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Putins freundliche Falle

In einem Telefonat mit Bundeskanzler Olaf Scholz soll Russlands Präsident Wladimir Putin angeboten haben, die Gaslieferungen seines Staates könnten auch über den 1. April hinaus weiter mit der Euro-Währung bezahlt werden.

Von WOLFGANG HÜBNER

Das bei der nicht von den Sanktionen betroffenen Gazprombank eintreffende Geld werde von dieser in Rubel konvertiert. Mit dieser Regelung könnten beide Seiten ihre Interessen wahren: Deutschland bleibt der Energie-Gau erspart, Russland kann mehr als in der Vergangenheit auf den Rubel setzen und die eigene Währung weiter stärken.

Allerdings wäre eine solche Vereinbarung faktisch schon eine bedeutsame Abschwächung der Sanktionswaffe der westlichen Front gegen Russland. Deswegen wird es an Kritik an einem solchen deutsch-russischen Handel nicht fehlen, insbesondere nicht von der Regierung in Kiew sowie von Seiten Polens und wahrscheinlich auch aus Washington.

Doch Scholz entscheidet im deutschen Interesse, wenn er sich davon nicht beirren lässt. Ein Stopp der russischen Gaslieferungen würde für Deutschland unabsehbare Folgen sowohl für die Bevölkerung als auch für die Industrie haben.

Zwar kann Putins Angebot durchaus als Falle mit Spaltungspotential gewertet werden. Es ist allerdings eine der freundlichen Art. Denn selbst die fanatischsten Russland-Hasser können nichts anbieten, was die Gaslieferungen aus dem Osten auch nur annähernd ersetzen könnte. Der Kanzler verdient in dieser Frage die uneingeschränkte Unterstützung aller, die sich noch den Sinn für soziale und wirtschaftliche Realitäten bewahrt haben.

Es war übrigens schon vor dem Krieg für die Gazprombank möglich, die deutschen Gasüberweisungen in Rubel zu konvertieren. Folglich bliebe vorerst alles beim Alten. Und das ist eine gute Nachricht für die Deutschen.