Die Menschen in der Mitte werden durch die Polarisierung zerrieben!

Die derzeitige Polarisierung in unserer Gesellschaft zwischen Rechts und Links führt einerseits zu einer Schwächung der Mitte, andererseits aber auch zur Chance, diese wieder neu aufzubauen und wertzuschätzen. Mittlerweile gelten diejenigen, die sich nicht mehr in das Schwarz-Weiß-Raster einordnen lassen, als eine zerriebene Verschubware, die man im Zweifel gegen ihren Willen in eine der von Menschen guten Glaubens – aber ohne guten Willen – definierten Kategorien einsortiert. Wer nicht auf der richtigen Seite der Geschichte steht, steht auf der falschen.

Von Dennis Riehle

Diese Automatismen werden aktuell insbesondere durch diejenige Bevölkerungsklientel gepusht, die mit Vehemenz darauf drängt, dass sich der verantwortungsvolle Bürger von Weltoffenheit jenseits oder diesseits der sogenannten Brandmauer positioniert – welche in einer Demokratie so unnötig ist wie ein Kropf. Die durch die Regierung geförderte Aufwiegelung und Aufstachelung einer gesamten Republik findet nur wenige Vergleiche in der neueren Vergangenheit. Selbst in der DDR ging der Aufstand des Volkes nicht von den Diktatoren aus, sondern von der Basis. Vergleiche hierzu verbieten sich aber auch schon deshalb, weil heute nicht mehr für die Freiheit gekämpft wird, sondern für eine Einschränkung derselben.

Es bedarf im Augenblick viel Kraft, sich nicht vereinnahmen zu lassen von jenen, die partout darauf drängen, sich entscheiden zu müssen. Und so zeigt der Blick auf die Historie auch, dass es stets die Vermittler von Vernunft und Pragmatismus waren, die aus den festgefahrenen Konflikten herausgeführt haben. Dialogbereitschaft statt Abschottung, Zuhören statt Brandmarken, Verstehen statt Verachten. Eigentlich könnten die Prinzipien der unserer Grundordnung so leicht verständlich sein, würden sie nicht von denjenigen kleingeredet, die an einem Prozess der Befriedung kein Interesse haben. Immerhin müsste man sich im Zweifel des eigenen Versagens bewusst werden, Versäumnisse eingestehen und Besserung geloben. Doch Einsichtsfähigkeit ist in diesen Tagen genauso rar wie die Bereitschaft, die Scheuklappen abzulegen und sich bei klarem Verstand und mit reflektierendem Weitblick den fatalen Irrweg klarzuwerden, den Deutschland als über die eigenen Grenzen isolierter und international belächelter Außenseiter eingeschlagen hat. Eine weitere Spaltung unserer Nation verschärft den identitäts- und kulturpolitischen Kampf um die Deutungshoheit des Zustandes der Republik. Für Robert Habeck ist die Lage nicht dramatisch, es sind ja lediglich die Zahlen. Und so versucht man uns zu suggerieren, zu implementieren und weiszumachen, dass es nebenbei der hohe Krankenstand sei, welcher das ökonomische Übel verursacht.

Um gerade diesem irrwitzigen Informationsmonopol entgegenzutreten, braucht es die Wachheit von nicht-systemkonformen Parteien und Medien, die es zumindest vermögen, dass nicht noch weitere Bürger an den Dornröschenschlaf verloren gehen. Denn obwohl man eigentlich davon ausgehen sollte, dass wir aus den zwei Autokratien des vergangenen Jahrhunderts gelernt haben sollten, ist die die Naivität und Blauäugigkeit in unserem Land auf einem erschreckenden Vormarsch. Deshalb steigt auch die Anfälligkeit, sich von Onkel Robert Geschichten vorlesen zu lassen, um sich später in seiner Traumwelt der lebensfeindlichen Klimaneutralität, zwischen Wärmepumpen und E-Autos, zwischen Windrädern und Solarpanelen, zwischen Veganismus und Genderismus, wiederzufinden. Daher braucht es diejenigen dringender denn je, die sich nicht den Sand des grünen Wirtschaftswunders in die Augen streuen lassen, sondern gerade an jene Individuen in unserer Bevölkerung appellieren, die noch nicht in der blökenden und Zustimmung klatschenden Schafherde untergegangen sind – und sich von unserem Oberhirten in der Berliner Waschmaschine etwas von einer positiven Zeitenwende eintrichtern lassen. Die sich an all die Distanzierten und Skeptischen wenden, welche sich nicht von Menschenfängern für den Fanclub „Uns Olaf“ abwerben ließen. Und an Journalisten, welchen das Rückgrat und der Berufsethos noch mehr bedeuten als die Karriere oder das Wohlwollen ihrer Chefs, die ohne Rundfunkgebühren oder Presseförderung auf manchen Ledersessel in der Redaktion verzichten müssten.

Eine weitere Kartellbildung wird zwangsläufig zu einem zusätzlichen Erstarken der beiden Pole führen. Dies kann entweder mit den bereits bestehenden politischen Kräften geschehen – oder mithilfe einer weiteren Zersplitterung auf dem Tableau des politischen Wettbewerbs. Gleichsam sollte man sich nicht schon wieder Parallelen zur Weimarer Republik einreden lassen, denn es war nicht allein die Ausdifferenzierung der Parteienlandschaft, welche später in die Katastrophe führte. Dennoch können und sollten wir in einem Zeitalter der Egozentrik trotzdem versuchen, Interessen zu bündeln – statt uns aus Befindlichkeiten weiter aufzudröseln. Das Gebot der Stunde ist die Zusammenarbeit. Gerade auch dann, wenn sich der Block der Etablierten einer Kooperation mit dem wertkonservativ-nationalpatriotischen Lager schon aus antidemokratischem Prinzip heraus verwehrt. Ein Sammelbecken und eine Graswurzelbewegung derjenigen, die nicht weiter nach rechts gerückt sind, sondern die aufgrund des Linksdralls und eines durch die Einflussnahme einer oligarchischen Minderheit verschobenen Kompasses plötzlich als radikal, populistisch oder extrem gelten – obwohl sie heute keine anderen Positionen vertreten als noch vor ein paar Jahren. Sie sind lediglich standhaft geblieben, als man versuchte, die Landkarte neu auszurichten. Und gerade diese Leute braucht es, die auf dem „rechten“ Weg sind – und sich ihre Standhaftigkeit auch nicht durch Moralisierung, Einschüchterung oder Drangsalierung nehmen lassen. Bündnisse all jener Zeitgenossen, die das Beste für unser Land möchten, die Brücken bauen können und sich dem Gespräch nicht verwehren. Die nicht nur für den eigenen Geldbeutel arbeiten, das Ich oder die Ideologie – sondern für ein Ende des Niedergangs, des Ruinierens, des Zerstörens von Heimat und Zukunft.

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