Der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte: Nordstream-Sprengung - Foto: Collage

Nordstream: Was wusste Scholz?

Was gibt es Neues zu Nordstream? – Seymour Hersh hat ein wenig nachgelegt. Kanzler Olaf Scholz könnte vor der Sprengung über die geplante Sprengung informiert worden sein und sein Einverständnis gegeben haben.

von Max Erdinger

Wer hat die Nordstream-Pipeline gesprengt? Seymour Hersh (85) weiß es und hat es im Februar dieses Jahres bereits erzählt. Der Mann ist nicht irgendwer, sondern ein renommierter Pulitzer-Preisträger und eine Legende des investigativen Journalismus mit ausgezeichneten Verbindungen in die US-amerikanischen Geheimdienste. Daß er seine Informanten nicht namentlich nennen kann, ist so verständlich wie bedauerlich. Auffällig ist, daß keine seiner früheren Sensationsenthüllungen deswegen folgenlos geblieben ist, weil er seine Quellen nicht nannte. Bei der Nordstream-Sprenung ist das nämlich anders. Seymour Hersh nennt seine Informanten nicht – und deswegen wird seiner Geschichte auch nicht nachgegangen. Und zwar von niemandem, der Hershs “Hinweise” als willkommenen Anlaß nehmen müsste, selbst weitere Recherchen anzustellen. In Deutschland, sollte man meinen, – wenn man nicht wüsste, was “Qualitätsmedium” wirklich bedeutet -, daß es Journalisten geben müsste, die sowohl die Mittel als auch die Fähigkeit dazu haben, Licht in die Angelegenheit zu bringen. Schließlich ist die Bundesrepublik der Hauptgeschädigte des Terroranschlags auf seine Energie-Infrastruktur. Auffällig ist ebenfalls, daß bei sämtlichen Varianten, die seit Hersh Publikation als alternative Erzählungen zum Hergang der Sprengung genau der Täter ausgespart geblieben ist, den Hersh benannt hatte: Die US-Navy und die norwegische Marine.

Zur Erinnerung: Hersh behauptete, die Sprengkörper an den Gasröhren auf dem Grund der Ostsee seien im Juni 2022 beim Nato-Seemanöver “Baltops 22” von Tauchern der US-Navy an den gasgefüllten Pipeline-Röhren angebracht worden und am 26. September 2022 durch eine, aus einem norwegischen Marineflugzeug abgeworfene Sonarboje zur Detonation gebracht worden. Hersh behauptete, daß er das wisse.

Vor wenigen Tagen hat er nun nachgelegt. Nach weiteren Gesprächen mit Informanten aus US-Geheimdienstkreisen stehe zu vermuten, daß der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz in die geplante Sprengung der Pipelines eingeweiht worden war und sein Einverständnis zur Sprengung gegeben habe.  Das ist natürlich extrastarker Tobak.

Nun ist kein Geheimnis, daß die amerikanische Ablehnung von Nordstream 1 und 2 schon lange vor Beginn der russischen SMO existierte. In den USA hatte Nordstream zu keiner Zeit jemals Befürworter. Es war die einzige der zwölf Pipelines, über die Europa mit russischem Gas versorgt wurde, die nicht durch Transitländer verlief, sondern eine Direktverbindung zwischen Russland und Deutschland darstellte. Sogar Donald Trump, der sich ansonsten darum kümmern wollte, sein “America” wieder “great” zu machen, fand etwas zu meckern. Die USA trügen die Hauptlast der Nato-Kosten, meckerte er, und die Deutschen versorgten diejenigen, deren fürchterlicher Bedrohlichkeit wegen die Nato überhaupt existiert, mit Milliardeneinnahmen, um sich mit billiger Energie zu versorgen. Das wäre nun wirklich nicht sein Bier gewesen, da selbst Trump nicht im Traum daran gedacht hätte, sich als “der große Bestimmer” in der Nato zurückzunehmen für den Fall, daß andere Nato-Partner ihre Militärausgaben massiv erhöht hätten. Außerdem ist etwas nicht deswegen schon eine Bedrohung, weil Trump sie als eine solche zu bezeichnen beliebt.

