Islamistischer Terror (Symbolbild:Von Getmilitaryphotos/Shutterstock)

Israel: Die Geopolitik hinter dem Terrorangriff – (sehr langer Text)

Selenskyj Netanjahu
Selenskyj und Netanyahu – Screenshot “The Cradle”

von Max Erdinger

Der westliche Medien-Mainstream ist meistens für die Tonne, nicht nur, wenn es um geopolitische Zusammenhänge geht. Das war bei Covid so, ging beim Ukrainekrieg so weiter und was die derzeitige Eskalation im Nahen Osten angeht, ist es nicht besser. Gerade die deutschen “Qualitätsmedien” sind in ein transatlantisches Mediennetzwerk eingebunden, das von der Nato, der Trilateralen Kommission und den Bilderbergern kontrolliert wird und offenbar dem Motto folgt: Was der Leser nicht weiß, macht ihn nicht heiß.

Transatlantisches Netzwerk 2
Transatlantisches Mediennetzwerk – Screenshot Facebook

Wer wissen will, was wirklich los ist, muß sich auf der ganzen Welt nach Nachrichten umsehen und die Punkte selbst miteinander verknüpfen. Das ist zwar mühsam und kostet Zeit, die die meisten Demokraten der westlchen Welt im Alltag nicht haben dürften, aber wer es tut, merkt dann sehr schnell, daß es zu ein- und demselben Sachverhalt sich diametral gegenüberstehende Darstellungen und Interpretationen gibt. Im Lauf der Zeit entwickelt er dann schon anhand der jeweiligen Überschriften ein Gespür dafür, wer in wessen Auftrag welche Nachrichten wie einfärbt und verbreitet, sowie, wer in welchen Weltgegenden welche Meldungen einfach unterschlägt.

Einer der unbestechlichsten Beobachter der geopolitischen Entwicklungen dürfte der Brasilianer Pepe Escobar (69) sein. Der Mann ist Kosmopolit und lebte in London, Paris, Mailand, Los Angeles, Washington, D.C., Bangkok und Hongkong. In seinem langen Berufsleben hat er in russischen, brasilianischen, US-amerikanischen und arabischen Zeitungen publiziert. Aktuell ist ein Artikel von ihm in “The Cradle” erschienen, der sich den geopolitischen Zusammenhängen hinter der gegenwärtigen Eskalation im Nahen Osten widmet. Eine Übersetzung von Escobars Analyse ist bei “uncut-news.ch” zu lesen.

Dann gibt es noch die “alten Hasen” aus dem westlichen Geheimdienst- und Militärbereich, die den Darstellungen des transatlantischen Mediennetzwerks regelmäßig widersprechen, darunter ehemals einflußreiche Größen der CIA, wie Phil Giraldi, Larry Johnson und Ray McGovern. Letzterer war verantwortlich für die täglichen Lageberichte an das Weiße Haus in den Jahren 1981 bis 1985. Aus dem militärischen Bereich kommentiert der sehr gefragte Colonel Douglas Macgregor auf vielen Kanälen. Macgregor sollte im Jahr 2020 eigentlich Richard Grenell als US-Botschafter in Deutschland ablösen. Er war von Donald Trump vorgeschlagen worden, wurde aber vom US-Senat nicht bestätigt, was absolut kein Wunder ist. Macgregor lehrte an der amerikanischen Militärakademie, ist ein ausgewiesener Kenner der Militärgeschichte und der Geschichte überhaupt. Die westlichen Mediennarrative werden auch regelmäßig vom populärsten Politmoderator der Welt zerrupft, dem bei “Fox”-News gefeuerten Tucker Carlson, der dort gehen musste, nachdem BlackRock groß bei dem Sender eingestiegen war. Der Mann hat bei Elon Musks “X” mit jeder Folge ein zweistelliges Millionenpublikum, und das transatlantische Mediennetzwerk feuert nicht umsonst aus allen Rohren auf Elon Musk.

Es gibt noch viele weitere, die sich den Narrativen des westlichen Medien-Mainstreams entgegenstellen. Nicht zu vergessen ist der ehemalige UN-Waffeninspekteur und Ex-Marine-Intelligence-Officer Scott Ritter – und dann natürlich noch Julian Assange, der seit zehn Jahren praktisch “aus dem Verkehr” gezogen wurde, weil er Kriegsverbrechen des US-Militärs im Irak dokumentiert und bei Wikileaks” veröffentlicht hatte. Von Assange kommt im Augenblick nichts Investigatives mehr. Er sitzt im Hochsicherheitsgefängnis von Belmarsh in Großbritannien ein und wehrt sich juristisch gegen seine Auslieferung in die USA, wo ihm 175 Jahre Haft dafür drohen, daß er Informationen verbreitete, deren Wahrheitsgehalt niemand bestreitet, auch seine Häscher nicht. Das ist für sich genommen schon entlarvend hinsichtlich des Glaubensdogmas von der Freiheit der unabhängigen, westlichen Presse. Wenn man außerdem noch an Edward Snowden denkt, der inzwischen in Russland Zuflucht gefunden hat und die dortige Staatsbürgerschaft angenommen hat, kommt man auch um den Pulitzer-Preisträger Seymour Hersh (85) nicht herum. Sie alle werden vom transatlantischen Mediennetzwerk behandelt, als seien sie Luft, obwohl sie die wahren “Experten” wären. Und mit den “Experten” hat es der westliche Medien.-Mainstream bekanntlich ganz gewaltig. Es sind eben nur solche, die ihm genehm sind. Der Rest wird totgeschwiegen. Das war bei Covid so, das war im Ukrainekrieg so und bei der augenblicklichen Eskalation im Nahen Osten ist es wieder so. Das alles erinnert zunehmend an die alten Sowjetwitze über Radio Eriwan.

