Kolumbien (Bild: shutterstock.com/Paola Serna)

Kohle – Rekordimporte aus Kolumbien trotz Klimaplänen und Menschenrechtsverletzungen

Deutschland nutzt mehr Kohle aus Kolumbien für Energie. Nach Sanktionen gegen Russland und dem Stopp der Atomkraft sucht das Land neue Energiequellen. Kolumbianische Steinkohle ist sehr gefragt, der Handel blüht (Welt: 07.09.23).

Ein Beitrag von Blackout-News

Deutschlands Kohle-Boom: Warum der Import aus Kolumbien explodiert

Offizielle Daten zeigen einen Rekord bei Kohleimporten aus Kolumbien. Von Januar bis Mai 2023 importierte Deutschland etwa 2,56 Millionen Tonnen. Das macht 15,6 % aller Kohleimporte aus. Für das gesamte Jahr könnten es mehr als sechs Millionen Tonnen sein. Solche hohen Zahlen gab es zuletzt vor fast zehn Jahren.

Der Importanstieg hat mehrere Ursachen. Dazu zählen Sanktionen gegen Russland wegen des Kriegs in der Ukraine. Aber auch der Verzicht auf Atomkraft und geplante Ende der deutschen Kohleförderung spielen eine Rolle. Im ersten Quartal 2023 stammten 30 % des Stroms aus Kohlekraftwerken, so das Statistische Bundesamt.

Um den Strombedarf zu decken, dürfen Energieunternehmen alte Kohlekraftwerke reaktivieren. 14 solcher Anlagen sollen den Bedarf jetzt decken.

Kolumbien ist jetzt einer der wichtigsten Kohlelieferanten für Deutschland. Das europäische Kohleverbot gegen Russland hat den Bedarf an Alternativen gesteigert. Jetzt kommt Kohle hauptsächlich aus den USA, Südafrika und Kolumbien.

Kolumbiens dunkle Kohle: Wie der Bergbau in La Guajira zu Wassermangel und Kindstod führt

Doch der kolumbianische Kohleabbau steht in der Kritik. In der armen Region La Guajira mangelt es an Wasser. Umweltschützer und Menschenrechtsaktivisten geben dem Tagebau dort eine Mitschuld. Einheimische blockierten kürzlich fast drei Wochen die Transportwege der Mine. Die Mine gehört dem Schweizer Unternehmen Glencore, das die Vorwürfe ablehnt. Die NGO „Nacion Wayuu“ kritisiert, dass Glencore nicht wie versprochen in Trinkwasser investiert hat.

Kolumbiens Präsident Gustavo Petro hat in La Guajira den Notstand ausgerufen. Er macht die Kohleindustrie für den Tod vieler Kinder durch Wassermangel verantwortlich.

Doppelte Standards? Deutsche Kohlepolitik zwischen Klimazielen und Menschenrechtskritik

Deutschland plant, die Kohleverstromung spätestens bis 2038 zu stoppen. Sevim Dagdelen, Abgeordnete der Linkspartei, kritisiert die Klimapolitik der aktuellen Regierung. Sie findet es scheinheilig, Kohle aus Russland zu meiden, während Kohle aus Kolumbien geholt wird. Dabei leidet die indigene Bevölkerung in Kolumbien unter den Folgen des Kohleabbaus.

Dagdelen ist auch gegen die Russland-Sanktionen und deutsche Waffen an die Ukraine. Sie nennt diese Lieferungen ein „Element im Stellvertreterkrieg der Nato in der Ukraine“. Viele Regierungsmitglieder haben Kolumbien besucht, aber niemand war in der betroffenen Region La Guajira.

Laut Regierungsangaben soll der Import von kolumbianischer Kohle in Zukunft abnehmen. Der Grund: Deutschland möchte den Strom aus Kohle bis spätestens 2038 nicht mehr nutzen.

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