Der Gender-Gaga-Hype, der die öffentlich-rechtlichen Redaktionsteams fest im Griff hat, sorgt immer wieder für bizarre Momente – die meistens unfreiwillig tragikomisch sind und nur die Grenzdebilität jener offenbart, die diese Sprachverhunzungen zum neuen Umgangston zu machen. Vollends irre wird es jedoch, wenn die linke Neusprech auf linkes Wunschdenken trifft – und Weltanschauungen zu vereinen versucht, die wie Feuer und Wasser entgegengesetzt sind. Zum Beispiel: Der traditionelle Islam und die Geschlechtergleichstellung im Sprachgebrauch.
Genau das versuchte die ARD-“Tagesschau” mit ihrer Berichterstattung zur aktuell stattfindenden Großen Haddsch, der alljährlichen muslimischen Hauptpilgerfahrt nach Mekka – die bereits zweite zu Corona-Zeiten, die in diesem Jahr zwischen dem 17. und 22. Juli über die Bühne geht:
“Pilger:Innen”: Gäbe es eine goldene Himbeere für die schwachsinnigste journalistische Leistung des Jahres, so wäre diese Formulierung ein heißer Anwärter darauf. Denn die Haddsch, diese vor allem von streng- und korangläubigen, konservativen Muslimen weltweit begangene Großveranstaltung, die für ein Islamverständnis steht, das patriarchaler und frauendiskriminierender (zumindest nach westlichen Maßstäben) kaum sein könnte, ist sinnbildlich und kanonisch für eine unauflösbare, angeborene Ungleichheit zwischen den Geschlechtern. Sie ist damit für das EXAKTE Gegenteil von allem, was die postfeministische Genderideologie anstrebt.
Islamkritiker (und selbst Muslim) Ahmad Mansour schrieb deshalb zu dem Tagesschau-Memo mit den “Pilger:Innen” einigermaßen fassungslos auf Twitter: “Ich war & bin, was das Gendern angeht, neutral. Aber dadurch Realitäten zu manipulieren, ist problematisch. Die Realität in Mekka: es darf keine geschlechtliche Vielfalt geben. Falls doch, bedeutet das den Ausschluss & die Bestrafung von diesen Menschen.” Doch beim Ersten gilt offenkundig: Nicht sein kann, was nicht sein darf.