Foto: ITTIGallery/Shutterstock

Geld regiert die Welt im Bundestagswahlcasino

Ein Mann – eine Stimme“, diese alte Regel könnte bald optimiert werden, wenn es nach Frau Dr. (geschwärzt), Abteilungsleiterin im (geschwärzt)-Ministerium ginge. Ob Landtags- oder Bundestagswahl, es ließe sich durch die allseits beliebte „Demokratieförderung“ der Wert einer einfachen Stimme verdoppeln oder gar verfünffachen. Das 2- oder 5-Punkte-Bonuspunktesystem verhülfe dem Wähler zu einer bisher ungeahnten Hebelwirkung. Endlich fände auch das emotionelle Empfinden des Wählers seinen praktischen Niederschlag.

Gastbeitrag von Meinrad Müller

Kleine Parteien überholen die Großen

Mit einer zusätzlichen 2 oder 5-Euro-Münze ließe sich jede Stimme „boostern“, sagt auch Doktor (geschwärzt), der seinen Mitarbeiternamen nicht genannt haben möchte. Seine mathematisch feinsinnige Weiterentwicklung des Paragrafen 1128 des Demokratieförderungsgesetzes funktioniert ganz einfach: Mit einer zusätzlichen Zahlung von zwei Euro oder fünf Euro wird aus einer Stimme eine Superstimme mit 2 oder 5 Punkten. Nur beim Roulette ist es noch besser, da können aus 10 Euro mit Glück 350 Euro werden. Politik ist ja auch irgendwie wie das Drehen am Glücksrad, weiß man doch nie, was kommt.

Bildschirmfoto 2024 04 16 um 04.37.30

Auch der Wahlbeobachter (geschwärzt) aus der Demokratischen Volksrepublik Kongo stimmt zu. Angenommen, eine Partei kriegt 10.000 Stimmen, und jeder Wähler lässt locker noch fünf Euro springen, dann macht das stolze 50.000 Punkte. Aber Halt! Eine andere Partei schnappt sich zwar nur 5.000 Stimmen, aber jeder Fan legt fünf Euro drauf. Bämm! Sie haben auch auf einmal 25.000 Punkte in der Tasche. Mit weniger Stimmen mehr Einfluss – dank der magischen Hebelwirkung von ein paar Euro. „Das ist die Demokratie der Zukunft“, meint auch der Oberstaatsratsvorsitzende (geschwärzt) der Uneinheitlichen Nationen.

Keiner muss spenden, aber jeder darf

 Das Gerechte daran: Der Überschuss aus 2- und 5-Eurobeträgen macht nicht die Parteien fett, schon gar nicht einzelne Mitglieder*innen wie (geschwärzt), sondern fließt z.B. an den Tierschutz. So hat am Ende jeder was davon – die 20.000 Elefanten in Botswana, die Waisenkatzen und die alten Hunde im Tierheim.

Niemand muss „zahlen“ – aber jeder darf

“Aber Moment mal, ich will doch nicht für meine Stimme zahlen!” – „Keine Panik!“, sagt auch Finanzguru (geschwärzt). „Die zwei oder fünf Euro alle vier Jahre machen Euch nicht arm. Es ist wie das Trinkgeld beim Dönermann: Man zeigt einfach, dass einem die Sache was wert ist. Und wer knauserig sein will, kann immer noch ohne Spende wählen. Dann ist es eben wie früher: jede Stimme ein Punkt.  In dieser neuen Wahlwelt zählt nicht nur, wen oder was man wählt, sondern auch, wie ernst es einem ist. Mit ein paar Euro ließe sich jede Stimme aufboostern wie Karl (geschwärzt) es anderweitig oft empfahl.

Wie das Verfahren technisch und datenschutzgerecht umgesetzt werden kann, das werden 22 Gremien mit je 100 Personen im Rahmen der „Demokratieförderung“ bei feucht-festlichen Abenden im Bundestag klären – oder auch nicht.

Schlimmer kann es ja nicht werden.

c051c26b692a48f5b65d1aabdfb5def7

Themen