Für uns Deutsche ist aber egal, von wem wir abhängig sind, ob von Russland oder von den USA. Die Russen hätten lediglich den Vorteil, daß sie deutlich günstiger, seriöser, weniger scheinheilig und weniger verlogen sind, sowie, daß sie die größeren Liefermengen anbieten können. Abhängigkeit bliebe dennoch Abhängigkeit. Was den Amerikanern ein Dorn im Auge gewesen sein dürfte, das war die Konkurrenzfähigkeit der europäischen – besonders der deutschen, energieintensiv produzierten Waren – auf den Weltmärkten, deren Konkurrenzfähigkeit eben wegen der geringen Energiekosten zu ihrer Herstellung gegeben war. Diese Konkurrenzfähigkeit ist inzwischen Geschichte. Die Deindustrialisierung Deutschlands läuft. In Düsseldorf wurde dieser Tage die letzte Röhre bei Mannesmann zusamengeschweißt.

Hersh legt nach

Seymour Hersh untermauert seine “These” von der amerikanischen Täterschaft dieser Tage erneut und ergänzte sie um Indizien dafür, daß Kanzler Olaf Scholz eingeweiht gewesen sein könnte. Er wies darauf hin, daß die amerikanische Heimsuchung der Europäer in Gestalt der heutigen Vize-Außenministerin Victoria “Fck the EU! Nuland im Januar 2022 nicht nur ihre berüchtigte Ankündigung machte, derzufolge das deutsch-russische Energie-Techtelmechtel via Nordstream 2 “so oder so” ein Ende finden würde, sondern daß dieser Ankündikgung eine bislang unter den Tisch gefallene, etwas kryptische Bemerkung vorausgegangen war. Die ist in den Protokollen des US-Außenministeriums zu finden und sie lautet folgendermaßen: “Wir führen weiterhin sehr intensive und klare Gespräche mit unseren deutschen Verbündeten.” Knapp zwei Wochen später weilte Olaf Scholz in Washington und stand bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Joe Biden am 7. Februar 2022 wie ein artiger Wrschtlpfrmpft neben dem vermeintlichen US-Präsidenten, als der vor der Presse verkündete: “Wenn die Russen mit gepanzerten Fahrzeugen die Grenze zur Ukraine überqueren, dann werden wir Nordstream 2 zu einem Ende bringen”. Auf die Frage einer Reporterin, wie er das denn mache wolle, wo doch Nordstream im deutschen Zuständigkeitsbereich liegt, hob Biden zunächst dazu an, eine exakte Auskunft zu geben, besann sich aber sofort eines Besseren und antwortete knapp, die Fragestellerin könne sich darauf verlassen, daß er die Mittel dazu habe und daß es passieren würde. Olaf Scholz sagte dazu zunächst nichts, äußerte später aber, daß man in Sachen Russland und Ukraine “gemeinsam” – das neudeutsche Universalwort für jeden Scheißdreck – vorgehen werde.

Biden Scholz Kopie
Was haben Olaf Scholz und Joe Biden am 3.3.2023 besprochen? Foto: Weißes Haus

Hershs Recherchen zufolge musste bei der Planung des terroristischen Kriegsaktes gegen den “Verbündeten & Partner” aus good old Germany größte Sorgfalt darauf gelegt werden, daß nach dem Anschlag keine Spuren zurückzuverfolgen sind. Die diesbezüglichen Planungen mussten also bereits abgeschlossen gewesen sein, als Biden am 7. Februar 2022 behauptete, das Ende von Nordstream 2 sei nur für den Fall beschlossene Sache, daß die Russen mit ihrer SMO beginnen und in die Ukraine einmarschieren. Bei Planungsbeginn konnten also die Entwicklungen in der damaligen Ukrainekrise keine Rolle gespielt haben. Daß in den USA am 7. Februar 2022 die russische SMO in der Ukraine am 24. Februar 2022 noch als eine theoretische Möglichkeit betrachtet wurde, ist außerdem ausgeschlossen. Dort war am 7. Februar bekannt, daß sie auf jeden Fall stattfinden wird. Und zwar demnächst. Das heißt, daß das von Biden vorgetragen Junktim “wenn, dann” lediglich eine willkommene Pseudobegründung für etwas gewesen ist, dem die Begründung mangels internationaler Salonfähigkeit bis dahin gefehlt hatte.

