Selenskyj - Foto: Imago

Ungünstig: Selenskyj erpresst den „Wertewesten“

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Es ist ein Drama. In der Ukraine tobt ein Proxykrieg der US-Neocons gegen Russland auf Kosten der Ukrainer. In den USA weiß niemand, wer das Land in Wahrheit regiert. Die Rede ist von einem „Security State“. Keine weiteren Namen. In Deutschland sitzt eine überaus merkwürdige Ampel auf der Regierungsbank, bei welcher „Kompetenz“ das letzte Wort ist, das einem einfiele, wenn man an Minister & Ressort denkt. Die EU hat eine Kommissionspräsidentin, der Korruption nachgesagt wird und die schon als deutsche Verteidigungsministerin für diverse Skandale unverantwortlich zeichnete. Der ukrainische Präsident wird dargestellt von einem Schauspieler und ehemaligen Komödianten, der dem „Wertewesten“ gegenüber zunehmend aggressive Töne anschlägt.

von Max Erdinger

Auf der Karte unten sieht man den Frontverlauf nach vier Monaten ukrainischer „Gegenoffensive“. Die blau markierten Gebiete wurden von den Ukrainern „zurückerobert“. Es handelt sich um maximal 100 – 150 Quadratkilometer von insgesamt über 87.000 Quadratkilometern, die im Rahmen der russischen SMO seit dem 24. Februar 2022 erobert und gesichert worden sind. Für das bißchen „blau“ auf der Karte ließen seit dem 14. Juni 2023 zwischen 43.000 und 60.000 ukrainische Soldaten ihr Leben. Auf der Karte nicht zu sehen sind die Gebietseroberungen der Russen im Nordosten bei Kupjansk und Charkow. Was die Ukrainer dort im Spätsommer vergangenen Jahres zurückerobert hatten, befindet sich inzwischen wieder unter russischer Kontrolle. Aus dem Raum Kiew hatten sich die Russen bereits Ende März 2022 wieder zurückgezogen, nachdem ein von den offiziellen Konfliktparteien unterzeichneter Friedens-Vertragsentwurf vorhanden gewesen ist, der zuvor bei einem Treffen in Istanbul ausgehandelt worden war. Torpediert wurde dieser Friedensvertrag vom damaligen Britenpremier Boris Johnson bei einem Besuch in Kiew am 9. April 2022. Mit der grenzenlosen Unterstützung des Westens, so Johnson damals, könne die Ukraine nur gewinnen, weshalb ein solcher Friedensschluß unnötig sei.

Frontverlauf Ukraine
Frontverlauf Ukraine Mitte September 2023 – Screenshot Facebook / Quelle Anti-Spiegel

Wenn es nach den ukrainischen Ankündigungen vom Frühjahr dieses Jahres gegangen wäre, müsste inzwischen die Landzunge hinüber zur Krim erobert sein, die Stadt Melitopol müsste sich wieder unter ukrainischer Kontrolle befinden – und die Rückeroberung der Krim müsste kurz bevorstehen. Nicht davon ist auch nur im entferntesten zu sehen. Scharf auf die Krim sind auch, mehr noch als die Ukrainer, die US-amerikanischen Neocons. In Sewastopol sitzt die russische Schwarzmeerflotte. Wer Sewastopol in Händen hält, kontrolliert das Schwarze Meer. Dieser Tage lief nun ein Marinemanöver östlicher NATO-Staaten im Schwarzen Meer an. Mit dabei sind Schiffe der US-Navy.

Bleibt es bei dem, worauf der nie erklärte Ukrainekrieg bislang offiziell beschränkt gewesen ist, nämlich auf eine militärische Auseinandersetzung zwischen Ukrainern und Russen, bestehen für den realiter schwer involvierten „Wertewesten“ keinerlei Siegchancen. Sollte es dem „Wertewesten“ jedoch gelingen, den Krieg auszuweiten, etwa dadurch, daß Nato-Truppen offiziell mit in den Krieg einsteigen, droht ein finaler Weltenbrand.

