Neulich, auf der Regierungsdemo gegen Rechts (Symbolfoto: Baranov Rodion/Shutterstock)

Reflexionen über die gegenwärtigen „Märsche der Gerechten“

Seit mehreren Monaten wird die breite Öffentlichkeit Deutschlands seitens des Staatsfernsehens sowie des gleichgeschalteten Teils der deutschen Presse mit Bildern beglückt, auf denen zu sehen ist, wie aufrechte Bürger und Bürgerinnen in allen größeren (und vielen kleineren) Städten des Landes zu Tausenden bis Zehntausenden auf die Straße gehen, um ihrem Unwillen gegenüber der pöhsen AfD Ausdruck zu verleihen, die in ihrer abgrundtiefen Verworfenheit Pläne schmiedet arme, unschuldige Menschen aus dem Land zu werfen, die unseren Schutz vor Elend und Verfolgung suchen.

Vom Quo usque tandem

Die Teilnahme an solchen Aufmärschen ist natürlich rein spontaner Natur – ein Schelm, wer auch nur denkt, dass das herrschende politische System in irgend einer Weise eine Hand in ihrer Organisation haben könnte.

Bei genauer Betrachtung der genannten Bilder kommen gewisse Gedanken auf; ich will mich in diesem Zusammenhang auf die Bilder aus Hamburg beschränken, in dessen Nähe ich lebe und dessen Topografie sowie Wetterverhältnisse der jüngeren Zeit mir vertraut sind.

Zum einen ist auf Luftaufnahmen solcher Aufmärsche jeweils ein Meer von Köpfen zu sehen, aber eigenartigerweise keine Regenschirme – obwohl es in Hamburg und Umgebung seit November/ Dezember fast täglich geregnet hat. Die braven Demonstranten müssen, um sich ohne  Nässe-Schutz auf die Straße zu begeben, einerseits von einem sehr starken Willen beseelt sein der Gerechtigkeit zum Siege zu verhelfen und andererseits über eine eiserne Konstitution verfügen.

Eine der Luftaufnahmen zeigt einen Aufmarsch der Gerechten, der sich auf dem sog. „Jungfernstieg“ bewegt, einem Straßenzug, der auf einer Seite durch die „Binnenalster“, einem größeren Gewässer in Hamburgs Stadtzentrum, begrenzt ist. Es gibt Stimmen, die behaupten, dass ein Teil der dort gezeigten Menschenmenge sich auf dem Wasser zu bewegen scheint, eine Leistung, die zum letzten Mal in der Geschichte der Menschheit durch Jesus auf dem See Genezareth vollbracht worden ist.

Die vorgenannten Umstände könnten zu der Vermutung verleiten, dass die einschlägigen Aufnahmen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz erzeugt worden sind, aber – weiche vom mir Gedanke! Unser gegenwärtiges politisches System wäre doch wohl nie zu einer solchen Handlungsweise fähig. Oder, um eine Anleihe bei Shakespeares Mark Anton zu machen: „Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann“.

Aufnahmen auf Straßenniveau zeigen bedeutend weniger dichtgedrängte Mengen, und die Aussagen (spontan) interviewter Personen erwecken, von Satzstellung und Flüssigkeit her, oft den Eindruck, als seien sie einstudiert, oder von einem Teleprompter abgelesen – aber dies kann ja wohl nicht der Fall sein, oder?

Alles in allem: Umstände, die zum Nachdenken anregen, aber: wer sind wir, geschätzte Leser, um die lauteren Absichten aufrechter Bürger und Bürgerinnen in Zweifel zu ziehen?

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