Was passiert, wenn sich Antisemitismus, woke Ideologie und schlichte Dummheit kombinieren, zeigt sich derzeit vielerorts in Deutschland, Europa und den USA: Auch der RIAS-Kammerchor hat nun seinen Teil zu dieser Entwicklung beigetragen. In einem beschämenden Akt völliger Verirrung wurde das Händel-Oratorium „Israel in Egypt“ aus dem Programm für das traditionelle Neujahrskonzert genommen. In dem 1739 uraufgeführten Oratorium geht es um den Auszug der Israeliten aus der ägyptischen Knechtschaft ins Gelobte Land Israel, die im biblischen Buch Exodus beschrieben wird – eine der bekanntesten Geschichten der westlichen Kultur.
Der RIAS-Chor will darin nun aber eine „einseitige und alles erobernde Macht“ erkennen, womit der Gott des Alten Testaments gemeint ist. Deshalb verkündete man bereits am 6. Dezember moralinsauer-wohlfeil, auf die Darbietung zu verzichten, die man „angesichts der aktuellen Situation nicht für angemessen“ halte, „um unsere Besucher*innen und uns auf ein neues Jahr feierlich einzustimmen…. vielmehr ist es uns ein Anliegen, das Jahr mit einer Bitte um Frieden zu beginnen”, hieß es weiter. Man wolle sich „die Hoffnung auf ein Miteinander geprägt von Respekt, Toleranz und gegenseitiger Achtung nicht nehmen lassen“.
Neurotische Haltungs-Attitüde
Aus dieser selbstgefälligen, neurotischen Haltungs-Attitüde heraus wurden daher stattdessen kurzerhand Händels Utrechter “Te Deum” und Bachs “Magnificat” ins Programm genommen. Diese künstlerischen Privatanmaßungen einzelner, die sich besonders “sensibel” geben wollen und dabei historische Kontexte ebenso ausblenden wie religiöse Hintergründe, um in einer politisierten Kulturszene die passenden Gesinnungs-Duftmarken zu setzen, wären schon bei einem freien Chor frech; um das Maß jedoch voll zu machen, wird der RIAS-Chor natürlich von der Allgemeinheit zwangsfinanziert: Seine Träger sind das Deutschlandradio, die Bundesrepublik Deutschland, das Land Berlin und die ARD-Skandalanstalt Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb).
Diese erbärmliche und plumpe Demonstration vermeintlich richtigen “Wollens” markiert einen weiteren -leider wohl nur vorläufigen Tiefpunkt- der westlichen Selbstzerstörung: Sie steht zudem für nichts anderes als linken Antisemitismus in seiner besonders verschwurbelten Form. Denn natürlich schwingt in der grotesken Kritik an Händel und dem Alten Testament der Vorwurf der imperialistischen Juden mit, die sich ihr Land schon immer mit brutaler Gewalt genommen haben. Hier wollte man wohl besonders hintersinnig sein, offenbart aber nur die eigene Dummheit und Selbstgerechtigkeit. Mit typisch deutscher Bevormundungsattitüde legt man die Axt an die Wurzeln der eigenen Kultur und suhlt sich dabei auch noch in unerträglicher Selbstgefälligkeit. Das Einzige, was damit wieder einmal demonstriert wurde, ist der überall pestartig um sich greifende westliche Selbsthass. (TPL)