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Geheimbund GEMA tötet die Live-Musik

Zu den beharrlichen und notorischen Kritikern der GEMA gehört Monika Bestle, die bereits zwei viel beachtete Petitionen gegen die Gema verfasst hat. Doch nicht nur sie beklagt, dass etwas faul sei im Staate GEMA. Denn in der Tat erinnert die leicht feudal wirkende Selbstherrlichkeit der GEMA, mit ihrem Hauptsitz in München, wie ein Hohn auf ihre proklamierten Ziele. Es beginnt schon einmal damit, dass jedes Mitglied, egal ob Texter oder Komponist, einen Jahresbeitrag von 50 Euro bezahlen muss. Zum Vergleich: In den Bereichen Wort oder Bild und Kunst sind diese Mitgliedschaften kostenlos. Wer seine 50 Euro als „Musikschaffender“ berappt hat, der erhält am Jahresende mitunter nicht einmal den Gegenwert der Einzahlung zurück – dafür aber pünktlich gleich die nächste Rechnung für die Mitgliedschaft im kommenden Jahr.

Von Hans S. Mundi

Wer sich von seinen Werken etwas Anteil wegen Aufführungen und Nutzungen via Internet-Plattformen oder auch im Radio erhofft, der sollte nicht hoffen sondern sich lieber gleich einen der wenigen kompetenten Urheberrechtsanwälte suchen. Denn der Moloch GEMA hat weitaus mehr Ähnlichkeit mit der GEZ, welche mit seltsamer „Zwangsmitgliedschaft“ auch gierig Kohle satt erbeutet um es an eigener Spitze in die Taschen der Intenanten und ihrem Sender-Hofstaat zu stopfen. Immer wieder werden von Klägern, von Musikern, Verlagen oder Veranstaltern – in teils aufwändigen Prozessen – Abrechnungsfehler und falsche Beitragsermittlungen nachgewiesen. Auch Abrechnungsmodelle werden teils, heftig kritisiert, dem musikalischen Mittelstand werde weniger fairer Anteil zugewiesen, als etwa Grossverdienern wie dem Pseudogutmenschen Grönemeyer in seiner vom gemeinen Volk weit entfernt liegenden Villa.

Monika Bestle, auch für die renommierte Musikpresse eine gern befragte GEMA-Expertin, nimmt inzwischen kein Blatt mehr vor den Mund: „„Ich bin die Kämpferin für das Heer der Künstler, über deren Kopf entschieden wird. Die Veranstalter bezahlen, aber bei den Künstlern kommt nichts an – die Verteilung durch die Gema ist zutiefst ungerecht.“ Eine Art „Geheimbund“ sei der Verein, der „hinter verschlossenen Türen“ tage, sagt die Veranstalterin einer kleinen Kulturwerkstatt im Allgäu.“https://www.hna.de/kultur/heftige-kritik-an-gema-zr-2410558.html

Natürlich existiert ein berechtigtes Interesse, dass sich eine Organisation um die Rechte der Künstler kümmert und deren Werke vor Missbrauch und kommerzieller Nutzung durch Dritte, die nicht von ihrem am Künstler verdienten Umsatz, abgeben wollen, aktiv schützt. Hierfür legt – allerdings einseitig – die GEMA quasi feudalistisch und passend zum deutschen Hochsteuerstaat ihre Lizenzen fest. Während einerseits bei der Verteilung allzu offensichtlich eine obere Riege aus Superstars und GEMA-Funktionären bis zum künstlerisch-gehobenen Musikmittelstand abkassiert und Millionen einsackt, wird andererseits vor allem draußen immer dreister und drastischer eingesackt.

Immer neue und geplante Gebührenänderungen braucht das Land, scheint man sich in der Münchner Zentrale im Whirlpool bei Champagner und Hummer mal wieder gesagt zu haben. Den um ihre Existenz kämpfenden kleinen Clubs und Discos wird regelrecht das Wasser abgegraben. Neuste brachiale Lizenz-Ideen, die man vermutlich auf einer Luxusyacht ausgebrütet hat, bedeuten für einen mittelgroßen Club eine satte Wucher-Erhöhung von rund 28 000 Euro auf nun etwa 174 000 Euro im Jahr, „sagt Lutz Leichsenring von der Berliner Clubcommission. Der Gaststättenverband Dehoga spricht von Gebührensteigerungen einzelner Betriebe von bis zu 500 Prozent.“ https://www.hna.de/kultur/heftige-kritik-an-gema-zr-2410558.html

Das ist overkill. Aber mit Vorsatz. Zum Vergleich: Warum sind Verträge mit Versicherungen oft so dick wie ein Katalog? Warum liefert einen der Staat einem Steuerrecht aus, welches teils selbst die so genannten „Steuerberater“ (die i.d.R. nur kostspielige „Steuerberechner“ sind) nicht immer erklären können…?! Warum wohl?! Wenn du etwas nicht verstehen sollst, dann holt man ein paar Winkeladvokaten und Verwaltungsknechte und lässt sie ein Paragrafenwerk gegen deine Interessen aufbauen, welches dir suggeriert, es sei alles zu deinem Besten, während sich im Nebenraum die Nutzniesser des Machwerks vor fiesem Lachen grölend auf die Schenkel klatschen und sich über deinen Mangel an Durchblick köstlich amüsieren. Die GEMA in einfachen Worten erklärt.

