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Getreideabkommen: Russland wertet Schiffe im Schwarzen Meer als Gegner

Am Montag hat Russland das Getreideabkommen gestoppt. Das Abkommen wurde im vergangenen Sommer unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei geschlossen.Das Getreideabkommen ermöglichte der Ukraine bisher, trotz des Kriegs Getreide durch das Schwarze Meer zu exportieren. Dieses Abkommen hatte 2021 dazu beigetragen, die weltweiten Agrarpreise wieder zu senken. Die waren im Jahr nach Kriegsausbruch extrem angestiegen. Infolgedessen wurden fast 33 Millionen Tonnen Getreide auf Schiffen über das Schwarze Meer ins Ausland exportiert.

Getreideexporte gingen kaum an arme Länder

Hauptzielländer waren China, Spanien und die Türkei. 8 Millionen Tonnen wurden nach China, 6 Millionen Tonnen nach Spanien, 3,2 Millionen Tonnen in die Türkei und jeweils 2 Millionen Tonnen nach Italien und in die Niederlande transportiert. Der größte Teil des Getreides gingen definitiv nicht an arme Länder. So kamen in Somalia gerade einmal 53.000 Tonnen und im Sudan 95.000 Tonnen an.

Erneute Versorgungsängste

Der Konflikt am Schwarzen Meer lässt nun die Preise stark ansteigen und sorgt erneut für erneut globale Versorgungsängste. Denn trotz des Krieges ist Russland zum größten Weizenexporteur der Welt geworden. Es hatte seine Anbauflächen deutlich vergrößert und mehr Weizen angebaut.

Das russische Verteidigungsministerium erklärte am Mittwoch, es werde alle Schiffe, die ukrainische Häfen anlaufen, als potenzielle Träger militärischer Fracht und ihre Flaggenländer als Konfliktparteien betrachten.

Neue Anschläge auf den Hafen von Odessa

Trotz einer zweiten Nacht russischer Luftangriffe auf den Hafen von Odessa versichern ukrainische Beamte den Märkten, dass der Hafen weiterhin betriebsbereit ist. Am Mittwoch bestätigte Landwirtschaftsminister Mykola Solsky allerdings „erhebliche” Schäden an der Infrastruktur am Hafen von Tschornomorsk, südlich von Odessa. Er sagte, die Angriffe hätten 60.000 Tonnen Getreide vernichtet, das bereits vor mehreren Tagen hätte verladen und verschifft werden sollen.

Die Ukraine warf Russland vor, absichtlich Getreideterminals und den Hafen von Odessa angegriffen und die Infrastruktur zerstört zu haben. Nach dem erneuten nächtlichen Beschuss der südukrainischen Hafenstadt Odessa schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Telegram: Die russischen Terroristen zielen absolut bewusst auf die Infrastruktur des Getreideabkommens, und jede russische Rakete ist ein Schlag nicht nur gegen die Ukraine, sondern gegen alle in der Welt, die ein normales und sicheres Leben anstreben.”

Fünf EU-Länder wollen kein Getreide aus der Ukraine

Die Importe von ukrainischem Getreide sorgten allerdings bei europäischen Bauern in den letzten Monaten für Empörung. Die EU hatte nach Kriegsbeginn die Zölle auf ukrainische Importe aufgehoben. Dies führte zu Preisen, mit denen die europäischen Bauern nicht konkurrieren konnten. Hinzu kommt, dass die europäischen Bauern nach hohen und teuren EU-Auflagen produzieren müssen, die in der Ukraine dagegen nicht.

Polen, Ungarn, Rumänien, die Slowakei und Bulgarien wollen weiter kein ukrainisches Getreide in ihren Ländern verkaufen. Die EU müsse ein entsprechendes Verkaufsverbot zumindest bis zum Jahresende verlängern, erklärten die Landwirtschaftsminister der fünf Staaten nach einem Treffen in Warschau. Sie erklärten, die günstigen Produkte aus der Ukraine würden ihren heimischen Landwirten massiv schaden.

Die Solidarität mit der Ukraine sei wichtig, aber die nationalen Getreidemärkte müssten geschützt werden, sagte der slowakische Landwirtschaftsminister nach einem Treffen mitteleuropäischer Landwirtschaftsminister in Warschau. Mehrere osteuropäische Staaten hatten bereits im März in einem Schreiben an die Europäische Kommission erklärt, die Einfuhren etwa von ukrainischem Getreide, Eiern und Geflügel hätten beispiellose Ausmaße erreicht. Deshalb hatten sie Zölle auf ukrainische Agrarimporte ins Spiel gebracht. Die EU hat allerdings die zollfreie Einfuhr von ukrainischem Getreide zumindest bis Juni 2024 beschlossen.

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