Selbst die Rechnungsstellung wird künftig kaputtreguliert (Symbolbild:Imago)

Neue Kopfgeburt der EU-Bürokraten: Bonitätsprüfungspflicht bei Rechnungskauf

In ihrer Sucht, immer neue sinnlose Regelungen zu erfinden, die in das Leben der Menschen eingreifen, haben die Brüsseler Eurokraten neue sinnlose Schikanen erdacht. In ihrer Anmaßung, die Menschen vor sich selbst zu schützen, verschlimmern sie wieder einmal das, was sei eigentlich bekämpfen wollen.

Wie „Welt“ berichtet, sollen nun künftig Kunden, die im Internet Waren und Leistungen auf Rechnung bestellen, ihre Bonität(!) offenlegen müssen. Die Verbraucherkreditrichtlinie von 2008 soll dahingehend verschärft werden. Dabei will man die Bonitätsprüfung unter anderem auf Kredite unter 200 Euro, auf zins- und gebührenfreie Darlehen und auf sogenannte „Buy now, pay later“ (BNPL)-Angebote(„Jetzt kaufen, später bezahlen“) ausdehnen.

Rechnungen als “Minikredite”

Die EU-Nomenklatur will solche Minikredite denselben Vorschriften unterwerfen wie Darlehen für Autos oder Häuser. In der üblichen Nanny-Staat-Manier, will man Kunden davor bewahren, sich durch viele kleine Käufe zu überschulden. Deshalb soll verhindert werden, dass BNPL-Dienste wie Klarna Geld an Kunden verleihen, die es nicht zurückzahlen können.

Der Plan wurde im Zusammenspiel von Kommission, Rat und Parlament ausgekungelt. In der Praxis wird er darauf hinauslaufen, dass Kunden für jeden winzigen Kauf auf Rechnung ihre Vermögensverhältnisse offenlegen müssen. Die Händler können sich dann auf eine weitere Bürokratielawine und unnötige Zeitverschwendung gefasst machen, weshalb die meisten vermutlich ganz darauf verzichten werden, den Kauf auf Rechnung überhaupt noch anzubieten. Dabei ist dies gerade eine der sichersten Methoden, um sich vor Betrug zu schützen. In Deutschland entscheidet sich fast jeder Sechste für diese Zahlungweise.

“Das Aus für den Rechnungskauf”

Die FDP-Europaabgeordnete Svenja Hahn erklärt, dass jeder, der seine Jeans bei einer Online-Bestellung per Rechnung bezahlen will, seinen kompletten finanziellen Hintergrund gegenüber dem Händler offenlegen müsste, wen die EU-Pläne umgesetzt würden. Wenn diese nicht zurückgenommen würden, „stehen wir vor dem Aus des Rechnungskaufs“. Auch Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des deutschen Einzelhandelsverbands HDE, ist sicher, dass es für viele Unternehmen wäre es dann „so gut wie unmöglich, den Kauf auf Rechnung weiterhin anzubieten“.

Eigentlich solle die Richtlinie die Verschuldungsgefahr durch Kredite verringern, der Kauf auf Rechnung sei aber „die ideale Möglichkeit für alle, die ihre Ausgaben unter Kontrolle behalten wollen“. Da bei pünktlicher Begleichung keine Zinsen anfielen, sei die Zahlungsart nicht mit Krediten vergleichbar. Birgit Janik vom E-Commerce-Verband BEVH sieht ebenfalls das Ende des Rechnungskaufs gekommen. Kunden müssten dann sofort per Vorkasse bezahlen, ohne dass sie die Ware bereits in Händen hielten, oder auf einen richtigen Verbraucherkredit ausweichen, der zusätzliche Finanzierungskosten verursache. Die deutsche Handelsbranche hofft nun, dass die massive Kritik zu Nachbesserungen führt. Dies ist bei der Regulierungswut der Brüsseler Apparatschiks keineswegs sicher. (DM)

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