Auf deutscher Seite sah es so aus: Kanzler Scholz befand sich im Februar 2022 bereits in einer Koalition mit jenen Grünen, die sich wenige Wochen später entgegen allen ihren Beteuerungen im Wahlkampf 2021 als Deutschlands schneidigste Kriegstreiber entpuppten, was, nebenbei bemerkt, bis zum heutigen Tage nicht nur die größte Wählertäuschung der deutschen Nachkriegsgeschichte darstellen dürfte, sondern regelrechten Wahlbetrug. Robert Habeck wiederum hatte 2016 bereits behauptet, er wolle von russischem Gas unabhängig werden. Warum er das wollte? – Umwelt- & Klimaschutz scheiden als Grund aus, weil immer offensichtlicher wird, daß es sich dabei um eine vorgeschobene Pseudobegründung handelt, die schon ihrer fehlenden Verhältnismäßigkeit auf nationaler versus internationaler Ebene wegen jede Plausibilität fehlt. Es handelt sich um ein zielführendes Narrativ, das einer ganz anderen Agenda dient.

Inzwischen steht ja auch fest, daß Grüne nur solange behaupten dürfen, sie seien gegen Waffenlieferungen in Kriegsgebiete, wie ihre wahren Herren & Meister keine anderweitige Verwendung für die deutschen Grünen haben. Als ganz unglaubliche Kriegstreiber zum Beispiel, wenn es von geostrategischer Wichtigkeit für das übergeordnete Ziel ist. So wie in der Ukraine. Im Fall Aserbeidschan-Armenien dürfen deutsche Grüne wieder wie gewohnt deutsche Grüne mimen. Das tun sie auch.  Es ist der US-Großinvestor Hal Harvey, der ein globales Netz an Klima-Organisationen aufbaute. Viel Geld floß dabei auch nach Deutschland, wie im Zuge der Graichen-Affäre offenbar wurde. Daß es sich beim amerikanischen und dem europäischen “Green Deal” ebenfalls um nichts weiter als ein zielführendes Narrativ im Dienste einer globalen Gleichsheitsideologie handelt, über deren Durchsetzung sich wiederum einige Wenige maßlos zu bereichern gedenken, tritt immer deutlicher zu Tage, weil vieles, was in Folge des grünen Aktionismus auf einmal “notwendig” wird, alles andere als “green” ist. Amerikanisches LNG-Gas mit Tankschiffen über den Atlantik zu schippern, ist genauso wenig “green”, wie die Abschaltung von Atomkraftwerken “green” ist oder die Produktion von E-Autos.

Die Agenda hinter der Nordstream-Sprengung

Ein signifikater Unterschied zwischen der russischen und der “wertewestlichen” Zukunftsdoktrin ist der folgende: Die Russen stehen für eine multipolare Welt, der “Wertewesten” eher für eine völlig zentralisierte Weltregierung. Nationale Kompetenzen werden seit Jahren auf supranationale Organisationen übertragen. Wenn man diesen Sachverhalt ins Auge fasst und sich dabei auf die Folgesymptome konzentriert, fällt auf, daß sich die Zeiterscheinungen in den USA und in Europa – hier besonders in Deutschland – auf frappierende Art gleichen. Inflation, Massenimmigration, Dekultivierung, erodierende innere Sicherheit, explodierende Energiepreise, künstliche Verknappung von Energieträgern und so weiter. Das alles passiert aufgrund politischer Entscheidungen. Hier wiederum gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen den amerikanischen Kulturmarxisten, welche die demokratische Partei gekapert haben, und den europäischen Linksgrünen und ihrem “Wokismus”. Was in den USA, stärker noch als hierzulande, dazukommt, das ist, daß der dortige Militärisch-Industrielle Komplex (MIC) sowohl die Demokraten “unter Vertrag hat” als auch die Republikaner. Und über diesen Umweg und die entsprechenden Geldflüsse auch die deutschen Grünen. Das erklärt diese extreme Diskrepanz zwischen ihrem Wahlkampf 2021 – “wer wären wir gerne?” – und dem, was sie dann wenige Monate propagiert haben – “wer wir (leider) sein müssen.”