Gerade Pepe Escobar ist interessant, weil von ihm eine Prognose aus dem April/Mai 2022 zu den vorhersehbaren Entwicklungen im Ukrainekrieg vorlag, die sich derzeit vollumfänglich bewahrheitet. Hier eine kleine Zusammenstellung von Informationen zum Nahen Osten, beginnend mit Phil Giraldi.

Die Hamas

Die Hamas wird dieser Tage bezeichnet als “palästinensische Terrororganisation”, was vermutlich stimmt, aber eine Vorgeschichte hat, die unter den Tisch fallen gelassen wird. Mit der Vorgeschichte hatten es die westlichen “Qualitätsmedien” schon im Ukrainekrieg nicht so besonders. Eindeutige Lagerbildung war wichtig. Die Hamas ist eine israelische Gründung, die mit Unterstützung der Amerikaner entstand, um ein politisches Gegengewicht zu Yassir Arafats PLO/Fatah in “Palästina” zu etablieren und so den “palästinensischen Widerstand” aufzuspalten. Sie kam ursprünglich bei später nie beanstandeten Wahlen an die Macht. Seit sie dann an der Macht in “Palästina” (Gaza) gewesen war, gab es dort keine Wahlen mehr. Die Hamas “regiert” im Gazastreifen seit 2007 ohne jegliche Opposition. Tatsächlich scheint der israelisch-amerikanische Plan, ein politisches Gegengewicht zu den PLO-Terroristen und der Fatah zu etablieren, gescheitert zu sein. Die Hamas hat sich offenbar selbst zu einer Terrororganisation entwickelt, die sogar jene Terroristen in den Schatten stellt, zu deren Abwehr sie ursprünglich ins Leben gerufen worden war – pikanterweise eben von Israelis und Amerikanern. Wer weiß, wie es ganz genau lief? – Ex-CIA-Phil Giraldi, der damals noch im aktiven Dienst gewesen ist und in die entsprechenden Vorgänge involviert war. In einem Interview mit Andrew Napolitano hat er es gestern noch einmal ausgeplaudert. Der durchschnittliche Westmedienkonsument weiß es vermutlich nicht – und bei Wikipedia gibt es über die Hamas durchaus etwas zu lesen, nur nicht, wessen Idee sie ursprünglich gewesen war.

Es war außerdem Phil Giraldi, der berichtet, das israelisch-amerikanische Verhältnis sei seit dem 11. September 2001 (9/11) etwas angespannt gewesen, weil es die damalige Regierung unter Ehud Barak versäumt habe, die Mossad-Erkenntnisse über den bevorstehenden Angriff auf das World Trade Center in New York an die Amerikaner weiterzuleiten, obwohl der Mossad gewusst habe, was geplant gewesen war. Vor einiger Zeit allerdings –  ich glaube, es war Ray McGovern – berichtete ein hochrangiger CIA-Mitarbeiter von einer Kabinettssitzung mit dem damaligen Vizepräsidenten Dick Cheney, die am 11. September 2001 dauernd gestört worden sei von Geheimdienstleuten, die unbedingt darauf hinweisen wollten, daß die Flugzeuge mit Kurs auf das WTC bereits in der Luft seien. Dick Cheney habe unwirsch reagiert, abgewunken und darauf bestanden, nicht länger mehr gestört zu werden. Die Behauptung, die Amerikaner seien am 11. September 2001 nicht so überrascht gewesen, wie es hernach überall publiziert wurde, korrespondiert trefflich mit der Unerklärlichkeit der jüngsten Terrorattacke der Hamas in Israel. “Israel” sei völlig überrascht worden, “eiskalt erwischt”, wie die “Süddeutsche Zeitung” formulierte. “Israel” vieloleicht nicht. Die israelischen Mordopfer der Terrorbestien aber auf jeden Fall. Ich bestehe auf der Unterscheidung zwischen Staaten und deren Regierungen einerseits und den Bewohnern von Staaten andererseits. Das ist ein wichtiger Unterschied. “I stand” eindeutig “with the Israelis” nicht unbedingt “with Israel”.

