Gaza: Von Doppelmoral und seltsamen Querfronten

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Hamas-Führer bei Irans Mullahs: Extreme Selbstbereicherung auf Kosten des Volkes in Gaza (Foto:ScreenshotYoutube)

Ismail Hanija besitzt richtig viel Geld. Laut einem Artikel der “Frankfurter Rundschau” verfügt er über ein sattes Privatvermögen von vier Milliarden Dollar. Damit lässt es sich in Katar gut leben. Abu Marzuk bringt es sogar auf fünf Milliarden – auch er residiert in dem fußballfreundlichen Golfstaat. Nun sagt man den Bewohnern der arabischen Halbinsel gern nach, sie schwämmen in ihren Öl-Milliarden, aber die beiden obengenannten Herren sind keine alteingesessenen Scheichs, die sich an edlen Jagdfalken und Kamelrennen erfreuen. Sie betreiben ein anderes Metier: Terror. Beide gehören der Führungsriege der Hamas an. Die Terrororganisation selbst gilt als eine reichsten der Welt, sie macht einen Jahresumsatz von etwa einer Milliarde, bei 300-400 Millionen Gewinn jährlich. Da taugen die jüngst aus Deutschland zugesagten 38 Millionen Euro wohl höchstens für die Portokasse. Wie passt das aber mit dem Elend zusammen, das seit Jahren im Gaza-Streifen herrschen soll? Immerhin lebt selbst das “Mittelmanagement” der Terroristen in recht komfortablen Villen. Vielleicht sind zumindest nicht alle Palästinenser so arm?

Die merkwürdige Querfront aus Palästinensern, Alt-Linken und auch Alt-Rechten, die sich ihnen derzeit auch und gerade in Deutschland zugesellen, verschweigt so etwas gern. Reich und mächtig, das sind angeblich nur Juden, von denen die meisten von so einem Vermögen nur träumen können, so wie der normale Araber auch. Immerhin eine Gemeinsamkeit, aber in der Wahrnehmung unserer Querfront sind selbstverständlich nur Palästinenser benachteiligt. Woran – ebenso selbstverständlich – nicht die eigene Führung Schuld trägt, sondern der böse “Zionismus”. Da kam eine Meldung aus der “Wirtschaftswelt” gerade zur richtigen Zeit: Vor der Küste Gazas werden Gasvorkommen im Wert von einigen Milliarden Dollar vermutet. Für die “Israelkritiker” stand damit fest, dass der jüdische Staat sich Gaza aus diesem Grund nun unter den Nagel reißen wolle. Wieder einmal wird dabei unterschlagen, dass der ursprüngliche Angriff von der Hamas ausging; notfalls konstruiert man sich auch etwas von einer “Absprache” mit der Terrororganisation zusammen. Die Logik hinter dieser Theorie steht auf weniger als tönernen Füßen, aber das kümmert ihre Anhänger nicht.

Ausgeblendete Details

Wie es sich für eine anti-israelische Theorie gehört, wird den Lesern dieses Gasvorkommen als großes Geheimnis verkauft. Dabei war schon im Frühjahr eine Zusammenarbeit von Ägypten, Israel und Gaza geplant, um das Gas zu fördern. Natürlich wollten auch die Ägypter und Israelis bei diesem Deal verdienen, schließlich hätten beide Staaten die Technik für das Projekt geliefert. Aber die Hamas stellte sich quer und beanspruchte alles für sich. Wie Gaza, das es noch nicht einmal schafft, eine eigene Trinkwasserversorgung aufzubauen, das Vorkommen erschließen wollte, bleibt im Dunkeln. Und wieder einmal wurde eine Chance vertan, das Leben dort zu verbessern. Selbst wenn es der Hamas gelänge – eventuell mit iranischer Hilfe -, mit der Förderung zu beginnen, bliebe sie von Dritten abhängig und für die Bevölkerung wären höchstens ein paar Almosen abgefallen. Man mag sich nicht vorstellen, was sonst noch mit dem Geld angestellt würde. Raketen gekauft – oder doch lieber ein paar schicke Immobilien für Hanija und Marzuk?