Das russische Psowk, 1.500 Kilometer vom Donbass entfernt – aber nah an der Grenze zu Estland -, wurde kürzlich von Drohnen angegriffen, die unmöglich in der Ukraine gestartet sein konnten. Die Polen rüsten enorm auf, während im „Wertewesten“ von einem Ukrainekrieg die Rede ist, der sich durch fortdauernde Waffenlieferungen an das ukrainische Regime noch jahrelang hinziehen könne. Im „Wertewesten“ herrscht aber zunehmende Uneinigkeit über Sinn und Unsinn einer fortgesetzten Unterstützung für das Selenskyj-Regime. Der anfängliche Optimismus ist einer Skepsis hinsichtlich der ukrainischen Erfolgsaussichten gewichen. Die finanzielle und militärische Unterstützung aus den USA und den Nato-Ländern der EU betrug während der vergangenen anderthalb Jahre mehr als als das Doppelte des jährlichen russischen Militärbudgets – ohne den gewünschten Erfolg. Zugleich stärkten Wladimir Putin und Kim Jong Un die Partnerschaft zwischen Russland und Nordkorea.

Oft übersehen: Nordkorea verfügt nicht nur über Atomraketen und mit 1,2 Millionen Mann Truppenstärke über eine der stärksten Armeen der Welt, sondern das Land produziert auch seine Waffen selbst, da es wegen internationaler Sanktionen offiziell keine Zulieferer hat. Die Polen haben nun kürzlich in Südkorea umfangreiche Bestellungen für allerlei militärisches Gerät abgegeben. Die Rede ist u.a. von bis zu 1.000 modernen Kampfpanzern. Die polnische Truppenstärke soll in den kommenden Jahren zudem von derzeit etwa 175.000 Mann auf 300.000 erhöht werden. Dafür gibt es zwei denkbare Gründe. Der erste ist, daß Polen damit rechnen könnte, daß die Nato zerfällt und daß sie danach auf sich alleine gestellt wären, der zweite denkbare Grund ist, daß Polen auf die Westukraine schielt und dabei den Hintergedanken an die Reetablierung eines litauisch-polnischen Großreiches hegt, das seine geostrategisch vorteilhafte Lage zwischen Westeuropa und Russland für sich zu nutzen gedenkt und deshalb an militärischer Absicherung nach der Nato-Zeit interessiert ist. Nebenher werden ja auch die Pfifferlinge, die jemand auf den Fortbestand der EU in ihrer jetzigen Form gibt, immer weniger.

Wahrnehmungsdifferenzen

Globalpolitisch betrachtet ist Wolodymyr Selenskyj ein kleines Rädchen in einem großen Getriebe. Selenskyj selbst hält sich aber bekanntlich für das Zentralrad. Egal, wie man im „Wertewesten“ mit der Erkenntnis umgehen will und wie verzweifelt man zur Zeit an einem Narrativ bastelt, welches die Verantwortlichkeit für das Scheitern des wertewestlichen „Engagements“ in der Ukraine möglichst auf die Ukrainer selbst verschiebt: Nach dem derzeitigen Stand der Dinge hat sich der „Wertewesten“ mit seinem korrupten Büttel Selenskyj in der Ukraine quasi selbst versenkt. Dazu kommt, daß er sich mit seinen Russlandsanktionen absolut ins eigene Knie geschossen hat. Nun gibt es aber diesen Selenskyjn in der Ukraine noch – und den beschleicht jeden Tag immer stärker die Ahnung, daß er bald nicht mehr der „heilige Wolodymyr“ sein wird, sondern der Auftrags-Schlächter seines Volkes, gehasst von den eigenen Landsleuten und vom „Wertewesten“ wegen Erfolglosigkeit fallengelassen. Was macht er da? Er denkt an seine letzte „Waffe“, beziehungsweise an das, was er in seiner Situation noch als seine persönliche „Armee Wenck“ begreifen will. Das sind die Millionen von ukrainischen Flüchtlingen in Westeuropa, die ihr Heimatland wegen des Krieges verlassen haben, den sich Selenskyj hatte aufschwatzen lassen. So kommt es also, daß sich der „heilige Wolodymyr“ in einem Interview mit dem „Economist“ zu den folgenden Einlassungen veranlaßt sieht.

Die „Uncut news“ haben es auf Deutsch zusammengefasst. Selenskyj droht mit der Destabilisierung Europas.