Die Emotionen und ihre politische Bewirtschaftung

Im westlichen Medien-Mainstream geht es noch immer um Emotionen, gräßliche Einzelschicksale, um Hass und Rachephantasien. Bitte, warum auch nicht? Was da geschehen ist, übersteigt jede Vorstellung von Hölle. Doch der wichtigsten Frage, nämlich der, wie das überhaupt passieren konnte, kommt vergleichsweise wenig Interesse zu. Es wird gerade dafür gesorgt, daß der westliche Medienkonsument eine glasklare Trennung zwischen Opfern und Tätern vollzieht und ein unverwaschenes Feindbild in seinem Kopf generiert. Nachdem der erste Schock, das Entsetzen und die Wut über das ungeheuerliche, bestialische Massaker an israelischen Zivilisten so weit abgeklungen waren, daß ich wieder rational denken konnte, stellte ich mir eine Frage. Weil ich Folgendes beobachtet hatte: In den sozialen Netzwerken erschienen sozusagen tröpfchenweise die furchtbar traurigen Geschichten von Einzelschicksalen, bebildert mit den Fotos der Opfer. Alle paar Stunden ein neues Foto mit einer neuen Geschichte. Schwer zu fassen, daß alle diese wundervollen Menchen einfach umgebracht worden sind. Eine ganze Familie mit drei kleinen Kindern, die auf dem Foto noch so fröhlich in die Kamera lächelt. Ein junges Paar, einmal ohne und einmal mit seinen 10 Monate alten Zwillingen. Das Foto eines 9-10-Jährigen, der in den Gazastreifen entführt wurde. Eine junge, äußerst attraktive Polizeibeamtin. Alles Menschen, die einem sofort sympathisch sind. Ich war empört, jedesmal. Eine junge Krankenschwester, fürsorgliche Pose, ansehnlich, freundlich, nett, lächelt – ermordet. Furchtbar.

Wie kommt es, fragte ich mich dann aber, daß ich bei 1.000 israelischen Opfern dieser Hamas-Bestien ständig nur Ermordete zu sehen bekomme, die mir sofort sympathisch sind, weil sie entweder jung und hübsch oder nett und jung oder eine glückliche Familie sind, daß sie jedenfalls alle miteinander Optimismus verströmen auf diesen Bildern. Die Hamas-Bestien müssen doch auch Verwahrloste, vom Alkohol gezeichnete, Schlampige, Zahnlückige, Alte, Fette und Hässliche umgebracht haben, die einem nicht sofort sympathisch wären, wenn man ihrer angesichtig wird, dachte ich mir. Ihr Tod wäre doch nicht weniger erschütternd, nicht weniger erzählenswert, ihr Schicksal nicht weniger grausam? Sollte ich emotional manipuliert werden? Wahrscheinlich ja. Warum? Wozu? Die Bilder der schönen und sympathischen Mordopfer der Hamas-Terroristen: Sie wurden mir gezeigt, glaube ich, damit ich gerecht finden soll, was als Vergeltung kommen sollte – und inzwischen auch kam. Denkt nicht- fühlt! Der “Wertewesten” hat immer die richtigen Gefühle. Ein ums andere Mal. Niemand kann besser “Gefühle machen” als der Betroffenheits- und Haltungsjournalismus der wertewestlichen Güteklasse. Wer nicht richtig fühlt, ist ein Schwein.

“Fox-News” in Israel

Gestern dann eine Reportage bei “Fox-News” von dem Gelände am Rand der Negevwüste, auf dem das bestialische Massaker an den jungen “Ravern” verübt worden war. Im Hintergrund waren israelische Soldaten zu sehen. Der Israel-Korrespondent von “Fox” berichtete gerade in der Sendung der Moderatorin Harris Faulkner vom Festivalgelände, als erneut Schüsse fielen. Er warf sich sofort zu Boden. Wer hatte geschossen? Kurz danach sah man die Soldaten, wie sie einen jungen Mann mit nacktem Oberkörper abführten, dem die Augen verbunden worden waren. Einer der Schützen, wahrscheinlich. Ja, oder nicht? Die “Times Of Israel” hatte am Tag zuvor schon berichtet, auf israelischem Territorium seien die Leichen von 1.500 Hamas-Terroristen gezählt worden. Die Schüsse: Es müssten also noch Terroristen übrig geblieben sein, die sogar trotz der Präsenz der israelischen Armee vor Ort weitermorden wollten. Bei “Fox-News” konnte man schließlich einen sehen. Wenn es tatsächlich einer gewesen ist und vorher nicht von irgendwem in die Luft geschossen worden ist. In der Sendung von Harris Faulkner berichtete der Reporter außerdem, es sei ihm gelungen, einen höheren Hamas-Funktionär namens “Dr. Naim” zu interviewen. Der Funktionär wurde auch gezeigt.

Dr. Naim Hamas Official
“Dr. Naim”, Hamas-Funktionär, “Fox-News” am 13.10.2023 – Screenshot “Fox-News”

Dieser “Dr. Naim, Senior Hamas Official”, sagte bei “Fox-News”, die Terror-Bestien hätten nicht im Auftrag der Hamas gehandelt. Außerdem sagte er, die Behauptung in den Westmedien, daß die Hamas 1,1 Millionen “Palästinenser” daran hindern würde, den Evakuierungsaufforderungen der Israelis nachzukommen und den Gazastreifen zu verlassen, sei schon deswegen unlogisch, weil nicht einmal er selbst wisse, wie die Hamas 1,1 Millionen “Palästinenser”, die ihre Häuser verlassen wollen, daran hindern könnte, genau das zu tun. Ich habe kurz nachgedacht: Stimmt. Wer könnte 1,1 Millionen Menschen daran hindern, etwas zu tun, das 1,1 Millionen Menschen gleichzeitig tun wollen? Und ich frage mich die ganze Zeit, wer die Existenz der Hamas samt dem gesamten Gazastreifen, der gerade dem Erdboden gleichgemacht wird, eintauschen würde für 1.000 gemeuchelte Israelis. Die Hamas? So zynisch das klingt, das sieht nicht nach einem “guten Geschäft” im Sinne der “Palästinenser” aus. Sollten Hass und Mordlust tatsächlich in der Lage sein, so dermaßen jeglichen Verstand aufzufressen? – Ich weiß es nicht. Vorstellen kann ich es mir nicht. Jedoch: Wie die Dinge sind, hängt schließlich nicht davon ab, was ich mir vorstellen kann oder nicht. Mir kommt es trotzdem merkwürdig vor.

