EM 2024 (Symbolfoto: Getmilitaryphotos/Shutterstock)

Droht uns ein Viertelfinale-Bürgerkrieg

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Wenn heute der Pascha vom Bosporus anreist, um seine Fans anzustacheln, könnte es vor, während und nach dem EM-Viertelfinale Türkei vs. Niederlande hoch her gehen, könnten die Türken im türkischen Außenbezirk Deutschland mal wieder zeigen, wer hier eigentlich Herr im Hause ist.

Die Gewerkschaft der Berliner Polizei blickt verständlicherweise und zurecht deshalb auch mit Sorge auf das Spiel morgen im Berliner Olympiastadion. Die Partie sei das “Nonplusultra-Hochrisikospiel”, sagte Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei Berlin, dem Nachrichtenportal “Watson” am Donnerstag.

“Beim Blick auf die große türkische Community in unserer Stadt verstärken sich die Sorgen bei der Einsatzbewältigung nochmal zusätzlich. Emotionen spielen rund um den Fußball immer eine große Rolle und wir haben in den letzten Wochen deutlich gesehen, wie Erfolge gefeiert und Frust über Misserfolge Raum verschafft wird”, so Jendro.

Das ist natürlich wieder typisch verharmlosend, als ob es hier wirklich nur um Emotionen ginge.

Am Samstag sollen immerhin rund 3.000 Beamte im Einsatz sein. “Es wird alles in den Dienst alarmiert, was irgendwie möglich ist, und wir hoffen natürlich auf Unterstützung von Bund und Ländern”, sagte er. Denn das Einsatzgebiet beschränke sich nicht nur auf die “vier Hotspots” am Olympiastadion, Fanmeile und die Fantreffs am Breitscheidplatz und Hammarskjöldplatz, “sondern eben auch über den Ku`damm, Neukölln, Kreuzberg, wo Fußballfans auf die Straße gehen oder eben fahren werden”.

Der Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ändere an der Einsatzplanung nichts. Man erwarte, dass er sich an den “rechtsstaatlichen Rahmen” halte. “Bei uns gilt der Wolfsgruß als rechtsextremes Symbol”, sagte Jendro.

Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoglu, sieht hingegen keinen Grund, den geplanten Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan beim Viertelfinalspiel der Türkei bei der Fußball-Europameisterschaft in Berlin zu kritisieren. “Wenn Erdogan nach Berlin kommen will, dann soll er kommen”, sagte Sofuoglu dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland” (Freitagausgaben).

“Es gibt keinen Grund zur Aufregung. Andere Präsidenten und Könige kommen ebenfalls zu den Spielen ihrer Mannschaften. Als Viktor Orbán zum Spiel der ungarischen Mannschaft nach Stuttgart gekommen ist, hat sich auch niemand aufgeregt”, so Sofuoglu. Das müsse für den türkischen Präsidenten dann genauso gelten.

Der Innenpolitiker Stefan Heck (CDU) sieht das anders. “Sie müssen davon ausgehen, dass Herr Erdogan nicht aus sportlichen Gründen nach Berlin kommt”, sagte Heck dem TV-Sender “Welt” am Donnerstag. “Der Anlass ist das Viertelfinale der türkischen Mannschaft. Aber der eigentliche Grund dahinter ist natürlich ein ganz anderer. Wir haben immer wieder erlebt, wie sich Erdogan in die deutsche Innenpolitik eingemischt hat.” In diesem Zusammenhang müsse man auch den Besuch am kommenden Samstag sehen, so der CDU-Politiker. “Das ist eine klare Provokation, und wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie hierauf auch eine klare Antwort findet.”

Es sei richtig, dass Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) den türkischen Botschafter wegen der Wolfsgruß-Affäre einbestellt habe, sagte Heck. “Aber das reicht natürlich nicht aus. Wir brauchen, wenn Erdogan hier in Deutschland ist, eine sehr klare Ansprache der Bundesregierung ihm gegenüber.” Auch innenpolitische Maßnahmen müssten folgen. “Wir erwarten insbesondere, dass die Grauen Wölfe hier endlich verboten werden.”

Bislang sei aber trotz aller öffentlichen Kritik durch Innenministerin Nancy Faeser (SPD) nichts geschehen, bemängelte Heck. “An Lippenbekenntnissen hat es nicht gefehlt in den letzten Monaten. Aber wir erwarten jetzt weitere Schritte, die endlich folgen müssen. Da hat sich bislang noch nichts getan. Die können weiterhin völlig ungehindert hier ihren Extremismus ausleben”, behauptete Heck. “Und darauf braucht es jetzt eine Antwort.”

Aber, aber Herr Heck, wir kennen doch alle Frau Baerbock. Außer Reden nichts gewesen. Vielleicht ist Erdogan aber auch so schlau und zeigt nicht den Wolfsgruß sondern den islamischen Finger – und alles ist wieder gut.

Aber auch der Vorsitzende des Innenausschusses, Lars Castellucci (SPD), warnte Erdogan vor einem ideologischen Missbrauch des Viertelfinalspiels gegen die Niederlande am Samstag. “Ich wünsche Herrn Erdogan einen guten Aufenthalt im Berliner Olympiastadion”, sagte Castellucci dem “Tagesspiegel” (Freitagsausgabe). Die EM in Deutschland verbinde Menschen quer über den Kontinent in aller Vielfalt und sportlicher Fairness miteinander. “Den Fußball politisch oder ideologisch aufzuladen, widerspricht diesen Ideen”, so Castellucci.

Auch Unionsfraktionsvize Johann Wadephul wies darauf hin, dass die EM ein völkerverbindendes Fußballfest sei. Erdogan könne bei seinem Besuch ein wichtiges Zeichen der sportlichen Verbundenheit setzen, sagte Wadephul dem “Tagesspiegel” weiter. “Politisch ist und bleibt die Türkei einer unserer wichtigsten Partner”, fügte er hinzu. Der Unionsfraktionsvize kritisierte, dass die Bundesregierung “zu wenig in diese Partnerschaft investiert” habe. Der Besuch biete “die Gelegenheit, diese Lücke zu füllen.”

Die CDU-Bundestagsabgeordnete Serap Güler äußerte die Hoffnung, dass Erdogans Besuch “die Diskussion der letzten Tage nicht zusätzlich befeuert”. Ein Staatspräsident wie Erdogan trage auch “Verantwortung gegenüber dem Gastgeberland”, gab sie zu bedenken.

Und es steht 1:0 für die Türkei im Endspiel gegen Deutschland. (Mit Material von dts)

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