Denn das Tarifsystem der GEMA ist natürlich nicht zufällig so hoch kompliziert, übrigens im krassen Gegensatz zum kostenfreien Verrechnungssystem der VG Wort, welches von Autoren, Journalisten und Schriftstellern allgemein als eher fair, transparent und nutzbringend beschrieben wird: 137 Tarife listet die ominöse GEMA auf ihrer Internetseite auf. Hierzu gehören viele Unter- und Härtefallregelungen. „„Eine echte Wissenschaft“, räumt Gema-Syndikus Alexander Wolf ein. „Das ist auch ein bisschen die Krux der Gema. Das führt zu extrem komplexen Verteilungsmechanismen, denn das Geld muss Punkt für Punkt gerecht verteilt werden“, sagt er. Die Mitglieder seien jedoch oft skeptisch: Geht da alles mit rechten Dingen zu?“ https://www.hna.de/kultur/heftige-kritik-an-gema-zr-2410558.html

Wie innen, so aussen, oder, um in dieser uralten Philosophie-Weisheit zu bleiben, es ist alles oben, wie unten, nämlich Abzocke, Bereicherung und raffiniert legalisierter „Betrug“, wie immer mehr GEMA-Kritiker meinen und diese Vermutung zunehmend auch in Internet-Foren für Musiker offen ausprechen.

Richtung Jahresende kommt nun bereits über den Sommer der finale GEMA-Uppercut, der nicht nur etlichen Club-Betreibern sondern dem gesamten Freizeitbereich erheblich schaden wird. Die GEMA plant einen Amoklauf gegen Volksfeste und Weihnachtsmärkte. Es sind Meldungen wie diese, welche die Frage aufwerfen, ob die Intendanten der GEZ-Staatsender mit den GEMA-Bonzen verschwestert oder verbrüdert sind: „Preisschock in Bad Dürkheim – Worum geht es genau? Die neue Tarifstruktur der GEMA hat unter anderem in Bad Dürkheim und Landau zu heftiger Kritik geführt. Die Stadt Bad Dürkheim habe für den vergangenen Wurstmarkt von der GEMA eine Rechnung über 55.000 Euro erhalten, erklärte Marcus Brill, der mit seinem Team den Wurstmarkt organisiert.“ https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/gema-gebuehren-volksfeste-wurstmarkt-rlp-100.html

Hat hier die Currywurst zum Tanz gebeten oder haben Nürnberger Rostbratwürste im Duett gesungen? Was die GEMA mit ihrer volksfernen Abgreif-Methodik da arrogant und extrem selbstherrlich provoziert ist ein Skandal! Wir reden vom Kulturverlust, von Kulturzerstörung und einem unseriösen Anschlag auf eine freie gesellschaftliche Musiklebenskultur. Die GEMA geriert sich fast schon wie ein Zuhälter. Die GEMA kassiert Schutzgeld, könnte man in diesem Segment meinen. Sicher ist: Die GEMA gehört generalüberholt und dringend reformiert und in aller Öffentlichkeit von, mit und durch öffentliche, relevante Gruppen total transparent gemacht: „Eine so hohe Rechnung hat die GEMA laut Brill noch nie gestellt. Sie entspreche einem “Achtel unserer Platzgelder”. Die Konsequenz: Die Stadt streicht beim diesjährigen Wurstmarkt das Musikfeuerwerk und die Auftritte der Mackenbacher – einer saarländischen Musiktruppe, die traditionelle Feierlieder in den Schubkarchständen spielt.“https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/gema-gebuehren-volksfeste-wurstmarkt-rlp-100.html

Selbst bei Strassenfesten, selbstorganisierten Schülerband-Festivals oder öffentlich gefeierten Kindergeburtstagen mit Bühne und Musik wurden schon die Aussendienstler, die Musikschnüffler der GEMA, gesichtet, damit selbst singende Landfrauen noch irgendwie in eine sauteure Lizenz gesperrt werden können.

Angesichts der merkelschen Abrisspolitik und der Rumpelampel-Wohlstandsvernichtsfinalisierung droht Armut, Engpass, no money. Kurz: Selbst Weihnachtslieder wird es in diesem Jahr wohl kaum noch geben. Denn würden die Händler beim kommenden Glühwein „Oh Tannebaum“ singen, müssten sie den GEMA-Wucher auf die Preise für Speis und Trank drauflegen – wer aber kann und will für ‘ne Wurst und etwas glühenden Wein schon zwanzig Euro oder mehr hinlegen. Es wird also still werden im Lande. Totenstill. Das ist allerdings der passende Soundtrack zur Politik der herrschenden Klasse. Leise rieselt der Untergang,

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