Der israelische Premierminister Benjamin “Bibi” Netanyahu

Netanyahu hat bei verschiedenen Gelegenheiten durchblicken lassen, daß er den Gazastreifen und die Hamas loswerden will. Erst im September hatte er vor der UN-Generalversammlung eine Israelkarte gezeigt, auf welcher der Gazastreifen nicht mehr vorhanden gewesen ist. Dabei macht er sich über jede einzelne UN-Resolution zum Thema “Palästina” lustig. Netanyahu gilt schon immer als israelischer Hardliner in der sogenannten “Palästinenser”-Frage. Zur Erinnerung: Der Mörder des israelischen “Friedens”-Premiers Jitzchak Rabin entstammte Netanyahus Sympathisantenumfeld. Sein Name lautet Jigal Amir und er entstammte einem fundamentalistisch-religiösen Milieu.

Jigal Amir
Jigal Amir, israelischer Terrorist 1995 nach seiner Festnahme – Screenshot Wikipedia

Dieses Milieu ist in der gegenwärtigen israelischen Regierungskoalition so prominent vertreten wie die US-Neocons in den Beraterstäben des vermeintlichen US-Präsidenten Joe Biden. Ex-UN-Waffeninspekteur Scott Ritter erzählt auch, daß die inzwischen feststehende Lüge von irakischen Massenvernichtungswaffen, die auf immer mit dem Bild von Colin Powell vor dem US-Kongress verbunden ist, auf welchem er eine Ampulle mit weißem Pulver in die Kameras hält, eine gewesen sei, für die Benjamin Netanyahu den “Kronzeugen” gegeben habe. Der hatte die Behauptung Colin Powells “verifiziert”. Das war dann die offizielle Begründung für den US-Einmarsch in den Irak im Jahre 2003. Von diesem Einmarsch hat sich der Irak nie wieder erholt. Das Land ist bis heute gründlichst destabilisiert. Hunderttausende von Toten. Ukraine 2023: Hunderttausende von Toten.

Jedenfalls: Was provozierte “unprovozierte Angriffe” und vorgeschobene Kriegsgründe angeht, ist Netanyahu kein unbeschriebenes Blatt. Der früher einflußreiche CIA-Senior Ray McGovern charakterisiert Netanyahu geradezu als den Prototypen eines Politikers, der für seine Ziele über Leichen geht. Und noch immer steht die Frage im Raum, wie das israelische Sicherheitskonzept, das angeblich ausgefeilteste und beste der ganzen Welt, so entsetzlich versagen konnte, daß 1.000 israelische Zivilisten bestialisch massakriert werden konnten von viehischen Individuen, über deren Existenz in unmittelbarer Nachbarschaft zu Israel jedermann Bescheid wusste. Was, wenn dieser oben erwähnte “Dr. Naim” bei “Fox-News” rechthat und diese Bestien gar nicht im Auftrag der Hamas gehandelt haben? Scott Ritter entschuldigt das Versagen des israelischen Sicherheitskonzepts trotz seiner Abneigung gegen die Person Netanyahus damit, daß die Analysen und Berichte der israelischen Geheimdienste zuerst auf politische Plausibilität durchleuchtet werden, ehe sie an die Regierung weitergereicht werden. Tatsächlich habe nichts darauf hingedeutet, daß die Hamas einen großen Terroranschlag im Schilde führt.

Im “Israelnetz” jedoch: “Während Israel mit den unmittelbaren Folgen des terroristischen Großangriffes vom Samstag kämpft, geht die Suche nach den Ursachen weiter. Der Vorsitzende des amerikanischen Außenausschusses im Repräsentantenhaus sagte nun, er wisse, dass es drei Tage zuvor Warnungen aus Ägypten gegeben habe. „Wir wissen nur nicht, warum Israel das entgangen ist“, sagte Michael McCaul am Mittwoch vor Journalisten. Am Sonntag hatte bereits ein ägyptischer Geheimdienstvertreter erklärt, es habe Warnungen gegeben. Der israelische Premier Benjamin Netanjahu widersprach dem jedoch am Montag.” – Der Aufruhr im US-KOngress soll groß gewesen sein wegen McCauls Aussage. Der Vorsitzende des Außenausschusses habe Geheimnisverrat begangen. Die Informationen seien “classified” gewesen. Höchste Geheimhaltungsstufe. Nebenbei bemerkt: In den USA sind deutlich mehr Regierungsdokumente “classified” als “unclassified”. Die harmlosesten Sachen sind “classified”. Damit die Amerikaner nichts davon erfahren dürfen. Das gehört sich so in der Demokratie mit ihren westlichen Werten. Inzwischen heißt es, McCaul müsse vor den Kadi gezerrt werden und dürfe keinesfalls Vorsitzender des Außenausschusses bleiben. 5.000 Jahre Knast plus drei Mal lebenslänglich obendrauf – danach dann noch einen Hamburger und French Fries vor der Giftspritze. Die amerikanische Justiz ist bekanntlich die maßvollste von allen. Überhaupt sind die Gerechtigkeit, die Freiheit, die Güte, die Aufrichtigkeit und sämtliche christlichen Qualitäten eindrucksvoll in “God’s Own Country” versammelt. Senator Lindsey Graham, der am liebsten die ganze Welt bombardieren würde wegen ihrer Schlechtigkeit, gibt mir bestimmt recht. Läuterung ist immer etwas für die anderen. Bomben helfen dabei.

