Wo Wissenschaft wissen will – und wo nicht


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Forschung mit Systemnutzen (Symbolbild:Pixabay)

In den Redaktionen der Republik sitzen sie heute: Zwei, drei Generationen urbaner, ehemaliger Irgendwas-mit-Medien-Studierer. Sie beherrschen den Deutungsraum inzwischen wie einst die fahrenden Völker das Kesselflickergewerbe. Ihre politischen Präferenzen sind aus guten Gründen seit langer Zeit nicht mehr Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung oder auch nur Befragungen. Man ahnt, warum.
Man kann immerhin Thesen aufstellen. Meine lautet: von 100 Beschäftigten im klassischen Deutungsgewerbe wählen nicht mehr als 10 irgendeine der als konservativ geltenden Parteien CDU, CSU, FDP, FW, AfD. Mit ziemlicher Sicherheit aber 80 (plus x) die Grünen, Sozialdemokraten oder die Linke. Und zwar mit deutlichen Abstufungen in genau dieser Reihenfolge. Man könnte also, eine seriöse Recherche vorausgesetzt, relativ leicht die ungeheuerliche Schlagseite medialer Darstellungen messen und damit auch erklären, warum Journalisten inzwischen von der Bevölkerung ebenso misstraut wird, wie der von ihnen mit geballter Deutungsmacht herbeigeschriebenen, linksdominierten Regierung.

Unabhängigkeit, Neutralität und Berufsethos sind auf ungeheuerliche Weise deformiert. Das Ansehen des Berufstandes Journalist bildet deshalb den absoluten Bodensatz bei entsprechenden Umfragen. Die immerhin gibt es bisweilen. Weiteres scheint die, ansonsten an jeder noch so absurden Regung interessierten Sozial-und Politikwissenschaften nicht zu beschäftigen. Akribisch untersucht wird dagegen alles, was in irgendeiner Weise genau diesen staatsnahen pervertierten Status Quo der ehemaligen Vierten Gewalt am Leben erhalten könnte. Nein, die servilen medialen Dienstleistungen müssen nicht von oben befohlen werden. Da haben die sich regelmässig empörenden, selbstreferentiellen Debattenzirkel des Gewerbes völlig recht. Der Herdentrieb beruht auf einem gewachsenen, dezidiert als freiwillig empfundenen Abhängigkeitsverhältnis. Es kann im Juste Milieu letztlich nur verkauft werden, was dort seit langem als unbedingter Konsens gilt und was einen nicht der Gefahr aussetzt, als intern zersetzend gebrandmarkt zu werden.

Nachhaltiges Schweigen des Kartells

Besonders klare, undifferenzierte Feindbilder mit Namen, Adresse und (möglichst abwertendem) Bild gehören heute zur Grundausstattung jedes öffentlich bestallten Journalisten. Ein Trump, ein Orban, eine Weidel haben dort schlichtweg keine einzige Inititiative vorzuweisen, die es wert wäre, auch nur in einem vorsichtig differenzierenden Versuch überdacht und kommentiert zu werden. Wo die gewählten Aussätzigen, die “Aussortierten” (Heufer-Umlauf), die “Ratten” (Dampz) und “Demokratiefeinde” (Restle) für jeden Bürger sichtbar mal wieder einen Finger in eine der unzähligen klaffenden sozialen Wunden legen und deshalb von immer mehr Bürgern der Mitte gewählt werden, schweigt das Kartell nachhaltig verbissen. Unzähligen Schreibsoldaten am unteren Rand ist das unausgesprochene Verhaltensdiktat in Fleisch und Blut übergegangen. Immer mehr leiden aber auch unter diesem Druck. Aber nur wenige vermögen sich der inquisitorischen Stimmung im Deutungsgewerbe und der Schere im Kopf zu entziehen. Denn draußen erwartet den Aussteiger nur mehr das Abenteuer freie Medien. Vielen ist das zu riskant.

