Ab in den Knast? (Foto:

Verbotene Zeichensprache

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Bei der Fußball-Europameisterschaft kann man es immer wieder sehen, was passieren kann, wenn man mit seinen oberen Extremitäten etwas Regelwidriges anstellt, wenn man z.B. den Fußball im Strafraum mit seinen Armen oder Händen berührt. Dann gibt es das Geschrei „Hand“ aus tausenden Kehlen und als Strafe einen Elfmeter. Um dem zu entgehen, versuchen die Fußballspieler mit eng anliegenden Armen vor dem Tor, gleich Pinguinen mühsam ihre Balance zu halten und dabei sogar noch ein Tor zu schießen.

Von Johann Allkemper

Harte Strafen können aber auch Leuten blühen, die einen Arm im falschen Winkel vor sich ausstrecken. Das wäre ein Nazi-Gruß und könnte nach StGB 86a bis zu 3 Jahre Haft einbringen, also streng verboten und Finger weg! Aber immer mehr Gebärden und Grüße werden geächtet und mit harten Konsequenzen als politische Agitation belegt. Die freie Meinungsäußerung hat die Pleite angemeldet und die Inquisition ist mit dem Hexenhammer der Videoüberwachung in die Stadien eingezogen.

Mit dem Zeigefinger an die Stirn tippen, bloß nicht, das wäre eine Beleidigung. Den Zeigefinger mit dem Daumen zu einem Loch formen, die Geste dürfe klar sein? Und den Urologen Mittelfinger ausgestreckt zeigen, um Gottes Willen-nein! Aber wie wäre es, Zeigefinger und Mittelfinger zu einem „V“ (Victory) zu formen, das machte früher der britische Ministerpräsident Winston Churchill als Zeichen zum Sieg. Das könnte zum Fußball passen. Aber was würde geschehen, wenn auf das Sieg-Zeichen eine un(heil)volle Ergänzung aus dem Publikum erfolgte? Das wäre dann eine streng verbotene Nazi-Parole.

Als Sturm im Wasserglas erlebten wir bei der EM die Freudenäußerung des türkischen Nationalspielers Mehri Demiral, weil er ein Tor geschossen hatte. Der ahnungslose Zuschauer konnte sein Zeichen des gestreckten Kleinen – und des Zeigefingers so deuten, dass er seine gegnerischen Verteidiger und den Torwart auf die Hörner genommen hat. Nein, nun weiß es jeder, das sollten nicht Hörner, sondern die Ohren eines Wolfes sein. Sein so interpretierter Wolfsgruß hat inzwischen die Regierungsgemüter in helle Aufregung versetzt und das Spiel mit dem Ball trat in den Hintergrund. Und der englische Fußballspieler Bellington hatte sich, vorn und weiter unten, wohin gegriffen; das wurde schon fast als eine sexuell motivierte Belästigung interpretiert. Oder hat er nach einem Fallrückzieher nur seine empfindlichen Körperteile wieder richtig platzieren wollen?

Sind wir Gastland der EM oder Volksgerichtshof? Da blickt inzwischen keiner mehr durch im Volke, denn andererseits ist es erlaubt, Tausend Schüler gegen rechts zu Demonstrationen aus dem Schulunterricht zu einer Menschenkette auf die Straße zu schicken und Omas werden zu Demos mit Pappschildern „Omas gegen rechts!“ aufgerüstet. Verbrecher laufen, mit Messern bewaffnet, draußen frei herum und das wird von höchster Stelle als zu geringe Integrationsbemühung bagatellisiert.

Da gibt es noch viel zu tun, um alle Gesten nach Mehrdeutigkeit abzuklopfen und auf den Index zu setzen, denn die Justiz will beschäftigt sein. Wer weiß denn schon, wenn sich am Hindukusch jemand am Kopf kratzt oder in Alaska weiter hinten/unten, ob damit nicht eigentlich eine politische Botschaft gemeint sein könnte?
Eine Hilfe für die reinen Fußball-Fans gäbe es schon. Die UEFA könnte vor den Stadien Schilder aufstellen, wo alle verbotenen Gesten abgebildet sind, dann wüssten endlich alle, wie sie ihr Missfallen gegen diese Zumutungen öffentlich äußern könnten. Gerade das will man aber verhindern und die Missstände im Lande mit dem Jubel der Fußball-Fans zudecken. Bis dahin könnte man sich, ohne Rechtskenntnisse, auf der sicheren Seite wähnen, wenn man seine Hände in den Taschen lässt, wie ein Pinguin herumläuft und sie nur dann herausnimmt, um bei links/grünen Diffamierungs-Parolen kräftig Beifall zu klatschen.

Ob so Demokratie und freie Meinungsäußerung zu verstehen ist, darf bezweifelt werden.

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