Ich muß mich zusammenreißen. Mir steht dieses bigotte Gesindel spätestens seit “Putins unprovoziertem Angriffskrieg” in der Ukraine bis Oberkante Unterlippe. Zurück zum Thema: Pepe Escobar und die Al-Aqsa-Flut. So wird der Terrorangriff der Hamas inzwischen bezeichnet – und dafür gibt es einen Grund.

In der Übersetzung seines Artikels bei “The Cradle” schreibt “uncut-news.ch”, daß es nicht nur den berüchtigten Auftritt Netanyahus vor der UN-Vollversammlung im September gegeben habe, sondern daß es immer wieder zu israelischen Provokationen vor der Al-Aqsa-Moschee gekommen sei, zuletzt am 5. Oktober, zwei Tage vor dem Beginn des Terrorangriffs auf die Israelis. An diesem Tag hätten mindestens 800 israelische Siedler die Moschee angegriffen, Pilger geschlagen und palästinensische Geschäfte zerstört, das Ganze unter den Augen der israelischen Sicherheitskräfte. Jeder mit einem funktionierenden Verstand weisse, dass Al-Aqsa definitiv eine rote Linie sei, nicht nur für die Palästinenser, sondern für die gesamte arabische und muslimische Welt. Da kratzt man sich natürlich am Kopf und sagt erstaunt: “Aha”? Dann murmelt man gerade in Deutschland: Hoffentlich hat der Escobar gelogen, der alte Antisemit. Ach was, der muß einfach gelogen haben.

Was schreibt er denn noch, dieser brasilianische Defätist? – “Das ist so bedrohlich, wie es nur sein kann. Das ursprüngliche Pearl Harbor war die amerikanische Entschuldigung, in einen Weltkrieg einzutreten und Japan zu bombardieren, und dieses „Pearl Harbor“ könnte die Rechtfertigung von Tel Aviv sein, einen Genozid im Gazastreifen zu starten.Es wird noch schlimmer. Die Israelis haben nun die Rhetorik eines „Pearl Harbor“ bemüht.” – Jessers. Sowas kann aber auch nur ein renommierter Brasilianer schreiben. Das ist ja direkt intifada … äh … infam! Und dann sieht der Mann auch noch gewisse Parallelen zwischen dem Donbass und dem Gazastreifen. Was für eine Tollkühnheit! – “Ihr Ukraine-Projekt ist ins Stocken geraten und hat nicht nur mächtige Gesichter blamiert, sondern ganze europäische Volkswirtschaften ruiniert. Doch wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere: Springen Sie von Verbündeten in der Ukraine zu Verbündeten in Israel und richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den Gegner Iran anstelle von Russland.” – Neeeiiin! Und er hört noch nicht auf mit seiner antisemitischen Hetze: “Es gibt noch andere triftige Gründe, volle Pulle zu geben. Ein friedliches Westasien bedeutet den Wiederaufbau Syriens – an dem China jetzt offiziell beteiligt ist; aktive Entwicklung für den Irak und Libanon; Iran und Saudi-Arabien als Teil der BRICS 11; die strategische Partnerschaft zwischen Russland und China, die vollständig respektiert wird und mit allen regionalen Akteuren interagiert, einschließlich wichtiger US-Verbündeter im Persischen Golf.” – Jetzt reicht es aber, Pepe Escobar! Wo sind wir denn hier? Im “Wertewesten”! Da kann man doch nicht einfach so schreiben, was einem alles einfällt! Brav sein! – “Das bringt uns zu den Kosten für das Starten dieses neuen „Kriegs gegen den Terror“. Die Propaganda ist in vollem Gange. Für Netanyahu in Tel Aviv ist Hamas ISIS. Für Volodymyr Zelensky in Kiew ist Hamas Russland. An einem Wochenende im Oktober wurde der Krieg in der Ukraine von den westlichen Mainstream-Medien vollständig vergessen. Das Brandenburger Tor, der Eiffelturm, der brasilianische Senat gehören jetzt alle Israel.” – Ja, natürlich! Der “War On Terror” ist das Wichtigste. Das weiß seit 9/11 jeder! Ein Hundsfott, wer behauptet, der “War On Terror” sei längst zu einem “War Of Terror” mutiert. Ein noch größerer Hundsfott, wer behauptet, das sei seit 22 Jahren so geplant gewesen. Das würde ja heißen, daß das in “Gods Own Country” so geplant worden wäre, wo man sogar auf Dollarnoten dem Herrn vertraut – “In God we Trust”.

