Deutsche Wirtschaftskapitäne auf Abwegen: BDI-Chef Russwurms Warnungen vor „rechts“

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BDI-Chef Russwurm (r.) auf Du und Du mit den “Systemorgeln” (Foto:Imago)

Sicher haben Sie es auch schon vernommen: Siegfried Russwurm, der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), scheint zu glauben, dass nicht Grüne, die SPD und FDP die Bundesregierung stellen, sondern die AfD. Er sah sich jetzt genötigt, eine flammende Warnung auszusprechen: „Wir tun gut daran, uns den Aussagen der AfD auch öffentlich deutlich entgegenzustellen: Klar zu sagen, sie zu wählen ist kein harmloser Protest, sondern das ist eine Partei, die schädlich ist für die Zukunft unseres Landes und von uns allen.“ Wer’s nicht glaubten mag, siehe hier und hier oder andere. Ist dieser Russwurm der einzige Verbandsfunktionär, der noch nicht mitbekommen hat, was mit unserem Land los ist? Der Geschäftsklima-Index ist der Vorbote des deutschen Wirtschaftsdesasters.

Es bietet sich wegen des runden “Jubiläums” an, einen Blick zurückzuwerfen, was Wirtschaftskapitäne schon früher verbrochen haben. Vor 90 Jahren wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt, nachdem zuvor 19 Wirtschaftskapitäne mit einem legendären Brief Reichspräsident Hindenburg aufgefordert hatten, ihn zum Reichskanzler zu ernennen. Verfasst hatte diese sogenannte “Industrielleneingabe” der spätere Reichsfinanzminister Hjalmar Schacht, jedoch maßgeblich bestimmt vom Großindustriellen Fritz Thyssen. Wie kam es dazu? Zuvor war Hitler Gast beim Industrieclub gewesen, dem Vorläufer des BDI. Hier präsentierte er sein politisches Konzept und gab den Herrschaften zu verstehen, dass sie ebenso als “Betriebsführer” prädestiniert seien, wie er der große politische Führer sein wolle. Diese ihnen zugedachte Rolle der Betriebsführer überzeugte sie – so einfach lassen sich Wirtschaftskapitäne in die Irre führen! Als dann die NSDAP die Novemberwahl 1932 krachend verloren hatte, sahen die Industriellen ihre Felle davonschwimmen – und der Brief ging raus.

Wer macht hier denn wirtschaftsfeindliche Politik?

Noch einmal, man stelle sich das vor: Kapitalisten forderten den Reichspräsidenten auf, den bekennenden (!) Sozialisten – wenn auch einen nationalen – zum Regierungschef und damit mächtigsten Mann im Staate zu machen. Verrückt, wie auch heute wieder einiges verrückt ist. Heute schießen sich Wirtschaftsführer abermals nicht auf die Parteien ein, die ihnen als Regierung zusetzen und an denen sie absehbar zugrunde gehen… sondern auf eine AfD – als ob diese ihnen das Leben schwer machen würde! Es gibt durchaus gute Gründe, bestimmten Leuten dieser Partei gegenüber kritisch zu sein, so wie ich es bin. Von deren Abgeordneten erhält man selten Antwort. Nicht weniger jedoch ist Misstrauen bei Vertretern aller anderen Parteien angesagt. Man fragt sich, was in den Köpfen deutschen Führungspersonals, wie dem BDI-Präsidenten, vor sich geht, wenn sie in ihrer neuerlichen “Industriellenabgabe” heute die, verteufeln, die als einzige Opposition gegen die wirtschaftsfeindlichste Politik seit Bestehen der Republik machen.

Diese Frage stellt sich genauso für die andere Seite des Machtkartells, für bestimmte Gewerk-schafter, wie bei diesem GDL-Führer Claus Weselsky. Ich selbst kämpfte einmal in meiner Zeit als Gewerkschafter für die 35-Stunden-Woche, als es darum ging, Arbeitsplätze zu sichern und neue zu schaffen. Doch heute passt eine Arbeitszeitverkürzung ökonomisch wie die Faust aufs Auge. Sind denn alle Führer verrückt geworden – nicht nur in der Politik, sondern in Gewerkschaften und nun auch auf Unternehmerseite? Greift Corona vielleicht nicht nur die Atemwege an, sondern mehr?


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