schon.

 

 

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