Es kann doch nicht sein, daß die nackte Geld- und Profitgier von Leuten wie Larry Fink, George Soros oder Bill Gates sowie Konzernen wie Lockheed Martin, Raytheon, Rheinmetall, Vanguard, State Street oder Boeing dazu führt, daß der schöne Kapitalismus zum Korporatismus degeneriert, sich dann die Verbindung mit der politischen Macht sucht, und daß in der Folge – Mussolinis Definition von Faschismus zufolge – ein faschistisches System hinter der Fassade von Demokratie, Freiheit und unternehmerischer Freiheit, Meinungsfreiheit, Google und Mark Zuckerberg entsteht, das in seinen zivilreligiösen Dimensionen derartig zum Monster wird, wie man das bislang nur von ISIS, Al Quaeda, der PLO oder der Hamas gekannt hat? Wir sind doch der “Wertewesten”, Pepe Escobar! Wir sind die menschlichen “die Menschen”! Die religiösen Fundamentalisten sind der Abschaum, besonders die islamischen, nicht die politisch-korporatistischen! Begreif’s endlich, Pepe Escobar, du antisemitischer Defätist! (Mannomann, habe ich inzwischen eine Wut im Bauch. Gar nicht gesund.) “Der ägyptische Geheimdienst behauptet, Tel Aviv vor einem bevorstehenden Angriff von Hamas gewarnt zu haben. Die Israelis entschieden sich, es zu ignorieren, ebenso wie die Hamas-Übungen, die sie in den Wochen zuvor beobachteten, und sie waren sich ihrer überlegenen Kenntnisse sicher, dass die Palästinenser niemals die Dreistigkeit haben würden, eine Befreiungsoperation zu starten.” – Waaas? Hamas-Übungen soll es auch noch beobachtet haben, dieses “Israel”, mit dem alle “standen”, anstatt mit den ermordeten Israelis und ihren Hinterbliebenen? Gibt’s doch gar nicht! Das wird so in die Hosen gehen, wie die Ukrainesache, meint er, der Brasilianer. Ein Freund der israelischen Regierung ist er defintiv nicht. Einer der US-Regierung oder der ukrainischen definitiv ebenfalls nicht. Er wird doch wohl dem “Wertewesten” nicht insgesamt nicht trauen? Hallo? Wir sind doch die Guten? Immer! Es war doch noch nie anders?

Der Rest dieses Artikels gehört Pepe Escobar. Ich kommentiere seine antisemitischen Haßtiraden nicht weiter. Er schreibt:

“Was auch immer als Nächstes passiert, Al-Aqsa Flood hat bereits unwiderruflich den schweren Pop-Mythos um die Unbesiegbarkeit von Tsahal, Mossad, Shin Bet, Merkava-Panzer, Iron Dome und den Israelischen Verteidigungsstreitkräften zerbrochen. Selbst als sie die elektronische Kommunikation aufgaben, profitierte die Hamas vom offensichtlichen Zusammenbruch der mehrere Milliarden Dollar teuren elektronischen Systeme Israels, die die am meisten überwachte Grenze der Welt überwachen. Günstige palästinensische Drohnen trafen mehrere Sensorsysteme, erleichterten den Vormarsch einer Gleitschirminfanterie und ebneten den Weg für T-Shirt tragende, mit AK-47 bewaffnete Angriffsteams, die Lücken in der Mauer verursachten und eine Grenze überquerten, die nicht einmal streunende Katzen wagten.

Israel wandte sich unweigerlich dem Bombardement des Gazastreifens zu, einem umschlossenen Käfig von 365 Quadratkilometern, in dem 2,3 Millionen Menschen leben. Das wahllose Bombardement von Flüchtlingslagern, Schulen, zivilen Apartmentgebäuden, Moscheen und Slums hat begonnen. Die Palästinenser haben keine Marine, keine Luftwaffe, keine Artillerieeinheiten, keine gepanzerten Kampffahrzeuge und keine professionelle Armee. Sie haben nahezu keinen Zugang zu High-Tech-Überwachung, während Israel bei Bedarf auf NATO-Daten zugreifen kann. Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant verkündete „eine komplette Belagerung des Gazastreifens. Es wird keinen Strom, kein Essen, kein Benzin geben, alles ist geschlossen. Wir kämpfen gegen menschliche Tiere, und wir werden entsprechend handeln.“

Die Israelis können fröhlich kollektive Strafen verhängen, denn mit drei garantierten Vetos im UN-Sicherheitsrat in der Tasche wissen sie, dass sie damit durchkommen können. Es spielt keine Rolle, dass Haaretz, Israels angesehenste Zeitung, offen zugibt, dass „tatsächlich die israelische Regierung allein für das verantwortlich ist, was passiert ist (Al-Aqsa Flood), indem sie den Palästinensern ihre Rechte verweigert“. Die Israelis sind, wenn überhaupt, konsequent. Schon im Jahr 2007 sagte der damalige Chef des israelischen Militärgeheimdienstes, Amos Yadlin, „Israel würde sich freuen, wenn die Hamas den Gazastreifen übernehmen würde, denn dann könnte die IDF mit dem Gazastreifen als feindlichem Staat umgehen.“