Unterstellt, daß stimmt, was mir seit einiger Zeit schwant und wofür sich die Indizien täglich erhärten, nämlich, daß der Nationalstaat sich  – seiner Bezeichnung nach zwar nicht, de facto aber dennoch –   nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen EU und auch in den USA in marginal unterschiedlichen Stadien der Entwicklung hin zum potemkinschen Dorf befindet, daß seine Existenz ebenfalls nur noch als “Narrativ” aufrecht erhalten wird, damit die Bewohner des “Wertewestens” etwas sehen können, das sie dann weiterhin für existent halten – nationale Regierungen nämlich -, obwohl es die realiter und effektiv gar nicht mehr gibt, dann geschähe das, um den Globalisten die Zeit zum widerspruchslosen Handeln zu verschaffen, die sie brauchen, um die Völker vor vollendete Tatsachen zu stellen.

Das zusammengeführt, ergibt sich folgendes Bild: Es gibt keine unterschiedlichen “nationalen Interessen” zwischen den USA und Deutschland. Die EU-Institutionen sind ebenfalls bereits massiv von US-Interessen gelenkt, wie Martin Sonneborn in einem ellenlangen Artikel für die “Berliner Zeitung” am 18. Juli 2023 belegte. Im Grunde also von globalistischen Interessen. Am 7. Februar 2022, bei der legendären Pressekonferenz von Biden und Scholz in Washington, hätten demzufolge nicht die Regierungschefs zweier Nationalstaaten mit divergierenden Interessen nebeneinander gestanden, sondern Marionetten einer globalistischen Elite, die beide denselben Herrn & Meister haben – und dem zu folgen sie sich verpflichtet hatten. Welche Druckmittel dem Herrn & Meister zur Verfügung stehen, um die westlichen, “nationalstaatlichen Regierungs-Simulanten” bei der Stange zu halten, ohne daß welche ausscheren, ist sicherlich eine hochinteressante Frage.

Was wäre dann Nordstream in einer solchen Konstellation gewesen? – Eine Gaspipeline, sicher. Aber was noch? Eine geopolitische Gefahr für jene Globalisten, die sich unter ihrem Globalismus etwas gänzlich anderes vorstellen als Wladimir Putin unter einer “multipolaren Weltordnung”. Deswegen hing das Schicksal der Pipeline auch nicht an einer russischen Invasion der Ukraine, sondern ihr Schicksal war bereits lange vorher besiegelt. Die Russen lieferten mit ihrem Einmarsch in die Ukraine nur noch eine höchst willkommene Pseudobegründung dafür, die Pipeline zu sprengen. Nach anderthalb Jahren Krieg dort ist ja auch längst offensichtlich, wie widersinnig es ist, daß im “Wertewesten” einerseits unermüdlich an der Dekonstruktion des Nationalstaats gearbeitet wird, im Fall Ukraine jedoch eine “souveräne Nation” gegen den angeblichen “Aggressor” verteidigt werden muß. Wenn einer Interesse an einer wirklich “souveränen Nation Ukraine” hätte, dann wäre das eher Wladimir Putin als die Nationalstaats-Simulanten des in den Globalismus abdriftenden “Wertewestens” mit seinen zunehmend irrelevanten Regierungsdarstellern, deren eigentliche Aufgabe nur noch ist, für ein nützliches Weilchen die Nationalstaats-Illusion der Völker zu nähren, um sie auf diese Weise ruhigzustellen und so die nötige Zeit für die weiterhin ungestörte Zersetzung des westlichen Nationalstaats zu gewinnen.

Evident sorgt sich Selenskyj in der Ukraine nicht um die Ukrainer. In den USA auch niemand. Die Ukrainer werden zu Hunderttausenden in den Fleischwolf geworfen, um den Gegner der “Globalisierung nach Art des Wertewestens” zu schwächen – und das, obwohl nichts dafür spricht, daß sie es vor dem Krieg in der Ukraine besser gehabt hätten als die Russen in Russland. Das Gegenteil war der Fall. In der Ukraine gab es “für die Ukrainer” nichts zu verteidigen. Von einer völkerrechtlichen Souveränität der jeweiligen Nation ist noch keiner satt geworden.

