Lebenselixier Gerstensaft: Bald unbezahlbar? (Foto:Pixabay)

Explodierende Bierpreise: Geht der deutsche Michel jetzt endlich auf die Barrikaden?

Jetzt droht die deutsche Stammtischungemütlichkeit: Die überall explodierenden Kosten haben inzwischen auch die Bierbranche erreicht. Der Vize-Chef des Brauereiverbands Berlin-Brandenburg und Geschäftsführer der Klosterbrauerei Neuzelle, Stefan Fritsche, prophezeit in der “Bild“: „Wenn Brauereien und Gastronomen ihre Mehrkosten voll an den Verbraucher weitergeben, sind wir Ende dieses Jahres bei 7,50 Euro für den halben Liter Bier!“ Hintergrund sind die stetig steigenden Produktionskosten. Brauerbund-Chef Holger Eichele weist darauf hin, dass sich Strom und Gas um 750 Prozent, Kronkorken um 120 Prozent, Braumalz um 90 Prozent, Hopfen um 35 Prozent, Bierfässer um 60 Prozent, Bierkisten um 40 Prozent, Kohlensäure um 90 Prozent, Neuglas um 70 Prozent und Etiketten um 30 Prozent verteuert hätten.

Diese Entwicklung ist, wie so vieles andere auch, was aus heiterem Himmel über “uns” hereinbricht wie ein scheinbar düsteres Verhängnis, dem sich – ihrer Selbststilisierung nach – deutsche Politiker aufopferungsvoll entgegenstemmen, in Wahrheit rein hausgemacht und Folge eben des Vernichtungswerks besagter Politiker. Denn wie auch in anderen Branchen, liegt die Preisentwicklung, Verknappung und Veteuerung auch hier zum einen an den verheerenden Folgen der Corona-Lockdowns mit den gestörten Lieferketten, zum anderen an der grün orchestrierten, vorsätzlich herbeigeführten Energiekrise.

Permanenter Krisenmodus

„Wir arbeiten seit nunmehr fast drei Jahren in einem permanenten Krisenmodus“, klagt Eichele denn auch. Und Wolfgang Koehler, Chef der Darmstädter Privatbrauerei, erklärt: „Die derzeitigen Kostensteigerungen für Brauereien sind eine kaum zu bewältigende Herausforderung und folgen unmittelbar der Corona-Krise, die uns Brauereien bereits total ausgezehrt hat“. Nach den extremen Kostenerhöhungen, werde es nun „unabdingbare Preiserhöhungen“ beim Fassbier geben. Auch der Preis für den Kasten im Supermarkt werde spürbar steigen, kündigt er an: „Anderenfalls müssten sich viele Verbraucher von ihren bisherigen Lieblingsbieren verabschieden“.

Vielen Brauereien drohe das Aus, so Fritsche, weil die Kunden solche Preise nicht mehr akzeptieren würden. „Braukunst ist ein Stück Deutschland“, mahnt er. Die Branche stehe „vor der größten Herausforderung in der deutschen Brau-Geschichte“. Daher brauche es jetzt „den Bier-Gipfel im Kanzleramt, damit Deutschlands wichtigstes Kulturgut nicht ausstirbt!

Bier-Gipfel gefordert

Daran sollen auch die Landwirtschafts- und Wirtschaftsminister der Länder teilnehmen, um „ein deutschlandweites Brauereisterben zu verhindern“. Ansonsten würden nur noch Konzern-Großbrauereien übrigbleiben. Vor Corona lag der Bierabsatz 2019 bei 85,2 Mio. Hektolitern. Im Vergleich zu 2021 stieg er im letzten Jahr um 3,2 Prozent, ist aber noch lange nicht auf dem Vor-Corona-Niveau.

Nun bleibt abzuwarten, wie die Deutschen auf die Teuerung und drohende Vorenthaltung ihres liebsten Gebräus reagieren, und ob vielleicht die immer höheren Bierpreise das Potenzial haben, einen überfälligen Aufstand der Arbeiter, Handwerker und Bauern und weiterer systemrelevanter Schlafschafe zu entfachen. Schon unter diesem Aspekt müsste die Ampel-Regierung eigentlich ein vitales Interesse an dem von Fritsche geforderten „Bier-Gipfel“ haben – denn nichts gefährdet den sozialen Frieden mehr als die Unerschwinglichkeit von Genussmitteln, die die Gesamtsituation in diesen finsteren Zeiten noch erträglich halten. Zumal man ihre Politik nur noch im Suff ertragen kann. (DM)

14e7b8f547834d08a4a094dddc8615de