„In mehreren Interviews, die diese Woche mit US-Medien veröffentlicht wurden, führte Zelensky das Thema der “Schuldzuweisung an den Westen” noch weiter aus. In einem Interview mit dem Economist sprach er eine kaum verhüllte Drohung an die Länder aus, die eine Kürzung der Hilfe in Erwägung ziehen, und warnte, dass “Millionen ukrainischer Flüchtlinge in europäischen Ländern” den Westen destabilisieren könnten. Das Interview mit dem Economist, das diese Woche veröffentlicht wurde, fasst Zelenskys Worte wie folgt zusammen: Die Kürzung der Hilfe für die Ukraine würde den Krieg nur verlängern, argumentiert Zelensky. Und es würde den Westen in seinem eigenen Hinterhof in Gefahr bringen. Es lässt sich nicht vorhersagen, wie die Millionen ukrainischer Flüchtlinge in europäischen Ländern darauf reagieren würden, dass ihr Land im Stich gelassen wird. Die Ukrainer haben sich im Allgemeinen “gut benommen” und sind denen, die sie aufgenommen haben, “sehr dankbar”. Sie werden diese Großzügigkeit nicht vergessen. Es wäre jedoch keine “gute Geschichte” für Europa, wenn es diese Menschen “in die Enge treiben” würde.

Einige Online-Kommentatoren nahmen seine überraschend offene und aggressiv anklagende Rhetorik zur Kenntnis und meinten, er scheine Europa mit Terrorismus zu drohen, wenn die Ukraine ihren Willen nicht bekomme.

“Verstehe ich das richtig oder droht Zelensky den europäischen Ländern tatsächlich mit Terrorismus, wenn sie nicht die von ihm gewünschten Waffen an die Ukraine liefern?” reagierte Arnaud Bertrand. Und Max Abrahms, ein Experte für Terrorismusbekämpfung und Professor für internationale Beziehungen, sagte Folgendes…
— Max Abrahms (@MaxAbrahms) September 12, 2023: Zelensky is now threatening that Ukrainian refugees will attack Europe if it doesn’t keep the gravy train running. (Link).

In demselben Interview wiederholte Zelensky noch einmal sein Versprechen, niemals mit Putin zu verhandeln oder Gebietsabtretungen in Erwägung zu ziehen.

Natürlich muß Selenskyj versprechen, niemals mit Putin zu verhandeln oder Gebietsabtretungen zu akzeptieren. Würde er das tun, käme das dem Eingeständnis gleich, daß der „Wertewesten“ mit seiner militärischen Unterstützung aufhören kann. Dann wäre es um ihn geschehen. Die westukrainischen Banderisten und Ukronazis in ihrer wahnsinnigen Russophobie, derer sich die US-Neocons seit Jahren bedient – und die sie gepampert hatten, würden Selenskyj auf dem Maidan in Kiew öffentlich hängen. Was ihren tiefsitzenden Russenhaß angeht, paßt zwischen Senator Lindsey Graham sowie die Azow-Nazis, den „rechten Sektor“ und so viele andere kein Blatt Papier. Lindsey Graham ist – nebenbei bemerkt – einer der „Lieblingskonservativen“ des deutschen „Oppositionsführers“ Mr. Friedrich „BlackRock“ Merz. „BlackRock“ wiederum hat massive finanzielle Interessen in der Ukraine zu verteidigen. Larry Fink, CEO von „BlackRock“ ist inzwischen zum „Mr. Maßgeblich“ in sämtlichen US-amerikanischen Wirtschaftsbranchen avanciert. Gegen Larry Fink geht in der amerikanischen Wirtschaft nichts mehr. Eine „feine Gesellschaft“.

Lindsey Graham
US-Senator Lindsey Graham in Kiew – Screenshot YouTube

Selenskyjs größter Fehler war wohl seine persönliche Gier. Als er 2019 ukrainischer Präsident wurde, hätte er wissen können, worauf sein Land und dessen Armee bereits seit Jahren – spätestens seit 2014 – von den USA vorbereitet worden war: Auf eine Verwendung als US-amerikanisches Proxy-Schlachtfeld gegen Russland. Er hätte besser die Finger vom Präsidentenamt gelassen, auch wenn ihm durchaus zuzutrauen ist, daß er es mit seinen Wahlkampfversprechen ernstgemeint hatte. Im Wahlkampf 2019 hatte Selenskyj noch behauptet, er wolle mit den ethnisch russischen Ukrainern im Donbass Frieden schließen. Den Zahn haben ihm dann nach der Wahl die eigentlichen Ukraine-Chefs, Joe Biden und seine Neocons, sehr schnell gezogen. Die hatten seit Jahren ganz andere Pläne. Als Präsident hatte Selenskyj ihnen seine Seele verkauft. Dieser Tage nun muß er realisieren, daß sich der von ihm überschätzte „Wertewesten“ in seiner Arroganz selbst überschätzt hatte und gar nicht dazu in der Lage ist, diesen Krieg „bis zum letzten Ukrainer“ logistisch zu unterstützen. Es gibt heute, am 15. September 2023, vermutlich niemanden, der mit Wolodymyr Selenskyj die Rollen tauschen wollen würde.

