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China hat fast unbemerkt erstes Thorium-AKW in Betrieb genommen

Das Zeug heißt Thorium. Es glänzt in einem silbrigen Grau, und die Menge, die nötig wäre, um so viel Energie zu erzeugen, die ein 100 jähriges Leben braucht, wäre nicht größer als eine Kugel Eis.  Nun hat China so ein erstes Thorium-AKW in Betrieb genommen. Dieser Typ von Atomreaktor gilt als Weiterentwicklung existierender Nukleartechnologien. China soll Medienberichten zufolge selbst genügend Thorium-Reserven besitzen, um das gesamte Land 20.000 Jahre lang mit Elektrizität zu versorgen. Der kleine, experimentelle Reaktor mit einer Kapazität von zwei Megawatt ist vom „Shanghai Institute of Applied Physics“ an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften entwickelt worden, das ihn nun auch betreiben darf. Die Erlaubnis dafür sei ein „bemerkenswerter Meilenstein für Chinas Suche nach fortgeschrittenen Nukleartechnologien“, kommentierte die „South China Morning Post“ in Hongkong.

Die Deutschen, die in ihren besten  historischen Momenten ein Volk der Tüftler und Ingenieure waren, könnten es ihnen gleichtun. Als einziges legitimes Mittel gegen den Klimawandel gilt in Deutschland allerdings: Verzicht, Verzicht und Verzicht. Der Gedanke, dass ein technisches Problem auch mit technischen Mitteln gelöst werden könnte, gilt inzwischen als unseriös.

Der Kernphysiker Alvin Weinberg, Direktor bei Oak Ridge Weinberg, erkannte bereits um 1960, dass man Thorium in einem völlig neuen Reaktortyp verwenden könnte, bei dem kein Risiko einer Kernschmelze besteht. Thoriumkraftwerke funktionieren grundlegend anders. Es kann nicht zu einer Kernschmelze kommen, da der Kernbrennstoff längst geschmolzen ist – er wurde in einer Flüssigsalzlösung aufgelöst. Kein Dampf entsteht. Nichts steht unter Druck.  Eigentlich müssten alle Umweltschützer für diese Reaktoren sein, sind sie aber nicht. Atomkraft gilt in Deutschland als das Monster, selbst dann – wenn von ihnen keine Gefahr mehr ausgeht. Dabei wäre es ein riesiger Sprung nach vorn in ökologischer Hinsicht: Deutschland könnte aufhören, Braunkohle zu verbrennen, Windparks könnten abgebaut werden und die Strompreise würden sinken.

Thorium-AKW: Keine neue Idee

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Uran-Kernreaktoren zur Stromerzeugung gebaut. In dieser Zeit baute die Regierung der Vereinigten Staaten auch einen experimentellen Prototyp eines Schmelzsalzreaktors (MSR) mit U-233-Brennstoff, dem spaltbaren Material, das durch Beschuss von Thorium mit Neutronen entstand. Der im Oak Ridge National Laboratory gebaute MSRE-Reaktor war von 1965 bis 1969 etwa 15’000 Stunden lang in Betrieb. 1973 entschied sich die US-Regierung jedoch für die Urantechnologie und stellte die auf Thorium basierende Kernforschung weitgehend ein. Weil die US-Regierung das Plutonium der Urankernreaktoren zur Herstellung von Bomben benötigte.

Der Kernphysiker Alvin Weinberg, Direktor bei Oak Ridge Weinberg, erkannte, dass man Thorium in einem völlig neuen Reaktortyp verwenden könnte, bei dem kein Risiko einer Kernschmelze besteht. Weinbergs Team baute einen funktionierenden Reaktor und er verbrachte den Rest seiner 18-jährigen Amtszeit damit, Thorium zum Herzstück der Kernenergiebemühungen des Landes zu machen. Doch er benötigte zu viel Zeit. Uranreaktoren waren bereits errichtet worden, und Hyman Rickover, der Leiter des damaligen US-Atomprogramms, bestand weiter auf Uran-Kernreaktoren, um das abgefallene Plutonium für die Waffentechnologie zu nutzen.

Vorteile für China

China betrachtet diese Weiterentwicklung nun als einen Teil seiner Bemühungen um eine Versorgung der Volkswirtschaft mit klimafreundlicheren Energien. Der Thorium-Salzschmelzen-Reaktor wäre wie alle Atomreaktoren emissionsfrei und die gute Verfügbarkeit von Thorium ein Vorteil.

Auch bei den Bemühungen Chinas um eine größere Unabhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen in der Energieversorgung ist das heimisches Thorium von Vorteil, so die chinesische Argumentation. Die kommerzielle Nutzung von Thoriumreaktoren könnte auch kostengünstige Energiequellen für China schaffen und die globale Wettbewerbsfähigkeit der Industrie weiter verbessern. Thorium wird derzeit in China als „Abfall“ seltener Endprodukte produziert.

Als Brennstoff werden mit Thorium vermischte Legierungen verwendet, für deren Verbrennung keine großen und geschickt angebrachten Reaktorbecher erforderlich sind. Im Falle eines Unfalls können flüssige Salze einfach in unter dem Reaktor errichtete Auffangbehälter fließen. Das Schmelzen und die mögliche Ausbreitung radioaktiver Strahlung auf ein größeres Gebiet seien daher weniger wahrscheinlich als bei den derzeit weit verbreiteten Atomkraftwerken, schreiben verschiedene asiatische Medien unter Berufung auf Experten.

Sicherheit erst beweisen?

Allerdings gibt es auch Kritiker der Thoriumreaktor-Technologie, etwa Roland Desbordes, einen Anti-Atom-Aktivisten der französischen Organisation CRIIRAD. Er argumentiert, dass es noch zu beweisen sei, ob Thoriumreaktoren wirklich sicherer seien. Hier ist zumindest anzufügen, dass alle Forscher, die sich eingehend mit dem Thema befasst haben, wie beispielsweise Alvin Weinberg, dieses bereits in der Vergangenheit mehrfach bestätigt haben. Auch Thorium-Experte Kirk Sorensen, ehemaliger Nuklearingenieur bei Teledyne Brown, außerdem Gründer des Energieversorgers Flibe Energy und Gründer des Blogs Energyfromthorium engagiert sich für den Bau kommerzieller Reaktoren mit flüssigem Thoriumfluorid, die laut Sorensen eine sicherere und umweltfreundliche Alternative zur Verwendung von Uran darstellen.

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