Es wären die deutschen Bürger gewesen, die mit ihren Protesten gegen die Schließung der damals noch funktionsfähigen Pipeline im Sommer 2022 hätten Erfolg haben können, und die dadurch erreicht hätten, daß die Nabelschnur des US-Vasallen (Globalismus-Vasallen) Deutschland in die neue, multipolare Weltordnung fortbestanden hätte. Mit der Sprengung von Nordstream dürfte es gar nicht um antirussische Sanktionen im Sinne von “We Stand With Ukraine” gegangen sein, sondern darum, Deutschland und die EU zum Verbleib im “Globalismus nach wertewestlicher Art” zu zwingen. Zwar sind die Täter höchstwahrscheinlich Amerikaner gewesen, allerdings nur “im Auftrag” derselben Herrn, denen in Deutschland unter anderem auch Grüne gehorchen müssen. Mit denen sitzt Scholz in einer “nationalstaatlichen Regierungskoalition” – und sowohl die US-Regierung, die EU-Kommission und die deutsche Bundesregierung sitzen alle miteinander im selben Boot. Nur eben nicht als die “Chefs”, sondern als die Büttel eines globalistischen Korporatismus, der längst die Macht an sich gerissen hat und dabei ist, sie immer weiter auszubauen. In der Pressekonferenz am 7. Februar 2022 zu Washington standen also in unschöner Eintracht der Oberbüttel und der Unterbüttel nebeneinander.

Von wegen Krieg & Ukraine

Als Joe Biden am 7. Februar 2022 im Beisein von Olaf Scholz, ohne dabei rot zu werden, verkündete, Nordstream werde ein Ende haben, wenn die Russen in die Ukraine einmarschieren, weil sie dann einmarschiert sein werden, obwohl er zu diesem Zeitpunkt bereits wusste, daß sie einmarschieren würden, war das schlicht und einfach gelogen. Ab dem 16. Februar 2022 waren die Russen durch erneuten Artilleriebeschuß des Donbass durch die ukrainische Armee schließlich noch einmal ausdrücklich zur Invasion ermuntert worden. Es ging nicht darum, einen klaren Frontverlauf im Krieg herzustellen – in dem, nebenbei bemerkt, die Nato sowieso nichts zu suchen hatte – , sondern es ging darum, Deutschland und den Europäern einen eigenen Pol in einer sich abzeichnenden, multipolaren Weltordnung vorzuenthalten. Daß die Bundesregierung nicht und nicht damit herausrücken will, was sie selbst über die Nordstream-Sprengung weiß – und zwar mit der Begründung, die Öffentlichmachung bedeute eine “Gefährdung des Staatswohls”, ist im Prinzip nicht anders, als bei einem mißbrauchten Kind, das von seinem “Verbündeten & Partner” (Vater, Mutter, Onkel, Bruder, Lehrerin etc.) erst malträtiert wurde, um sich von der Täterin hernach übelste Schläge androhen zu lassen für den Fall, daß es sich Dritten gegenüber zum Mißbrauch äußert.

stern biden scholz
“Oberbüttel und Unterbüttel” – Screenshot “Stern”

Daß über ein Jahr nach der Nordstream-Sprengung noch immer nicht klipp & klar feststeht, wer die Pipeline gesprengt hat, obwohl es die Spatzen von den Dächern pfeifen und die Indizien logisch erdrückend sind, bedeutet im Grunde nichts anderes, als daß die Bundesrepublik aufgehört hat, ein Nationalstaat mit einer entsprechenden Regierung zu sein – und eigentlich, ganz ähnlich wie die Ukraine, nur noch auf dem Papier als einer gilt. Das heißt außerdem, daß die Zeit ganz unglaublich drängt. Es gilt, die Zeit, in der die Bundesrepublik noch als Nationalstaat zu gelten hat, so zu nutzen, daß sie tatsächlich wieder einer wird.  Das bedeutet, daß die Frage nach einem transatlantischen Bündnis davon abhängt, ob die USA ihrerseits wieder zum Nationalstaat werden, anstatt sich weiter hin zum globalistischen “Hauptstaat” unter der Regie einer Weltregierung zu entwickeln. Fest steht, daß für die Europäer in einer multipolaren Weltordnung – und die scheint sich gegen die westliche Vorstellung von Globalismus durchzusetzen – an guten Beziehungen zu Russland kein Weg vorbeiführt, aktuelle Westbindung hin oder her. Um diese Beziehungen zu Russland wiederherzustellen, taugt das aktuelle Politpersonal nicht mehr. Es ist verbrannt. Es muß weg. Und zwar dringend.

 

 

 

 

 

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