Nationale Sicherheit: Komplexe Zusammenhänge, lange Zeit

Wann ist eigentlich die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten von Amerika bedroht? Das definieren die Amerikaner selbst – und zwar so: Wo immer auf dem Globus ein Staat oder eine Region sich aufmacht, per wirtschaftlichem Aufstieg und militärischer Stärke den Status der USA als der einzig verblieben Weltmacht nach dem Fall der Sowjetunion 1991 („the indispensable nation“, 1992) in Frage zu stellen, ist die nationale Sicherheit der USA bedroht. Dabei ist unerheblich, ob das außer den Amerikanern selbst noch jemand so beurteilt. Nachdem das zwanzigste Jahrhundert zweifellos auch als das amerikanische Jahrhundert bezeichnet werden konnte, stand man 199/2000 vor der Frage, wie sich das auch im ersten Jahrhundert des neuen Milleniums fortsetzen läßt. Lösung: Durch militärische Stärke. Niemand sollte auch nur im Traum daran denken können, sich dem Willen der Amerikaner entgegenzustellen. Der Errichtung eines totalen amerikanischen „Sicherheitsstaates“ standen aber erhebliche politische und gesetzliche Hindernisse im Weg. Ein John F. Kennedy hätte der Idee eines global nicht zu besiegenden Geheimdienst- und Militärgiganten nicht zugestimmt. Ein US-Präsident Eisenhower ebenfalls nicht. Und besonnenere Köpfe, durch die Bank altgediente Polithasen damals – auch in der EU – hatten bereits Mitte der Neunziger Jahre eindringlich davor gewarnt, daß sich die Nato-Osterweiterung als der dümmste Entschluß des 20. Jahrhunderts herausstellen könnte. Inzwischen ist es so weit.

Das derzeit wieder gestiegene Interesse an den Hintergründen des Attentats auf John F. Kennedy im Jahre 1963 geht mit der gegenwärtigen, globalen Gereiztheit genauso einher wie das derzeit wieder gesteigerte Interesse an den wahren Hintergründen zu den Anschlägen auf das World Trade Center vom 9. September 2001. Da gibt es nach wie vor wahnsinnig viele Ungereimtheiten und es scheinen immer mehr zu werden. Wie kam es, daß die britische BBC evident 20 Minuten vor dem Einsturz von WTC7 berichtete, dem Gebäude, das nie von einem Flugzeug getroffen wurde, sondern nur teilweise von den herabstürzenden Trümmern der kollabierenden Twin-Tower über fünf Stunden nach deren Einsturz? „Thermisch verursachte Ausdehnung“ der Stahlkonstruktion von WTC Nr.7 scheidet als Ursache aus. Dennoch sind hier 81 Stockwerke binnen 2,5 Sekunden in sich zusammengesackt – und jeder Sprengmeister, der das beobachtet hat, sagt heute aus, daß eine kontrollierte Sprengung genau so aussieht.

Aber sei es wie es sei: Unzweifelhaft war 9/11 der Anlaß, den „War On Terror“ auszurufen. Böse Zungen behaupten, in Wahrheit sei der „War Of Terror“ ausgerufen worden, nicht „On“. Der „Patriot Act“ wurde schleunigst verabschiedet, mit dem Grundrechte der Amerikaner beschnitten – und Geheimdiensten umfangreiche Schnüffelerlaubnisse verliehen wurden. In diesem Video hier erklärt Professor Jeffrey Sachs von der Columbia University wie die CIA inzwischen die Medien dominiert und die öffentlche Meinung formt. Mit dem „War ON – nicht ‚Of‘ – Terror“ begann eine beispiellose Angriffsserie der Amerikaner auf Länder wie Libyen, den Irak, Syrien und Afghanistan. Um es milde zu formulieren: Heute spricht nur noch wenig dafür, daß US-Geheimdienste nichts von den bevorstehenden Anschlägen auf das WTC am 9. September 2001 gewusst haben sollen. Eine extrem sehenswerte, über andershalbstündige Doku mit bislang unveröffentlichten Details zu merkwürdigerweise nie gestellten Fragen erschien erst dieser Tage, 22 Jahre nach den Anschlägen. Nein, man hat zu 9/11 eben nicht schon alles gesehen, was es zu sehen gäbe. Längst nicht alles.

