Denker (Symbolbild: shutterstock.com/Von Algonga)
Denker (Symbolbild: shutterstock.com/Von Algonga)

Covid & Krieg: Kann es sein?

Bei “Cureus”, einer Publikation aus der wissenschaftlichen Verlagsgruppe “Springer Nature”, erschien ein Artikel zur deutschen Übersterblichkeit in den Jahren 2020 bis 2022. Die wiederum nahm der Kolumnist Michael Andrick in der “Berliner Zeitung” zum Anlaß, einen sarkastisch gehaltenen Artikel mit dem Titel “Hat jemand eine Idee?” zu verfassen. Das läßt sich fortführen: Hat jemand weitere Ideen? Zum Ukrainekrieg vielleicht? Oder zum Brodeln im Kosovo?

von Max Erdinger

Der Artikel von Christof Kuhbandner und Matthias Reitzner bei “Cureus” erschien auf Englisch am 23. Mai. Die “Springer Nature Group” hat mit dem Axel-Springer-Verlag nichts zu tun, sondern ist einer der zehn größten wissenschaftlichen Fachverlage der Welt mit Sitz in Berlin und Heidelberg. Prof. Dr. Kuhbandner ist Inhaber des Lehrstuhls für pädagogische Psychologie an der Universität in Regensburg, Prof. Dr. Matthias Reitzner ist vom Institut für Mathematik an der Universität in Osnabrück. Michael Andricks Artikel bei der “Berliner Zeitung” ist zwei Tage alt und stützt sich auf die Arbeit von Kuhbandner und Reitzner. Aufschlußreich ist schon die Wahl der Schlagzeile: “Hat jemand eine Idee?” – Natürlich hat jemand eine Idee. Kuhbandner, Reitzner und Andrick haben eine Idee. Hunderttausend Andere, mich eingeschlossen, haben ebenfalls eine Idee, was es mit der bemerkenswerten Übersterblichkeit auf sich haben könnte, die im April 2021 ihren Lauf nahm und im Jahr 2022 bis dahin ungekannte Höhen über dem langjährigen Sterblichkeits-Durchschnitt erreichte. Aber was für eine Idee ist das? Fragen kann man ja mal. Daß man besser nichts behaupten sollte, um es dann zum Anlaß für weiterführende Fragen herzunehmen, ist allerdings ärgerlich.

Michael Andrick in der “Berliner Zeitung”: Warum sind zum Beispiel 2021 von den 15- bis 29-Jährigen 3,1 Prozent mehr und von den 30- bis 39-Jährigen 3,4 Prozent mehr gestorben, als statistisch zu erwarten war? Und dann im Jahr 2022 von den 15- bis 29-Jährigen 10,5 Prozent mehr und von den 30- bis 39-Jährigen 9,7 Prozent mehr? Was ist diesen Menschen in den Jahren 2021 bis 2022 geschehen, das ihnen vorher nicht geschah? Hat jemand eine Idee? Warum sind in Deutschland 2021 und 2022 insgesamt etwa 100.000 Menschen mehr gestorben, als statistisch zu erwarten war? Was haben die Deutschen 2021 und 2022 getan, das sie vorher nicht taten? Und was haben die Deutschen 2022 noch mehr getan, das sie in 2021 begonnen haben (denn 2021 starben 3,4 Prozent mehr Personen als erwartet und 2022 dann 6,6 Prozent mehr)? Hat jemand eine Idee? Was könnte diese circa 100.000 in den Jahren 2021 und 2022 unerwartet Gestorbenen das Leben gekostet haben? Warum kann die Kurve der amtlich gemeldeten Covid-Todesfälle die Übersterblichkeit nicht erklären, obwohl doch die Corona-Pandemie vor sich ging? Warum ist ab September 2021 die Übersterblichkeit höher als die Zahl der amtlichen Covid-Todesfälle, und warum steigt sie 2022 kräftig an, während die amtlichen Covid-Todesfälle sinken? Hat jemand eine Idee? Warum steigt die Übersterblichkeit 2022 noch stärker als im Vorjahr, obwohl doch ein Großteil der Bevölkerung Präventionsmaßnahmen gegen Covid-19 praktizierte? Hat jemand eine Idee? Warum ist auch die Zahl von Totgeburten je 1000 Geburten im zweiten Quartal 2021 um neun Prozent angestiegen und im vierten Quartal 2021 noch stärker um 19 Prozent? Und warum bleibt dieser Wert auch 2022 nach den bisher bekannten Zahlen erhöht? Was ist mit den Schwangeren 2021 und 2022 geschehen, das ihnen vorher nicht geschah? Hat jemand eine Idee?

