Ein Ukrainer bei der Arbeit (Symbolfoto: Mila Supinskaya Glashchenko/Shutterstrock)

Arbeiten? Wieso? Ich komme aus der Ukraine!

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Warum sollte man als Kriegsflüchtling aus der Ukraine in Deutschland einen Finger krumm machen, wenn man das Bürgergeld doch auch ohne jede eigene Anstrengung erhält? Mit seiner Dreistigkeit zeigt das durch Putin angegriffene Volk die Motivation, überhaupt erst in die Bundesrepublik gekommen zu sein.

Von Dennis Riehle

Es nutzt mit unverhohlenem Bewusstsein und im festem Willen unsere naive Solidarität aus. Und oftmals handelt es sich dabei nicht um diejenigen, die an der Front zum Opfer des russischen Angriffs wurden. Als Integrationsberater saßen mir stattdessen Personen gegenüber, welche zumeist aus dem Nordwesten ihrer Heimat stammten, die ohne jegliche Scham erklärten, dass sie bisher keine einzige Bombe oder Rakete gesehen hätten – aber selbstverständlich die Gelegenheit nutzen wollten, dass wir unsere Hilfe anbiedern. Mittlerweile werden wir durch den halben Globus verhöhnt. Niemand ist derart gutgläubig und masochistisch zugleich, sich als Sozialamt der Welt zu gebärden. Unseren hart erarbeiteten Wohlstand – im Zweifel eben auch nur 12 Euro pro Stunde – werfen wir denjenigen in den Rachen, die unsere Dämlichkeit vorführen. Da ist niemand traumatisiert von Erlebnissen der militärischen Auseinandersetzung. Sondern es kommen Menschen auf unser Territorium, die weder in finanzieller noch humanitärer Sicht bedürftig wären. Sie spucken uns nahezu hämisch und spöttisch ins Gesicht – weil wir es ihnen erlauben. Möglicherweise würden wir es ähnlich tun, ließe sich nur ein vergleichbarer Trottel finden, der die Bibel ebenfalls buchstäblich versteht – und deshalb auch die andere Wange hinhält.

Tatsächlich war es neben nahezu sämtlichen Entscheidungen, die die Ampel in ihrer Legislaturperiode bereits getroffen hat, ein völlig hanebüchener Vorstoß, aus einem in den Exzess und Unbegrenztheit getriebenen Mitgefühl mit Kiew hier Ankommende in Ungleichbehandlung zu allen sonstigen „Schutzsuchenden“ sofort in den Bezug des Hartz IV-Nachfolgers einzugliedern – und dabei weder ihre wirtschaftlichen Verhältnisse, noch die Frage zu klären, ob sie denn überhaupt von den Auswirkungen des Konflikts betroffen sind. Und so erinnere ich mich gut, als mir recht bald nach dem Einmarsch des Kreml ein Klient angekündigt wurde, der sodann in einem SUV vorfuhr und auch ansonsten nicht sonderlich geschunden aussah. Mit Genugtuung schwadronierte er davon, dass das Jobcenter deutsche Leistungsbezieher umfassend auf ihre Situation abklopft, während es bei ihm genügte, durch Vorlage des Passes ohne eine weitere Kontrolle von Vermögen oder Einkommen an Bargeld zu kommen. Hämisch lächelnd brüstete er sich mit seiner Bequemlichkeit – und wie verblendet man doch sein müsse, für Fremde schuften zu gehen. Dass er wöchentlich nach Hause pendelt, um dort die hier angesammelten Ersparnisse abzuliefern, war dann nur noch der Gipfel der Unverfrorenheit – die allerdings bei unserer Arglosigkeit nicht verwundern kann. Vorwiegend wolle er sie in die Renovierung des Hauses und das Aufhübschen des Gartens stecken. Und so fragte er mich mit Süffisanz, weshalb er sich die Mühe machen sollte, sich um eine Beschäftigung zu bemühen – wenn er dazu doch nicht verpflichtet werde.

Es war der Bundesarbeitsminister, der immer wieder betonte, dass es sich bei der Grundsicherung nicht um ein bedingungsloses Gehalt fürs Nichtstun handele. Doch diese Aussage gilt – wie mittlerweile so viele in diesem Land – allein für Deutsche. Sobald das Wort Asyl fällt, öffnen wir nicht nur unsere Herzen, sondern auch unsere Portemonnaies. Da lacht man sich ins Fäustchen, weil wir vergeblich nach einer Nation suchen werden, die sich derart minderwertigkeitsgeplagt mit dem Nasenring durch die Manege ziehen lässt wie wir. Wir sind eben nicht nur eine westliche Wertepolizei, die sich überall einmischt und ihren moralinsauren Senf vor allem dort dazugibt, wo allenfalls die transatlantischen Interessen des großen Bruders in Washington tangiert sind – für die wir uns noch immer in ewiger Dankbarkeit für die Befreiung vom Nationalsozialismus verantwortlich sehen. Sondern wir mischen auch deshalb mit, weil sich die Kollektivschuldigen unter uns nicht von der Erbsünde des Dritten Reiches lossagen können. Jahrzehnte nach dem schrecklichsten Kapitel in unserer Geschichte breiten sie weiterhin die Arme aus. Aber nicht deshalb, weil sich unsere heutigen Generationen in einer immanenten und emotionalen Haftung für die Verbrechen ihrer Vorfahren begreifen müssten. Sondern es ist der Blick auf die Leistungsbilanz derjenigen, welche sich bis zur Unkenntlichkeit der politischen Korrektheit hingeben, die frustriert über ihre Lebensbiografie zerbrechen und um eine Kompensation ringen. Doch wir können den Ausverkauf unseres Landes nicht deshalb zulassen, weil manch ein transveganischer Ökoextremist sein Scheitern nicht verkraftet. Wenn er für die Aufarbeitung eine psychoanalytische Couch braucht, dann möge er diese in seinem Dunstkreis ausmachen – und die selbstbewusste Gesellschaft mit seinem Versagen verschonen.

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