Peace war Nineelven
Neue Doku zu 9/11 – Screenshot YouTube

So alt wie der Krieg selbst ist der Brauch, unter einem selbstkonstruierten Vorwand einen zu beginnen. Was nun von „Putins unprovozierten Angriffskrieg“ in der Ukraine zu halten ist, wie er dem „wertewestlichen“ Medienkonsumenten nützlich geframed auf die Pupillen geschmiert wird, frage man sich, wie die US-Neocons reagiert hätten, wenn nicht sie selbst die Ukraine zur Abschußrampe gegen Russland umgebaut hätten – haben sie nämlich – sondern umgekehrt die Russen das schöne Land Mexiko zur Abschußrampe gegen die USA. Mit einem von den Russen gekauften Präsidenten, der die Russen dann noch dazu auffordert, „sein Land“ mit Atomraketen zu bestücken. Die Mexikaner hätten eine amerikanische Invasion schneller an der Backe gehabt, als sie hätten „Papp!“ sagen können. Pardon: Ein „unprovozierter amerikanischer Angriffskrieg“ wäre das dann natürlich gewesen. Nicht. Vielleicht wäre es auch irgendetwas mit „Verteidigung von Demokratie, Freiheit & westlchen Werten“ gewesen, oder mit „humanitäre Gründe“. „Präventivschlag“ womöglich. Die USA: „God’s Own Country“? – Nope. Bigot’s Own Country. So schaut’s aus.

Kubakrise 1962: Jahrelang hat meinereiner schon zu seinen Schulzeiten nur gelesen, daß Chrustschow Atomraketen auf Kuba stationieren wollte. Davon, daß das Chrustschows Antwort auf die zuvor erfolgte Stationierung amerikanischer Atomraketen in Italien und der Türkei gewesen war, las meinereiner jahrelang nichts. Und daß Chrustschow seine Schiffe mit den Atomraketen wieder hat umdrehen lassen, weil Kennedy mit einem atomaren Schlag gegen die Sowjetunion gedroht habe, darf ebenfalls ins Reich der „wertewestlichen“ Legendenbildung verwiesen werden. Chrustschow lies die Schiffe damals umkehren, weil Kennedy versprochen hatte, die amerikanischen Atomraketen aus Italien und der Türkei wieder abzuziehen. Aber einerlei: Die Kündigung der Rüstungskontrollverträge, die Welle von Kriegen, Regimechanges und Farbrevoluitionen, die nach 9/11 unter dem Motto „War On Terror“ ihren Lauf genommen hatten, fallen zeitlich mit Putins Anfangsjahren als russischem Präsidenten zusammen. Und der wollte partout nicht länger mehr „den besoffenen Jelzin machen“ für die Amerikaner aus Bigot’s Own Country, der sein eigenes Land – wie sein Amtsvorgänger – westlichen Korportatisten zu Ausbeutungszwecken für einen Appel und ein Ei vor die Füße geworfen hätte.

Was ist mit Deutschland?

Deutschland ist ein US-amerikanischer Vasallenstaat, so, wie in verschiedenen Abstufungen alle anderen Länder, in denen die USA jemals Fuß gefasst haben. Selbst in Afghanistan unterhalten die Amerikaner heute noch einen Militärstützpunkt. In Syrien sind sie vertreten. Im Irak. Sage und schreibe 903 Militärstützpunkte haben sie rund um den Globus. Amerikanische Atomraketen sind nach wie vor in Deutschland stationiert, obwohl die Bedrohung aus dem Kalten Krieg, derentwegen sie einst stationiert worden waren, längst weggefallen ist. Putin hat nie behauptet, daß er die Sowjetunion reetablieren will. Er hat nur gesagt, daß er den Statusverlust als zweite Supermacht bedauert, der mit dem Verschwinden der Sowjetunion einherging. Und in der Tat: Hätte es vor dreißig Jahren noch eine zweite Supermacht gegeben, – die Amerikaner hätten sich etwas anderes überlegen müssen, anstatt nach der kurzen „Ratlosphase“ in Folge des Untergangs der UdSSR recht schnell die ruchlosen Chancen zu identifizieren, die sich aus der Tatsache ergaben, daß sie die einzig verbliebene Supermacht geblieben waren. Betonung auf „waren“. Ihre Serie von Angriffskriegen, Regimechanges und Farbrevolutionen, die der dortige „Security State“ seit 9/11 anzettelte, hätten sie sich gleich in die Haare schmieren können. Sie mussten sich eben eine zeitlang nichts in die Haare schmieren und dachten, es sei für ein zweites amerikanisches Jahrhundert klüger, auf globale Dominanz per militärischer Stärke zu setzen. Und daß das ewig so weitergehen könnte. Diese „Gewißheit“ geht im Jahre 2023 endgültig in die Binsen.