Unsere neue Querfront blendet solche Details gerne aus. Die Linken verzichten sogar auf ihre sonst üblichen Enteignungsforderungen, vielleicht weil sie mit ihrem Tunnelblick die Palästinenser nur als unterprivilegierte Masse wahrnehmen können. Der eher rechtsgerichtete Wald-und-Wiesen-Antisemit hat plötzlich auch die Gerechtigkeit und das “Völkerrecht” für sich entdeckt. So entstehen kuriose und teilweise auch unerträglich böswillige Argumentationslinien, welche uralte Stereotypen gegenüber Juden im neuen Gewand wiederkäuen und fleißig Doppelstandards pflegen. Eher unfreiwillig komisch fand ich die Studentin, welche mit einer palästinensischen Flagge an ihrem Balkongeländer prahlte – als erfordere das unglaubliche Tapferkeit. Auf meine Frage, ob sie fürchte, der Mossad würde nun mit einer langen Leiter anrücken, erhielt ich leider keine Antwort. Die Dame war offenbar der festen Überzeugung, eine wie auch immer geartete “israelische Lobby” sei nun hinter ihr her.

Verrutschter moralischer Kompass

Einen ordentlich verrutschten moralischen Kompass hat wohl auch jener pensionierte Ingenieur, dessen einziges Hobby derzeit darin besteht, bei Twitter “Beweise” gegen Israel zusammenzutragen. Die Hamas, so führte er aus, habe sich an jenem verhängnisvollen 7. Oktober schließlich nur ein paar Geiseln holen wollen, um ihre Verhandlungsposition zu verbessern, da hätten die Israelis nicht gleich schießen müssen. Um einen Hauch Kolonialismus-Kritik in seinen nächsten Tweet einzuflechten, klagte er Israel an, mit den “indigenen Völkern der Region” nicht angemessen umzugehen. Als “indigenes Volk” betrachtete er auch die 1987 gegründete Hamas. Wenn so etwas von einem durchaus intelligenten Menschen geschrieben wird, möchte man sich nur noch fremdschämen.

Ohnehin fällt auf, dass man selten eine Antwort auf die Frage erhält, was denn eine “verhältnismäßige Reaktion” Israels gewesen wäre. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass jeder “Israelkritiker” früher oder später ohnehin die Legitimität des jüdischen Staates anzweifelt. Und ein Land, das man am liebsten von der Karte fegen möchte, soll sich am besten nicht dagegen zur Wehr setzen. Das ist einer jener Doppelstandards: Die Kritik an einer vermeintlich oder tatsächlich falschen Entscheidung der israelischen Regierung bewegt sich nie im hier und jetzt, der Kritiker verhält sich extrem nachtragend und gräbt gern im Internet uralte Zitate von Moshe Dajan oder Menachim Begin aus, welche angeblich beweisen sollen, wie bösartig die Israelis schon immer waren. Das ist bequem: Jeden von arabischer Seite begonnenen Krieg kann man so als eine Art Notwehr relativieren.

Die palästinensiche “Opferpille” bedenkenlos geschluckt

Es ist erstaunlich, dass sogar in rechten Kreisen, die sonst die durch muslimische Interessenverbände gepflegte Opferhaltung aus guten Gründen kritisieren, die “Opferpille” der Palästinenser bedenkenlos geschluckt wird. Teilweise übernimmt man dabei sogar linke Termini, so etwa den der “israelischen Landnahme” für den UN-Teilungsplan von 1947, der suggeriert, die Juden hätten sich etwas unberechtigt angeeignet. Den Ausdruck fand ich auch bei Martin Lichtmesz, der bei der rechten “Sezession” den “Israelkritiker” gibt. Allerdings besaß die “Sezession” auch den Anstand, die Gegenposition von Artur Abramovych von den Juden in der AfD zu veröffentlichen. Prompt erhielt die Redaktion Leserbriefe, sie sei zu “pro-israelisch“.

Die Tatsache, dass diese Kritiker jedes Wort von Frank-Walter Steinmeier und seinen Freunden im Rahmen der deutschen Gedenkkultur für bare Münze nehmen, irritiert mich jedoch am meisten. Wie einige andere Juden auch bin ich längst zu AfD übergelaufen, weil mir die schwülstigen Worte “von der besonderen deutschen Verantwortung für Israel” wie reiner Hohn erscheinen. Sowohl die deutsche Innenpolitik mit ihrer Toleranz für importierten Antisemitismus als auch die Außenpolitik, welche sich im Zweifelsfall immer für die Gegner Israels als Verbündeten entscheidet, strafen diese Aussagen Lügen. Aber man glaubt eben, was man glauben will.

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