Chinesischer Künstler und Dissident Ai Wei Wei (Foto:Imago)

Linken-Lieblingsdissident Ai Weiwei prangert Woke-Wahn und Zensur im Westen an

Der chinesische Künstler Ai Weiwei galt jahrelang als Vorzeigeexemplar der Linken für westliche Toleranz mit politisch Verfolgten. Nachdem er in seiner Heimat jahrelang schikaniert, bespitzelt und schließlich verhaftet wurde, erhielt er eine Gastprofessur an der Universität der Künste in Berlin, die er 2015 antrat. Seither hat sich sein Bild vom Westen jedoch gründlich verfinstert. In einem kürzlichen Interview erklärte er, der seit 2019 in England lebt, sich mittlerweile wie in Maos China vorzukommen – nur sei die Unterdrückung noch lächerlicher. In Universitäten, Medien und der Politik dürfe man die Wahrheit nicht mehr aussprechen. Jeder, der eine abweichende Meinung vertrete, werde „zerstört“. Professoren würden gefeuert, wenn sie ihre Ansichten auch nur in privaten Gesprächen äußern würden.

Schon als er nach England weiterzog, hatte Ai Weiwei Deutschland vorgeworfen, intolerant, bigott und autoritär zu sein. Ähnlich wie in China möge man hier „die Bequemlichkeit, unterdrückt zu werden“. Auch und gerade im Licht der jüngsten Ereignisse seit Corona, ist man mehr denn je geneigt, ihm Recht zu geben. Nun hat er offenbar auch erkannt, dass der Westen sich im woken Wahn selbst zerstört. Im Interview sah er auch hier eine „Kulturrevolution“ im Gange.

Dem “Werte-Westen” in die Parade gefahren

Damit fährt Weiwei natürlich genau den linken Intellektuellen und politischen Eliten des globalen “Werte-Westens” in die Parade, die ihn zur Anprangerung der chinesischen Menschenrechtsverletzungen stets als Vorzeige-Märtyrer verehren – und just von ihm nun, völlig zu Recht, selbst in die geistige Nähe des Totalitarismus gerückt werden, dem Weiwei in China zum Opfer fiel.

Wie sehr das autoritäre Gebaren auch im einst freien Europa vorangeschritten ist, zeigte gerade gestern wieder ein unsägliches Statement des angeblich „liberalen“ EU-Politikers Guy Verhofstadt, der ein Einreiseverbot für den US-Journalisten Tucker Carlson ins Gespräch brachte, falls dieser das von ihm geführte Interview mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zur Verbreitung von „Desinformationen“ benutze. Was unter diesem beliebigen Gummibegriff zu verstehen ist, bestimmt mittlerweile die Politik. „Wenn Einreiseverbote für Journalisten, Ausreisebefehle für Assange, Militarismus, Massenüberwachung und Zensur jetzt Teil des Liberalismus sind, was zur Hölle soll dann dieser ‘Illiberalismus’ sein, gegen den die Typen ständig kämpfen?“, kommentierte der Europaabgeordnete Martin Sonneborn treffend diese überall um sich greifende Freiheitsfeindlichkeit. Ai Weiwei dürften angesichts dieser dramatischen Entwicklungen bald die Zufluchtsorte ausgehen. (DM)

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