So, wie in Deutschland übrigens die Vorstellung endgültig in die Binsen geht, die Grünen seien eine ökopazifistische Partei und die deutsche Bundesregierung habe globalpolitisch irgendetwas zu melden. Gerade die himmelschreiende Diskrepanz zwischen dem, was Grüne im Wahlkampf ’21 recht pseudopazifistisch plakatiert hatten, und dem, was sie wenige MOnate später in Regierungsgverantwortung getan haben, dokumentiert eindrücklichst, wofür Grüne den Wähler halten. Und nebenher liefern sie damit auch einen überdeutlichen Hinweis darauf, wessen Ansagen sie tatsächlich gehorchen. Die Bundesregierung und die „wertewestlichen Qualitätsmedien“ werden sehr offensichtlich von exakt denselben Kräften kontrolliert, die „unter“ Joe Biden auch das Weiße Haus, mehrheitlich den Kongress und auch die EU noch kontrollieren. Da stellt sich fast zwingend die Frage, ob Korruption tatsächlich ein exklusives ukrainisches Problem darstellt, oder ob man dort seit etwa 2008 bloß auf die Angebote eingegangen ist, die einem vom „Wertewesten“ gemacht worden sind.

So betrachtet kann man den fürchterlichen Selenskyj schon fast wieder verstehen, weshalb man seine Drohung mit den marodierenden ukrainischen Flüchtlingen im Wertewesten auch so übersetzen könnte: Och menno, wir waren doch alle miteinander in trauter Einigkeit – gemeinsam! – so schön korrupt. Und ich soll jetzt alleine die Suppe auslöffeln? Das ist doch unfair! – Na ja, und dieser Tage beschwert er sich eben in seiner großen persönlichen Not. Das kommt davon, wenn man sich in der Einbildung der eigenen Genialität als regional beliebter Schauspieler und Komödiant von bigotten Amerikanern den Bauch pinseln läßt und in Träumen von Milliarden, Villen, schönen Frauen und teuren Yachten schwelgt. Meinereiner würde an seiner Stelle ebenfalls gereizt reagieren und verzweifelte Drohungen ausstoßen, wenn mir klargeworden wäre, daß das ganze, scheinbar endlose „dolce vita“ realiter an der Frage hängt, ob ich selbst noch am Leben bin.

Für hunderttausende Ukrainer hat es trotz des unermeßlichen Reichtums ihres Landes nie ein „dolce vita“ gegeben, obwohl ihr Land in den über dreißig Jahren seiner Unabhängigkeit längst hätte zur Schweiz Osteuropas werden können, wäre es nicht von milliardenschweren Oligarchen in deren unersättlicher Gier westlichen Korporatisten zur Ausplünderung angeboten worden wie eine drogenabhängige Nutte auf dem Korporatismusstrich. Die hatten nie ein „dolce vita“, seit 1991 nicht, während die Russen in den Post-Jelzin-Jahren seit Putins Amtsantritt zur Jahrtausendwende eine sagenhafte Verbesserung ihres Lebensstandards erfahren haben. Die Durchschnitts-Ukrainer hatten nie ein „dolce vita“ – und hunderttausende von ihnen haben gar kein „vita“ mehr, weil sie sich mangels materieller Ressourcen nicht an den Korruptionsspielchen beteiligen konnten, mit denen sie ihre Leben vielleicht hätten retten können. Sie wurden hunderttausendfach in den Fleischwolf geworfen. Für nichts und wieder nichts, außer für die enormen Profite der US-amerikanischen Rüstungsindustrie, korrupter Regierungsmitglieder und der Lobbbyisten des politischen Waffenmarketings. Zwei der einflußreichsten sind übrigens ausgerechnet US-Außenminister Blinken und Kriegsminister Austin. Julian Assange hat übrigens schon im Jahr 2011 darauf hingewiesen, daß der Afghanistankrieg nichts weiter ist als eine riesige Geldwäschemaschine. Das ist ein nicht unwesentlicher Aspekt auch im Ukrainekrieg.

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