Natürlich habe viele Leute eine Idee. Nur ist es so, daß die eklatante Übersterblichkeit streng wissenschaftlich bislang lediglich eine zeitliche Korrelation zu den Massenimpfungen darstellt, weshalb es unzulässig zu sein hat, eine Kausalität zu behaupten. Es steht nicht fest, daß die Impfungen ursächlich (kausal) für die exorbitante Übersterblichkeit sind, egal wie sehr es danach ausssieht, als sei das so. Dennoch fällt auf, daß es ein bemerkenswertes politisches Desinteresse daran gibt, Gewißheit hinsichtlich der Vermutung herzustellen, daß es sich lediglich um eine zeitliche Korrelation handelt und nicht um eine Kausalität. Die Fragen nach Leben und Tod sind nämlich üblicherweise die interessantesten. Schon bei einem stinknormalen Verkehrsunfall mit Todesfolge gehen Redaktionen davon aus, daß sich die Leser brennend dafür interessieren, wer diesen Unfall unter welchen Umständen verursacht hat, also der Schuldige ist. Eine so exorbitante Übersterblichkeit, wie sie Kuhbandner und Reitzner nachgewiesen haben, wäre im weitesten Sinne also ein Massenunfall mit sehr vielen Toten und das entsprechende Medieninteresse dürfte man ohne weiteres als gegeben voraussetzen.

Untersuchungsausschüsse

Am 19. April 2023 gab es im Bundestag eine Abstimmung über einen Antrag der AfD-Fraktion, einen Corona-Untersuchungsausschuß einzusetzen. Ergebnis: 577 Abgeordnete stimmten dagegen, 71 dafür. Das war übrigens der zweite solche Antrag. Ein solcher Antrag wurde nämlich am 30. Oktober 2020 bereits schon einmal abgelehnt. Ist das merkwürdig oder ist es verständlich, wenn man in seine Überlegungen die Frage mit einbezieht, wer denn politisch verantwortlich für die “Coronamaßnahmen” und die Impfpropaganda gewesen ist? Es ist verständlich. Wären die “Coronamaßnahmen” und die Massenimpfungen ein durchschlagender Erfolg gewesen, wonach es allerdings ganz und gar nicht aussieht, und hätte eine Abstimmung zu einem Untersuchungsausschuß den Erfolg der “Volksvertreter” versprochen, – wie wäre die wohl ausgegangen? – Hat jemand eine Idee? Und wenn dazu jemand eine Idee hätte: Hätte dann auch jemand eine Idee zur Beantwortung der Frage, warum bei den Vereinten Nationen die Einsetzung eines internationalen Untersuchungsausschusses zur Nordstream-Sprengung abgelehnt wurde? Ob es wohl mit einer grundsätzlichen Käuflichkeit politischer Entscheidungen im kollektiven Wertewesten zusammenhängt? – Hat jemand eine Idee? Hätte vielleicht auch jemand eine Idee, weshalb das Abstimmungsergebnis zur Einsetzung eines Untersuchungsausschusses wegen der Nordstream-Sprengung ein so geringes wertewestliches Medieninteresse fand und was das wiederum über eine eventuelle Käuflichkeit der wertewestlichen Mainstream-Medien verraten könnte? – Ich habe keine. Nicht den leisesten Verdacht habe ich, geschweige denn eine Idee.

Die Lauterkeitsmedien im Wertewesten

Weil ich nun keine Idee und nicht einmal einen leisesten Verdacht habe, der geeignet wäre, die Lauterkeit des westlichen Medien-Mainstreams in Zweifel zu ziehen, habe ich auch nicht den geringsten Anlaß zu der Überlegung, ob es noch andere Sachverhalte geben könnte, über die in jenen Medien, an deren Lauterkeit ich keinen Zweifel habe, gelogen worden sein könnte daß sich die Balken biegen. Der Ukrainekrieg wäre ein solcher. Und das aktuelle Brodeln im Serbien/Kosovo-Konflikt wäre ein weiterer. Ganz bestimmt wird die Öffentlichkeit zu diesen beiden Sachverhalten so neutral und objektiv, streng an beweisbaren Fakten ausgerichteten Reportagen informiert gehalten. So, wie das schon bei der “Pandemie” und den politischen Gegenmaßnahmen der Fall gewesen ist. Schließlich ist “Propaganda” immer nur russisch. Ob wohl jemand ein Hundsfott ist, der das in Zweifel zieht? – Hat jemand eine Idee?