Zu viele Exempel wurden an den Nestbeschmutzern schon mit regelrechten sozialen Vernichtungsstrategien statuiert. Man teert und federt und verfolgt die Betroffenen, so lange bis sie öffentlich erledigt sind. Diese Missstände wären ein ergiebiges Forschungsfeld, das sogar geeignet wäre, die Branche wieder mit der Gesellschaft zu versöhnen. Aber wie erklärt man einem ideologischem Betonkopf, dass er ein ideologischer Betonkopf ist? Im Land ausufernder Studien mag sich kaum jemand wissenschaftlich seriös mit dem Elefanten im journalistischen Raum beschäftigen.
Untersucht wird dagegen akribisch, wie sich der Status Quo der staatsmedialen Symbiose weiter aufrecht erhalten lässt. Das ist freilich aus Sicht der Wagenburg auch nötig. Zwar sind die Rechtsstaatspositionen längst einschlägig besetzt, die Thinktanks, die Hochtechnologie, die Kultur weitestgehend im Boot.

CSD-Märsche und Fischfiletkonzerte

Aber dennoch bröckelt es an allen Ecken und Enden. Vertrauensentzug. Was also tun? Ein wesentliches Potential – die Klimakleber, CSD-Märsche und Fischfiletkonzerte zeigen es eindrücklich – sieht man seit geraumer Zeit in der Herabsetzung des Wahlalters. Was oben bei den Vernunftentscheidern der älteren Semester nach rechts wegbricht, könnte man unten in der Eisbären- und TikTok-Fraktion wieder reinholen. Einige linksregierte Bundesländer haben deshalb bereits weitgehend unbemerkt Nägel mit Köpfen gemacht. Im “Deutschlandfunk” kommt nun noch einmal ausführlich eine junge Forscherin zu Wort, die das ganze auf eine wissenschaftliche Faktenbasis stellen soll. Mit Erkenntnissen über Gehirnstrukturen und daraus abgeleitetes Wahlverhalten wurde von ihr – selbstverständlich unvoreingenommen – untersucht, in welchem Alter man am besten mit dem Wählen in der Kabine beginnen sollte.

Die hoffnungsfrohe neurowissenschaftliche Kapazität hat dazu zum Beispiel den Entwicklungszustand des Cortex als Vernunftszentrum beleuchtet. Der sei zwar erst mit erschreckenden 21 Jahren vollständig entwickelt, das wiederum sei aber gar nicht von Belang. In einer unschlagbaren Logik stellt sie fest, dass Achtzehnjährige sich ja in einer Umbruchsituation, also einem eher ungeeigneten Erstwahlalter befänden und leitet dann messerscharf ab, dass deshalb ein Start mit Sechszehn viel besser geeignet wäre. In ihrer wissenschaftlichen Spezialoperation hat sie dann noch überrascht festgestellt, dass Sechszehnjährige statistisch genauso viele „richtige“ und genauso viele “falsche” Wahlentscheidungen treffen wie ältere Wählergruppen. Die Kriterien für solch unfassbaren Schwachsinn bleiben ihr Geheimnis.

Unwissenschaftliches Wahlverhalten

Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen, nicht nur das pandemiologisch korrekte Händewaschen, das Abstandhalten bei drohender Vergewaltigung, der ökologisch sinnvolle Fleischkonsum und das Schattenaufsuchen im Sommer werden staatlich behandelt, auch das „Richtig“ und „Falsch“ in freien, unabhängigen demokratischen Wahlen wird jetzt von gebührenfinanzierten Staatsmedien pseudowissenschaftlich begleitet und bewertet. Die Frage, was eine richtige Wahlentscheidung ist und was nicht, wird zum objektiven neurologischen Vorgang erklärt.

Es liegt deshalb nahe, meine alternden Damen und Herren, denken sie deshalb bei der nächsten Wahl daran, ihr Kreuz an der falschen Stelle könnte unwissenschaftlich sein. Deshalb deutet die Jungwissenschaftlerin auch an, schon überdacht zu haben, ob ältere Wähler überhaupt noch alle neurowissenschaftlichen Tassen im Schrank haben und ihr Wahlrecht nicht besser entfiele. Das wäre aber, gesteht sie zum Schluss, sei wohl zu schwierig. Wer sich anhand solch ungeheuerlicher, biologistischer Taschenspielertricks an das heilige römische Reich deutscher Nation und Folgende mit seinen Schädeluntersuchungen und Rassentheorien erinnert sieht, dürfte leider nicht ganz falsch liegen.

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