Nicht geht mehr im wohlstandsverwahrlosten und "gewerkschaftsverseuchten" Berlin (Symbolbild:Imago)

Wegen “Stress” für Bus- und Bahnfahrer: BVG-Personalrat will feste Fahrpläne abschaffen

Die Arbeitsmoral in Deutschland geht mehr und mehr zum Teufel. Leistungsprinzip und Pflichtgefühl gegenüber Kunden gelten nur noch als unzeitgemäße Relikte aus der Vergangenheit, derer man sich entledigen muss. Der Personalrat der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) hat nun ernsthaft vorgeschlagen, angesichts von Personalmangel und hohem Stresslevel, auf manchen Linien keinen minutengenauen Fahrplan mehr anzubieten. Stattdessen solle es einen festgelegten Takt geben. Der genaue Fahrplan sorge nur für Stress und für eine Verkürzung der Toilettenpausen. „Wenn sie zu spät im Fahrplan sind, kriegen sie das im Fahrzeug immer angezeigt. Hilfsweise erinnert die Meldestelle auch noch daran”, so Lothar Stephan, der Vorsitzende des BVG-Gesamtpersonalrates. Deshalb schlägt er vor, dass die Busse sich einfach im Fünf-Minuten-Takt hintereinander einreihen und abhängig voneinander fahren, fügte aber hinzu, dass er gar nicht wissen, ob dies technisch überhaupt umsetzbar sei. Dies müsse dann mit der Verkehrsverwaltung des Senats besprochen werden.

“Mobilitätsforscher” Wulf-Holger Arndt wies darauf hin, dass dieser Vorschlag Einfluss auf den Stress der BVG-Fahrer habe, nicht aber auf das Warten auf den ÖPNV. Wenn die Fahrt sich -warum auch immer- verzögert, ist es für die wartenden Fahrgäste egal, ob Bus oder Bahn einen festen Fahrplan oder den Fünf-Minuten-Takt verpassen. Arndt äußerte Verständnis für das Anliegen des Personalrats. „Wenn es eine Toleranz von wenigen Minuten gibt, sollte man den Busfahrern keinen Stress machen”, meint er. Dafür brauche es aber eine hohe Taktung und „verlässliche Echtzeitinformationen“ für die Fahrgäste über die Abfahrtzeit der Fahrzeuge. Dann werde das Warten auch akzeptabler. “So kann ich damit umgehen und mich entscheiden: Gehe ich zum anderen Bus, laufe zu Fuß, schreibe noch ein paar Nachrichten am Handy oder lese ich etwas?”, so Arndt. So oder so müssten erst einmal die Verkehrsbedingungen für einen verlässlichen ÖPNV geschaffen werden, etwa durch Spuren und Ampel-Vorrangschaltungen für Busse und Straßenbahnen.

Wohlstandsverwahrlosung und Absinken auf Drittweltniveau

Noch wesentlich weiter ging Katharina Stolla, die Co-Bundessprecherin der Grünen Jugend. Bei Markus Lanz sprach sie sich für eine Vier-Tage-Woche, am besten aber noch weniger aus. „Dass wir keine Lust mehr haben, so viel zu arbeiten, dass wir keine Lust mehr haben, unser ganzes Leben zu geben, dafür, dass man dann am Ende kaputt gearbeitet ist – das finde ich total vernünftig“, sagte sie. Viele junge Leute litten durch den Druck des Geldverdienens und die andauernde Krisenstimmung in Deutschland bereits an Depressionen, stellte sie fest. Dass vor allem die Grünen für die Krisenstimmung und den Druck, immer mehr Geld verdienen zu müssen, um die Wohlstandverluste abzufangen, verantwortlich sind, ist ihr natürlich nicht bewusst. Den Vorwurf, ihre Generation sei nicht leistungsbereit, wies sie empört zurück. Schließlich habe man vor fünf Jahren die Klimabewegung aufgebaut, würde Klimagerechtigkeit einfordern und auch die jüngsten „Proteste gegen Rechts“ seien schließlich ebenfalls von jungen Menschen organisiert worden, gab Stolla zu bedenken.

Hier zeigen sich wieder einmal die Erscheinungsformen einer Gesellschaft in der Endphase von Wohlstandsverwahrlosung und Dekadenz. Stolla hält sich etwas darauf zugute, dass sie gegen imaginäre Gefahren vorgeht, hat aber nicht die geringste Ahnung davon, dass eine Gesellschaft ohne Leistungsbereitschaft dem Untergang entgegengeht. In Berlin fordert man die Abschaffung fester Fahrpläne im ÖPNV, ohne zu wissen, ob das überhaupt umsetzbar ist, weil man sich dem Stress nicht mehr aussetzen will. Den Gästen fühlt man sich gar nicht mehr verpflichtet. Solche Schlaglichter zeigen die Mentalität eines Landes, in dem immer mehr Menschen alles egal ist. Die einen wollen grundsätzlich keine Leistung mehr erbringen, die anderen sehen nicht ein, wozu, weil ohnehin erkennbar alles den Bach hinuntergeht. Ursache und Wirkung verstärken sich hier gegenseitig, der gesellschaftliche Verfall geht dadurch ungebremst weiter. Am Ende werden – allerdings institutionalisierte – Dritte-Welt-Verhältnisse stehen. (TPL)

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