Großbritannien, Schweden, Norwegen, Finnland und Niederlande: Immer mehr europäische Länder beenden den Einsatz von „Pubertätsblockern“ und geschlechtsverändernden Hormontherapien. Zwei Fachärzte greifen den Weltverband der Hormon-Ärzte an, der „von Transgenderaktivisten vereinnahmt worden“ sei.
Von Joachim Kuhs
Mit dem sogenannten „Selbstbestimmungsgesetz“ will es die Bundesregierung Kindern ermöglichen, den Geschlechtseintrag beim Standesamt auch ohne Einwilligung der Eltern ändern zu lassen. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychologie überarbeitet gerade ihre Leitlinie zu „Diagnostik und Behandlung von Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter“. Ursprünglich war die Neufassung für den 31.3.2023 geplant, nun ist sie auf den 31.12.2023 verschoben worden.
Es steht zu befürchten, dass hierbei der sogenannte „genderaffirmative Ansatz“ gewählt werden soll, bei dem Ärzte und Therapeuten quasi verpflichtet werden sollen, die Selbstdiagnose eines minderjährigen Kindes, oft durch Internet-Influencer und Trans-Aktivisten geprägt, unhinterfragt als bare Münzen zu akzeptieren. Therapeuten, die solche Selbstdiagnosen hinterfragen, droht bereits heute durch das Verbot von sogenannter „Konversionstherapie“ Gefängnis.
Dabei wird in immer mehr europäischen Ländern die geschlechtsverändernde Hormonbehandlung durch sogenannte „Pubertätsblocker“ bei Jugendlichen in Frage gestellt oder ganz eingestellt. In England klagten über 1000 Opferfamilien gegen die berüchtigte Tavistock Clinic, die 2022 1,7 Mrd. £ Schmerzensgeld zahlen musste. Im Juni kündigte das National Health Service in UK an, den Einsatz von „Pubertätsblockern“ bei Jugendlichen stark zu beschränken, Schweden und Finnland ebenfalls. In Norwegen kündigte der Gesundheitsausschuss UKOM im März an, Hormontherapien wieder als „experimentelle Eingriffe“ zu behandeln. Auch in Belgien, Niederlande, Frankreich, Irland und Italien wird der Einsatz von geschlechtsverändernden Hormontherapien immer mehr hinterfragt.
Im Juni lieferten sich die Endokrinologen Dr. Roy Eappen und Dr. Ian Kingsbury der Kinderschutzorganisation Do No Harm ein Wortgefecht mit der internationalen Endokrinologischen Gesellschaft Endocrine Society. In einem Aufsatz für den Wall Street Journal stellten Dr. Eappen und Dr. Kingsbury fest, dass die Endocrine Society „von Transgenderaktivisten vereinnahmt worden ist.“
Bei einer Klage gegen ein Kinderschutzgesetz im US-Bundesstaat Arkansas, das den Einsatz von Pubertätsblocker bei Kindern verbot, habe sich der Richter im Wesentlichen auf das Urteil der Endocrine Society verlassen, so Dr. Eappen und Dr. Kingsbury. „In Wahrheit basieren dessen Richtlinien jedoch auf eine sehr dünne Beweislage, die den Eindruck erwecken soll, dass irreversible medizinische Eingriffe für junge Patienten vorteilhaft sind, obwohl eine wachsende Menge an Hinweisen das Gegenteil besagt.“
Immer mehr Endokrinologen seien sich der Tatsache bewusst, dass „die wissenschaftliche Grundlage für kindliche Geschlechtsumwandlungen sehr dürftig ist“, so Eappen und Kingsbury.
„Während die meisten Endokrinologen sich der Fehler in den Leitlinien bewusst sind“, so Eappen und Kingsbury, „haben Sie Angst, ihre Bedenken zu äußern. Die lautstarke Befürwortung der genderaffirmativen Therapie durch den Verband zieht eine Vorverurteilung aller mit sich, die es wagen, anderer Ansicht zu sein. Mediziner werden eingeschüchtert, zum Schweigen gebracht und dazu genötigt, Behandlungen durchzuführen, wohl wissend, dass diese für Kinder gefährlich sind.“
In dem sie zulassen, dass „Ideologen ihren Verband kapern“, machten sich die Endokrinologen „mitschuldig an einer wissenschaftlich nicht fundierten Bewegung, die der körperlichen und geistigen Gesundheit von Kindern schweren Schaden zufügt“, schreiben Eappen und Kingsbury.
Der Präsident der Endocrine Society Dr. Stephen R. Hammes antwortete im Wall Street Journal, über 2000 Studien hätten seit 1975 die Effektivität der „genderaffirmativen“ Behandlung bei Transgenderpersonen belegt, die u.a. die Selbstmordgefahr reduziere.
Eappen und Kingsbury warfen Hammes daraufhin vor, dass sich nur zwei dutzend dieser 2000 Studien auf Kinder und Jugendliche beziehen würden. Es sei jedoch höchste Zeit für eine systematische Untersuchung der Risiken und Vorteile der Hormontherapie, die bisher versäumt worden sei, so Eappen und Kingsbury. So fand z.B. eine Langzeitstudie der Heritage Foundation, dass die Selbstmordrate nach der Geschlechtsumwandlung 20-mal höher sei als zuvor.
Trotzdem unterstützt die EU und die Bundesregierung die Trans-Agenda unter Kindern und Jugendlichen durch Gruppen wie Transgender Europe, die International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA) und die International Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer Youth and Student Organisation (IGLYO). Die Dachorganisation Transgender Europe erhielt 2014-2020 von der EU laut Finanztransparenzportal 2,7 Millionen €.
Der Bundesverband Trans wurde 2020-2023 mit dem Projekt Trans* – Ja Und? mit 1.806.651,06 € vom Programm „Demokratie Leben“ des Bundesfamilienministeriums gefördert. Das vom Familienministerium betriebene „Regenbogenportal“ preiste 2020 in einem Artikel „Jung und transgeschlechtlich“ die Einnahme von Pubertätsblockern an und musste im Oktober 2022 den Artikel aufgrund heftiger Kritik entfernen.
Immer mehr Jugendliche und Erwachsene melden sich inzwischen zu Wort, die ihre geschlechtsverändernden Eingriffe bereuen. Im April brachte das ZDF-Format 37 Grad die Doku „Detrans – Wenn die Trans-OP nicht glücklich macht“.
Wer starke Nerven hat, sollte sich die herzzerreißenden Erzählungen von jungen „Detransitionierern“ auf Reddit durchlesen. Vor allem wenn du ein junger Mensch bist, der sich mit dem Transgender-Thema beschäftigt, bitte lies dir auch mal die Geschichten auf r/detrans durch: „Warum habe ich mir das angetan?“, schreibt heute eine junge Frau.
Allen betroffenen Familien, Kindern und Jugendlichen sei ans Herz gelegt, sich mit einem kritischen Therapeuten, Lehrer oder Seelsorger zu unterhalten, bevor Sie etwas tun, was Sie unter Umständen ein Leben lang bereuen werden.
MdEP Joachim Kuhs ist Mitglied im Haushaltsausschuss des Europäischen Parlamentes, Kommissarischer Delegationsleiter der AfD im EU-Parlament und Sprecher der „Christen in der AfD.“ Er hat 10 Kinder und 19 Enkelkinder.
Am 27.7. erscheint im Kopp Verlag „Irreversibler Schaden“ von Abigail Shrier zur Transgenderthematik.