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Putsch oder Fake? In Afrika brennt die Luft

In der Sahelzone folgt ein Putsch auf dem anderen, eine Entwicklung, die den einstigen europäischen Kolonialmächten sehr große Sorgen bereitet, denn ihre Energieversorgung ist gefährdet. Sollten die Uranimporte durch die Unruhen unterbrochen werden, stellt dieses ein großes Problem für Frankreich dar. Aus dem westafrikanischen Niger stammen etwa ein Viertel der europäischen und ein Drittel der Uranimporte Frankreichs, das mit 56 Kernkraftwerken einen Spitzenplatz unter den Atomstromexporteuren der Welt belegt. Beschafft wird deren betriebsnotwendiger Brennstoff vom staatlichen Nukleargiganten Orano, der den höchsten und schwärzesten Granitbau unter den Wolkenkratzern des Pariser Kapitaldistrikts La Défense besitzt, in geheimen Geheimverträgen aus Niger, wo der Konzern sich drei gewaltige Uranminen sowie die Mehrheitsbeteiligung an Nigers Staatsunternehmen für Uranaufbereitung unter den Nagel gerissen hat.

Die (ehemals) französische Kolonie Niger verfügt über die hochwertigsten Uranerze Afrikas und ist der siebtgrößte Uranproduzent der Welt, aber der Weltbank zufolge sind 81,4 % seiner Bürger noch nicht einmal ans Stromnetz angeschlossen. 40 % leben unterhalb der Armutsgrenze, ein Drittel der Kinder ist untergewichtig, die Analphabetenquote liegt bei 63 Prozent. Nur die Hälfte der Einwohner hat Zugang zu sauberem Trinkwasser, nur 16 Prozent sind an eine angemessene Sanitärversorgung angeschlossen.

Was genau ist in Niger passiert?

Berichten zufolge hat sich im frankofonen Westafrika spontan eine „antiimperialistische Volksbewegung” entfaltet, die den Nationalen Rat für den Schutz des Vaterlandes (CNSP) in Niger unterstützt, der am 26. Juli 2023 durch einen Militärputsch gegen die gewählte Regierung von Präsident Mohamed Bazoum, der von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron unterstützt wird, an die Macht kam. Bazoum gehörte 1990 zu den Gründern der „Parti Nigerien pour la Democratie et le Socialisme”. Die Demonstrationen von Anhängern der CNSP-Regierung in Niger richteten sich hauptsächlich gegen Frankreich und forderten den Abzug der französischen Truppen und versuchten, die französische Botschaft zu stürmen, um ihre Empörung über die jahrzehntelange koloniale und neokoloniale Herrschaft in ihrem Land zum Ausdruck zu bringen. Nicht wenige trugen Russland Fahnen mit sich.

Unter dem Druck der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) (unter der Führung des nigerianischen Präsidenten Bola Ahmed Tinubu) sowie der Afrikanischen Union und der UNO hat sich Nigers Militärjunta „geweigert”, den abgesetzten Präsidenten wieder einzusetzen.
Nigerias Präsident Bola Tinubu, der jetzt den Vorsitz der 15 Mitglieder umfassenden Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) innehat, hatte nur wenige Tage nach der Machtübernahme durch die CNSP gedroht, eine Militärintervention zur Wiedereinsetzung Bazoums anzuführen. Inzwischen haben sich Tausende von jungen Menschen im Stadion von Niamey versammelt, um sich als Freiwillige zur Verteidigung ihres Landes zu melden.
da die Drohungen der ECOWAS dazu beigetragen haben, die Feindseligkeit gegenüber Frankreich und den USA zu verstärken.

Aber ist die antiimperialistische Bewegung Realität oder steckt was anderes dahinter?

Während die ECOWAS als eine Organisation dargestellt wird, die (inoffiziell) den neokolonialen Interessen Frankreichs und der USA dient, sind sich die Menschen in Westafrika der Rolle des nigrischen Conseil National pour la Sauvegarde de la Patrie (CNSP) nicht bewusst.

Wurde die sogenannte „Antiimperialistische Volksbewegung” (die von progressiven Kriegsgegnern und Gewerkschaften getragen wird) absichtlich in die Irre geführt? Nigers CNSP-Militärjunta ist nicht im Kampf gegen den von den USA unterstützten Neokolonialismus in Afrika südlich der Sahara, ganz im Gegenteil: Die CNSP-Militärführung wird (indirekt) vom Pentagon kontrolliert. Mindestens fünf hochrangige Mitglieder der nigrischen Militärjunta haben ihre Ausbildung in den USA erhalten.

Militärjunta  absolvierte seine militärische Ausbildung in den USA

General Abdourahamane Tiani, der den Staatsstreich angeführt hat und derzeit Chef der CNSP-Militärjunta ist, erhielt seine militärische Ausbildung am College of International Security Affairs (CISA) der National Defense University (NDU). Das CISA ist das “Aushängeschild des US-Verteidigungsministeriums für die Ausbildung und den Aufbau von Partnerkapazitäten im Kampf gegen Terrorismus, irreguläre Kriegsführung und integrierte Abschreckung auf strategischer Ebene” . Brigadegeneral Barmou, der derzeit die Militärjunta vertritt, absolvierte seine militärische Ausbildung in den USA in Fort Moore, Columbus, Georgia und an der National Defense University. Brigadegeneral Barmou und sein Team werden vom Wall Street Journal als die „Guten” eingestuft.

Eine Ansprache von  Victoria Nuland sorgte am 07. August ebenfalls für Irritationen. So sagte sie bei einer Telefonkonferenz: Wie einige von Ihnen vielleicht wissen, ist dies mein dritter Besuch in Niger in den zwei Jahren, in denen ich Staatssekretär für politische Angelegenheiten und jetzt stellvertretender Staatssekretär bin, und der Staatssekretär war im März hier. Dieses Ausmaß an Aufmerksamkeit spiegelt den Wert wider, den wir dieser bilateralen Beziehung beimessen, und die enorme Menge an Arbeit, die wir gemeinsam leisten, um die Wirtschaft, den Wohlstand, die Hoffnungen, die Sicherheit und die Arbeit, die wir gemeinsam bei der Terrorismusbekämpfung leisten, zu unterstützen und zu stärken.

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