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Lernen Deutsche nur durch Schmerzen?

Heute stellt die Zeitung mit den großen Buchstaben auf der Titelseite fest, dass normales Essen Luxus wird (oder bereits ist). Soweit dürfte es für viele, aber längst nicht mehr alle, zwar noch nicht sein. Doch die Tendenz ist klar: Inflation und Sanktionen fordern ihren Preis.

Von Wolfgang Hübner

Und wenn Russland unter dem Eindruck der aggressiven Kriegsstimmung im Westen mitsamt der massenweisen Lieferung tödlicher Waffen in die Ukraine nun die Energiekarte zückt, wenngleich noch zurückhaltend, dann kann der Preis, den die Massen auch in Deutschland zu zahlen haben, gewiss nicht geringer werden. Dazu kommt ein Präsident in der Ukraine, der unter Drogen oder der Einflüsterung seiner Gönner in Washington auch noch die Rückeroberung der Krim ankündigt.

Letzteres mag man mit guten Gründen für unrealistisch halten. Doch Selenskyjs Äußerung signalisiert kein baldiges Kriegsende, sondern einen endlosen Konflikt. Dieser wird Russland noch weiter von EU-Europa entfernen, allerdings EU-Europa auch vom bislang preiswerten Rohstoffreichtum Russlands. Stand heute kann festgestellt werden: Putin ist keineswegs ruiniert, die Sanktionen schaden offenbar dem Westen und insbesondere Deutschland mehr als Russland.

Zwar ist es demagogischer Unsinn der Regierenden in Berlin und anderswo, die Schuld für alle sich mehrenden Misslichkeiten der „freien“ Völker auf den Machthaber im Kreml zu schieben. Doch selbst der glühendste Freund des Regimes in Kiew kann nicht ernsthaft leugnen, welche Kosten den Deutschen für ihre Vasallentreue zur NATO und der Biden-Regierung in den USA abgefordert werden.

Wenn die deutsche Regierung samt der Systemopposition der CDU/CSU so eindeutig und so national selbstschädigend fremde vor eigene Interessen setzt, dann ist die Bezeichnung Vasall keine Polemik, sondern hundertprozentig richtig. Doch es ist ja noch viel schlimmer: Wie unbeteiligt schaute und schaut der Berliner Vasall zu, wie die EZB den Euro auf Kosten der höchsten Inflation seit vielen Jahren mal wieder zu retten versucht.

Die französische EZB-Präsidentin und ihr verhängnisvoller italienischer Vorgänger haben bzw. hatten vorrangig die Interessen ihrer hochverschuldeten Heimatländer im Blick. Das ist ihnen nicht vorzuwerfen. Hingegen war und ist es Verrat an den Interessen und Bedürfnissen des Großteils der Deutschen, sich den geldpolitischen Abenteuern der EZB faktisch zu unterwerfen.

Die fast bedingungslose Bereitschaft der Regierungen Merkel und Scholz, für die Aufrechterhaltung des Kapital- und Machtbündnisses EU selbst die Kaufkraft und Rücklagenfähigkeit des eigenen Volkes zu opfern, ist brutal, ja geradezu sadistisch. Die Schmerzgrenze der Massen soll nicht nur getestet werden, damit verbunden sind auch noch zynische Appelle von Spitzenpolitikern, weniger zu heizen oder anders zu essen.

Und selbstverständlich auch bereit zu sein, mal eben 100 Milliarden für Aufrüstung zu akzeptieren, aber bei der maroden Infrastruktur, im Gesundheitswesen und etlichen anderen Bereichen knausrig zu bleiben. Bislang wird das noch weitgehend akzeptiert. Das ist erstaunlich. Besonders die Westdeutschen bedürfen wohl noch größerer Schmerzen, um sich zu ändern. Die gute wie auch schlechte Nachricht: Diese Schmerzen kommen garantiert.

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