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Wer gründete die HAMAS?

Im Internet werden die seltsamsten Theorien verbreitet. So auch die steile These, die mörderische HAMAS wäre wahlweise vom Mossad, von der CIA oder gar von Netanyahu höchstselbst gegründet worden. Dies alles suggeriert, Israel wäre selbst schuld am Massaker der HAMAS vom 7. Oktober oder zumindest teilweise schuld. Manche meinen sogar, Israel hätte das Leben ihrer eigenen Bürger geopfert, um einen Anlass zu haben, gegen die sogenannten Palästinenser vorzugehen. Israel traut man jede Schlechtigkeit zu. Keine These ist abstrus genug, um nicht gegen die „bösen Juden“ zu hetzen. Es sind Antisemiten aller Art, die jeweils ihre eigene judenfeindliche Gesinnung irgendwie zu untermauern versuchen.

Von Conny Axel Meier

Das erinnert an uralte Schauermärchen, wie Juden würden Christenkinder zu Matzen backen und die Brunnen vergiften. Dazu werden selbsternannte Experten bemüht um dieses oder jenes zu bestätigen. Meistens sind es die gleichen, die behaupten, 9/11 wäre eine Insider-Geschichte gewesen und die Amis hätten das World Trad Center selber gesprengt, die Mondlandung 1969 hätte nie stattgefunden und die Pyramiden hätten Ausserirdische erbaut. Selbst innerhalb der EU hält sich die Unterstützung Israels in engen Grenzen. Nur Österreich, Tschechien, Ungarn und Deutschland haben sich vollständig mit Israel solidarisiert, zum Bedauern der extremen Rechten und der extremen Linken, die das Massaker der HAMAS relativieren und beide Seiten dafür verantwortlich machen.

Stellvertretend sei hier Ungarn genannt. Dort hat einzig die rechtsextreme Mi Hazank-Partei gegen die Resulution des Parlaments gestimmt. Die Bergündung war, auch „der israelische Terror“ solle verurteilt werden. Dabei stellt das ungarische Parlament die völlige Solidarität mit Israel fest, Die Budapester Zeitung berichtet heute:

Ungarn verurteilt in der Politischen Erklärung die Terroristen, stellt sich an die Seite der Opfer und erkennt Israels Recht auf Selbstverteidigung an. In der Erklärung wird das enorme Risiko betont, das von den unkontrolliert, in großen Massen nach Europa einströmenden Einwanderern ausgeht. Es sei die direkte Folge einer unverantwortlichen und verfehlten Migrationspolitik, dass im Zuge der illegalen Migration Angehörige der Hamas und anderer Terrororganisationen in die EU eingeschleust werden.

https://www.budapester.hu/inland/solidaritaet-mit-israel-bekundet/

Wie gesehen, sind diese Art Erklärung auch in der EU eher die Ausnahme, als die Regel. Das Gegenbeispiel dürfte ein Franzose sein, ein gewisser Thierry Meyssan, ein Autor, der im Wesentlichen die 9/11 Skeptiker füttert und für den Israel für alles Unheil in der Welt verantwortlich ist. Er ist einer der schlimmsten, linksextremen Antisemiten, der von der Hisbollah benutzt wird, um islamische Propaganda zu betreiben. Für ihn ist die HAMAS ein Mossad- Konstrukt. Und er hat in Jürgen Elsässer jemanden gefunden, der seinen Schwachsinn verbreitet.

https://www.compact-online.de/hamas-gruendung-vom-mossad-unterstuetzt/

Leider finden solche Thesen auch Einzug in pariotische und libertäre Kreise. Dem muss energisch widerprochen werden. Es werden Zusammenhänge zusammengebastelt, die nur mit viel Phantasie zusammenpassen.