Ganz bestimmt ist nichts dran an der Vermutung, daß es die NATO ist, die der kosovarischen Verwaltung den Floh ins Ohr gesetzt hat, sie könne sich jederzeit gegen die serbische Regierung durchsetzen, weil es schließlich keine Rolle spielt, daß es in den mehrheitlich von Serben bewohnten Gebieten bei der vergangenen Kommunalwahl nur eine Wahlbeteiligung von vier Prozent gegeben hat. Etwa, weil vier Prozent Wahlbeteiligung bereits genug der demokratischen Legitimation sind. Ganz bestimmt wird hier gerade kein “zweites 1999” auf den Weg gebracht. Schließlich ließe sich Russland, das zweifellos Serbien unterstützen würde im Konfliktfall, nicht schwächen lassen durch eine hilfreiche NATO- Unterstützung der Kosovaren resp. Albaniens, weswegen das auch gar keine Auswirkungen auf den Kriegsverlauf in der Ukraine hätte. Und ganz bestimmt würde der kollektive “Wertewesten” für die geopolitischen Interessen der USA niemals einfach so die Serben ein weiteres Mal über die Klinge springen lassen. Das hat er mit den Ukrainern schließlich ebenfalls nicht getan. Die mussten sich bekanntlich ganz ohne vorheriges Zutun des Wertewestens gegen einen russischen Aggressor behaupten, ganz so, wie sich die Kosovaren gegen einen serbischen Aggressor behaupten müssten, der sich auf die Seite kosovarischer Serben schlagen würde, die in der ehemals serbischen Provinz Kosovo insgesamt eine Minderheit darstellen. Mit der Unterstützung notorisch aggressiver Russen. Der kollektive “Wertewesten” ist schließlich der größte Friedensstifter der ganzen Welt und hat die beste Regierungsform weltweit. Sie nennt sich “Demokratie”.

Jedermann weiß, daß nicht die kleinste Hinterfotzigkeit das reine Herz des Demokraten beflecken könnte. Darüber wachen schließlich schon die wertewestlichen Mainstream-Medien, die im Gegensatz zu den nichtwestlichen Medien vor journalistischem Berufsethos nur so strotzen und total unabhängig sind. Es kann gar nicht anders sein. Schließlich gibt es im Wertesten auch noch total unabhängige Faktenchecker, die also noch unabhängiger sind als jene unabhängige Presse mit ihrem haushohen journalistischen Ethos – und die den wertewestlichen Mainstream-Medien böse auf die Finger klopfen würden, sollten die sich auch nur die kleinste Abweichung vom Pfad der lauteren Berichterstattung erlauben. Sogar dann, wenn die aus Versehen erfolgt wäre. Ganz bestimmt! Da kann man gar keine Fragen mehr haben. Weswegen auch niemand eine Idee braucht, was wiederum bedeutet, daß auch niemand saublöd zu fragen braucht, ob jemand eine hat. Das kann doch nicht so schwer zu begreifen sein?

Unser hochverehrter Herr Bundeskanzler hatte schon recht, sogar stellvertretend für den ganzen kollektiven Wertewesten, als er jenen Souverän, welchen er und sein ganzes Kabinett hochachtet, dazu aufforderte: “Vertrauen Sie der Bundesregierung!”. Da musste er gar nicht mehr anfügen, daß man dann, wenn man schon der Bundesregierung vertrauen soll, selbstverständlich auch den Medien der Bundesregierung vertrauen muß. Ob die Bundesregierung wohl eigene Medien hat? Über die Koalitionsparteien vielleicht? Gibt es Regierungsparteien, die ein eigenes Medienimperium unterhalten? – Hat jemand eine Idee? Und hat jemand eine Idee, ob solche Medienimperien wiederum in ein transatlantisches Mediennetzwerk eingebunden sein könnten, das wesentlich von US-Geheimdiensten kontrolliert wird, wie sich kürzlich erst – o tempora, o mores! – bei entsprechenden Untersuchungen im US-Kongreß herausgestellt hat? – Hat jemand eine Idee? Und wenn jemand eine hätte: Wäre eine einzige Idee überhaupt noch ausreichend?

Jedenfalls gibt es eine ganze Menge Fragen, die nicht eindeutig beantwortet werden zu dürfen scheinen, weil sonst Behauptungen im Raum stünden, gegen die mit juristischen Mitteln vorgegangen werden könnte. Ob die deutsche Justiz wohl so unabhängig ist wie die deutschen Mainstream-Medien? – Hat jemand eine Idee? Beweist es nicht gerade die Unabhängigkeit der deutschen Justiz, daß die Chefin der linksextremistischen und äußerst gewalttätigen Hammerbande, Lina E., einerseits zwar zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt wurde, andererseits aber nach der Verhandlung das Gericht auf freiem Fuße verlassen durfte? Doch, das beweist schon eine große Unabhängigkeit der Justiz. Die einzige Frage, die da noch bleibt: Wovon ist die Justiz unabhängig? – Hat jemand eine Idee?

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