Die Ukraine leitet Waffen an die Palästinenser weiter

Noch vor einem Jahr sprach der schweißtreibende Komiker in Kiew davon, die Ukraine in ein „großes Israel“ zu verwandeln, und wurde von einer Gruppe von Bots des Atlantic Council gebührend applaudiert. Nun, es hat sich ganz anders entwickelt. Wie mir gerade eine altmodische Quelle aus dem Tiefen Staat mitteilte:

„Für die Ukraine bestimmte Waffen gelangen in die Hände der Palästinenser. Die Frage ist, welches Land dafür bezahlt. Der Iran hat gerade einen Sechs-Milliarden-Dollar-Deal mit den USA abgeschlossen, und es ist unwahrscheinlich, dass der Iran das gefährden würde. Ich habe eine Quelle, die mir den Namen des Landes genannt hat, aber ich kann ihn nicht preisgeben. Tatsache ist, dass ukrainische Waffen in den Gazastreifen gelangen und bezahlt werden, aber nicht vom Iran.“

Nach ihrem beeindruckenden Überfall am vergangenen Wochenende hat die kluge Hamas bereits mehr Verhandlungsmacht erlangt, als die Palästinenser seit Jahrzehnten hatten. Bedeutend ist, dass Tel Aviv sich weigert, Friedensgespräche zu unterstützen, während sie von China, Russland, der Türkei, Saudi-Arabien und Ägypten unterstützt werden. Netanyahu ist besessen davon, den Gazastreifen dem Erdboden gleichzumachen, aber wenn das passiert, ist ein breiter regionaler Krieg fast unvermeidlich.

Die Hisbollah im Libanon, ein treuer Verbündeter der palästinensischen Widerstandsbewegung im Widerstandsbündnis, möchte nicht in einen Krieg hineingezogen werden, der auf ihrer Seite der Grenze verheerend sein könnte. Das könnte sich jedoch ändern, wenn Israel einen de facto Genozid im Gazastreifen begeht.

Die Hisbollah verfügt über mindestens 100.000 ballistische Raketen und Geschosse, von Katyusha (Reichweite: 40 km) bis Fajr-5 (75 km), Khaibar-1 (100 km), Zelzal 2 (210 km), Fateh-110 (300 km) und Scud B-C (500 km). Tel Aviv weiß, was das bedeutet, und zittert vor den häufigen Warnungen des Hisbollah-Führers Hassan Nasrallah, dass der nächste Krieg mit Israel in diesem Land geführt wird.

Das bringt uns zu Iran.

Geopolitische plausible Leugnung

Die unmittelbare Schlussfolgerung der Al-Aqsa-Flut ist, dass der neo-konservative Wunschtraum Washingtons von „Normalisierung“ zwischen Israel und der arabischen Welt einfach verschwinden wird, wenn sich dies in einen Langzeitkrieg verwandelt.

Große Teile der arabischen Welt normalisieren bereits ihre Beziehungen zu Teheran – und das nicht nur innerhalb der neu erweiterten BRICS 11.Im Streben nach einer multipolaren Welt, vertreten durch BRICS 11, die Shanghai Cooperation Organization (SCO), die Eurasische Wirtschaftsunion (EAEU) und Chinas Belt and Road Initiative (BRI), neben anderen bahnbrechenden eurasischen und globalen Süd-Institutionen, gibt es schlicht keinen Platz für einen ethnokentrischen Apartheid-Staat, der kollektive Bestrafung liebt. Erst in diesem Jahr wurde Israel von einem Gipfeltreffen der Afrikanischen Union ausgeladen. Eine israelische Delegation tauchte dennoch auf und wurde unsanft aus dem großen Saal verwiesen, ein Bild, das viral ging. Bei den UN-Plenarsitzungen im letzten Monat versuchte ein einsamer israelischer Diplomat, die Rede des iranischen Präsidenten Ibrahim Raisi zu stören. Kein westlicher Verbündeter stand an seiner Seite, und auch er wurde des Raumes verwiesen.

Wie der chinesische Präsident Xi Jinping im Dezember 2022 diplomatisch formulierte, „unterstützt Peking nachdrücklich die Errichtung eines unabhängigen Staates Palästina, der volle Souveränität auf der Grundlage der Grenzen von 1967 und mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt genießt. China unterstützt Palästina bei der Aufnahme in die Vereinten Nationen.“

Die Strategie Teherans ist weitaus ehrgeiziger – sie bietet strategische Ratschläge für Widerstandsbewegungen im Nahen Osten vom Levante bis zum Persischen Golf: Hisbollah, Ansarallah, Hashd al-Shaabi, Kataib Hezbollah, Hamas, Islamischer Dschihad in Palästina und zahllose andere. Es ist, als ob sie alle Teil eines neuen Großen Schachbretts sind, das faktisch von Großmeister Iran beaufsichtigt wird. Die Figuren auf dem Schachbrett wurden sorgfältig von niemand anderem als dem verstorbenen Kommandeur der Al-Kuds-Brigaden des Iranischen Revolutionsgarden-Korps, General Qassem Soleimani, einem einmaligen militärischen Genie, positioniert. Er spielte eine entscheidende Rolle bei der Schaffung der Grundlagen für die kumulativen Erfolge iranischer Verbündeter im Libanon, Syrien, im Irak, im Jemen und in Palästina sowie bei der Schaffung der Bedingungen für eine komplexe Operation wie die Al-Aqsa-Flut.