Kommen wir zu den Fakten:

Die HAMAS ist der „palästinensische“ Ableger der weltweit operierenden, 1923 in Ägypten durch Hassan al-Banna gegründeten, Muslimbruderschaft. Die Muslimbruderschaft entstand durch mohammedanische „Gelehrte“, die sich nicht mit dem Ende des Kalifats, der Absetzung des türkischen Sultans, abfinden mochten. Sie erklärten kurzerhand, dass in der Zeit ohne Kalifen, jeder Mohammedaner den Jihad, den Krieg gegen die Ungläubigen, gegen die Juden und gegen die Christen, führen muss. In den 50er und 60er Jahren gründete die Muslimbruderschaft Ableger. Zuerst in Syrien, danach in der Türkei und in Palästina, später in anderen Ländern, so auch in Europa. Sie arbeiteten im Geheimen und schufen so unterweltartige Strukturen.

Die Muslimbruderschaft wurde in Ägypten verboten, al-Banna wurde inhaftiert und ins Gefängnis gesperrt, wo er verstarb. Sein Schwiegersohn, Said Ramadan, Vater vom verhinderten Professor Tarik Ramadan, der von einem europäischen Islam phantasierte, flüchtete als Student nach Deutschland und übernahm im Handstreich den Vorsitz des in München bestehenden Moscheebauvereins. Dieser wurde ursprünglich von ehemaligen usbekischen, turkmenischen und anderen mohammedanischen Mitgliedern der Wehrmacht und der SS gegründet und stand vorerst unter der Schirmherrschaft der CIA. Die CIA benutzte diesen Verein dazu, die CIA-Propaganda über „Radio Liberty“ und „Radio Free Europe“ zu senden. Irgendwann Ende der 50er Jahre verloren die Amerikaner zunehmend ihr Interesse an dem Projekt. Der deutsche Geheimdienst Gehlen, der Vorläufer des BND in Pullach mit seiner Unterabteilung in Bad Godesberg, übernahm diese Aufgabe, versprach ihnen erneut, die kleine Moschee zu finanzieren, die dann letztlich in München-Freimann 1972 eingeweiht wurde. Der zuständige Abteilungsleiter war Gerhard von Mende, der schon im 1000-jährigen Reich für Hitlers Geheimdienst arbeitete. Ian Johnson berichtet ausführlich in seinem Buch mit dem deutschsprachigen Titel: „Die vierte Moschee: Nazis, CIA und der islamische Fundamentalismus“ darüber.

Diese kleine Moschee in Freimann wurde dann von den Muslimbrüdern als Ausgangszentrum ihrer europäischen Aktivitäten genutzt. Alles was weltweit Rang und Namen in der Muslimbruderschaft hatte, saß dort im Moscheevorstand. Sie galt für die Muslimbrüder als die vierte wichtige Moschee des Islam, nach der Großen Moschee in Mekka, der blauen Moschee in Istanbul und der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem. In Deutschland gilt der ehemalige IGD (Islamische Gemeinschaft in Deutschland), jetzt in DMG (Deutsche Muslimische Gemeinschaft) umbenannt, als der deutsche Ableger der der Muslimbrüder. Deren ehemaliger Vorsitzender, Ibrahim El Zayad, ein Moscheebau-Unternehmer aus Marburg, gilt als deren Oberhaupt. Obwohl er das bestreitet, wurde er in Ägypten in Abwesenheit zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. Die Zusammenarbeit der Muslimbrüder in München (Ramadan und die Ägypter) und Aachen (Mitglieder des syrischen Ablegers) ist die einzige verifzerte Zusammenarbeit der CIA mit den Muslimbrüdern.

Die Legenden von der Sorte, die CIA oder der Mossad hätten die Muslimbruderschaft und deren Ableger HAMAS gegründet, sind also definitiv unwahr. Es ist nur ein billiger, untauglicher Versuch gewisser Leute, den latent vorhandenen Antisemitismus notdürftig zu kaschieren und den Islam seiner Verantwortung für die Verbrechen freizusprechen.

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