In anderen Teilen der Region läuft die atlantistische Strategie, strategische Korridore über die fünf Meere zu eröffnen – das Kaspische Meer, das Schwarze Meer, das Rote Meer, den Persischen Golf und das östliche Mittelmeer – schlecht. Russland und der Iran durchbrechen bereits die Pläne der USA im Kaspischen Meer durch die International North-South Transportation Corridor (INSTC) und das Schwarze Meer, das auf dem Weg ist, ein russischer See zu werden. Teheran verfolgt aufmerksam Moskaus Strategie in der Ukraine, während es seine eigene Strategie verfeinert, wie man den Hegemon ohne direkte Beteiligung debilitieren kann – nennen wir es geopolitische plausible Leugnung.

Auf Wiedersehen, EU-Israel-Saudi-Indien-Korridor

Die Allianz zwischen Russland, China und dem Iran wurde von westlichen Neo-Konservativen als die neue „Achse des Bösen“ verteufelt. Dieser kindliche Zorn verrät kosmische Impotenz. Dies sind echte Souveräne, die nicht beeinträchtigt werden können, und wenn doch, ist der Preis unvorstellbar. Ein Schlüsselbeispiel: Wenn der Iran unter einem Angriff einer US-israelischen Achse beschließen würde, die Straße von Hormuz zu blockieren, würde die globale Energiekrise explodieren, und der Zusammenbruch der westlichen Wirtschaft unter dem Gewicht von Quadrillionen von Derivaten wäre unvermeidlich. Was das bedeutet, ist, dass der amerikanische Traum, über die fünf Meere hinweg zu intervenieren, nicht einmal als Illusion qualifiziert. Die Al-Aqsa-Flut hat auch gerade den kürzlich angekündigten und viel beschworenen EU-Israel-Saudi-Arabien-Indien-Transportkorridor begraben.

China ist sich all dieser Ereignisse bewusst, die nur eine Woche vor seinem 3. Belt and Road Forum in Peking stattfinden. Es geht um die BRI-Verbindungskorridore, die wichtig sind – quer durch das Herzland, durch Russland, plus die Maritime Seidenstraße und die Arktische Seidenstraße. Dann gibt es noch den INSTC, der Russland, den Iran und Indien verbindet – und in seiner Erweiterung auch die Golfmonarchien.

Die geopolitischen Auswirkungen der Al-Aqsa-Flut werden die vernetzten geoeconomischen und logistischen Verbindungen von Russland, China und dem Iran beschleunigen und den Hegemon und sein Imperium der Basen umgehen. Erhöhter Handel und ständige Güterbewegung bedeuten (gutes) Geschäft. Auf gleicher Augenhöhe, mit gegenseitigem Respekt – nicht gerade das Szenario der Kriegspartei für ein destabilisiertes Westasien.

Resumee

Eigentlich können wir es uns nicht leisten, solche Autoren wie Pepe Escobar zur Kenntnis zu nehmen. Wir müssen nämlich weinen, empört sein, nach Rache und Gerechtigkeit rufen, uns verletzt fühlen – und andere Sichtweisen als unsere eigenen brauchen wir nicht zu berücksichtigen. Weil wir nämlich der “Wertewesten” sind. Wir haben immer recht. Sieht man ja: Russland. Wladimir Putin. Was für verwahrloste Schwätzer. Das war so, das ist so – und so soll es auch bleiben. Pepe Escobar, die Russen, die Chinesen, die arabische Welt – alle, alle, alle sollen sie sich zum Teufel scheren. Dumm nur, daß sie unbesiegt geblieben sind bis jetzt. Wir sind die Guten.

Mögen die israelischen Mordopfer der Terrorbestien im “War Of Terror” in Frieden ruhen. Es ist unfassbar traurig, was da passiert ist. Mögen die 500.000 Ukrainer, die den geopolitischen Absichten von Erzverbrechern zum Opfer gefallen sind, in Frieden ruhen. Die 100.000 Russen, die ihr Leben lassen mussten, ebenso. Es ist furchtbar. Und furchtbar ist der Tiefschlaf, in dem der “wertewestliche” Demokrat vor sich hindöst, ohne daß ihm auffällt, daß seine Regierungen inzwischen bar jeglicher demokratischen Kontrolle durch den Souverän frei im Auftrag eines staatlich-korporatistischen Faschismus’ marodieren, der ständig nur neue mediale Fassaden aufbaut, um möglichst nicht identifiziert zu werden als das, was er ist: Das Allerletzte. Das absolut Allerletzte. Und gnade uns Gott mit den Figuren, die wir staats- und hierarchiegläubigen Deutschen als “unsere Bundesregierung” und “unsere Qualitätsmedien” im besten Deutschland akzeptieren, das es je gab. Es ist alles überhaupt nicht mehr zu fassen.

79eb86a25752468eb35eff3663fc4625

Themen